- Die Linke verliert ihre Co-Parteichefin.
- Susanne Hennig-Wellsow legt ihr Amt mit sofortiger Wirkung nieder.
- Die Politikerin nennt drei Gründe für den Schritt.
Susanne Hennig-Wellsow, Co-Parteichefin von Die Linke, hat nach gut einem Jahr an der Parteispitze ihren sofortigen Rücktritt erklärt. Das teilte sie auf ihrer Website und über Social Media mit.
Eine "programmatische, strategische und kulturelle Erneuerung der Linken ist nötig, wir wissen es seit Jahren", heißt es in der Erklärung von Hennig-Wellsow. "Ich habe das mir Mögliche versucht, dazu beizutragen. Wir sind aber auf diesem Weg bisher nicht so weit gekommen, wie es meiner Ansicht nach nötig wäre. Wir haben Vertrauen enttäuscht, bei Wähler:innen aber auch bei unseren Genoss:innen."
Die 44-Jährige sprach auch von "vermeidbaren Fehler[n]", die sie selbst gemacht habe. Sie habe es nicht geschafft, "diejenigen zu überzeugen, die mit Erneuerung vor allem die Angst vor dem Verlust des Vertrauten, der Gewissheiten verbinden".
Hennig-Wellsow nennt drei Gründe für ihren Rückzug von der Parteispitze der Linken
Zum anderen seien die vergangenen Monate eine der schwierigsten Phasen für die Partei gewesen. Zudem habe der Umgang mit Sexismus in den eigenen Reihen "eklatante Defizite unserer Partei offen gelegt", teilte die Politikerin mit. "Ich entschuldige mich bei den Betroffenen und unterstütze alle Anstrengungen, die jetzt nötig sind, um aus der Linken eine Partei zu machen, in der Sexismus keinen Platz hat."
Verdacht mehrerer sexueller Übergriffe bei der Linken in Hessen
Vor dem Hintergrund mehrerer Verdachtsfälle von sexuellen Übergriffen bei der hessischen Linkspartei findet am Mittwochabend eine Krisensitzung des Bundesvorstands statt. Nach Angaben eines Parteisprechers wollen alle 44 Vorstandsmitglieder in einer Schaltkonferenz über die weiteren Schritte beraten.
Der "Spiegel" hatte vergangenen Freitag mehrere mutmaßliche Fälle sexualisierter Gewalt in der hessischen Linken öffentlich gemacht. Es gebe verschiedene Dokumente mit Hinweisen auf "mutmaßliche Grenzüberschreitungen, Machtmissbrauch und eine toxische Machokultur", schrieb das Nachrichtenmagazin unter Berufung auf Gespräche mit zehn Frauen und Männern.
Der geschäftsführende Landesvorstand teilte daraufhin mit, man nehme die Anschuldigungen sehr ernst. Auch die Co-Bundesparteivorsitzende
Henning-Wellsow bleibt Abgeordnete der Linken
In ihrer Erklärung sprach Hennig-Wellsow auch das enttäuschende Ergebnis der Linken bei der Bundestagswahl an. Ende September 2021 war die Partei nur dank dreier Direktmandate in den Bundestag eingezogen und hat sich seitdem nicht wieder erholt.
"Wir haben zu wenig von dem geliefert, was wir versprochen haben. Ein wirklicher Neuanfang ist ausgeblieben. Eine Entschuldigung ist fällig, eine Entschuldigung bei unseren Wählerinnen und Wählern, deren Hoffnungen und Erwartungen wir enttäuscht haben", erklärte Hennig-Wellsow.
Ihrer Partei will Hennig-Wellsow indes treu bleiben. "Ich bleibe eine Linke. Ich bleibe ein politischer Mensch. Ich werde im Bundestag, in meinem Thüringer Wahlkreis und in meinem Landesverband weiter dafür arbeiten, dass sich die Lebenslagen der Menschen praktisch verbessern, die wir vertreten", heißt es in ihrer Erklärung.
Sie werde auch jene unterstützen, die an der Parteispitze "künftig Verantwortung für die Gestaltung des Erneuerungsprozesses übernehmen". Hennig-Wellsow führte die Linke gemeinsam mit Janine Wissler seit Ende Februar 2021. Das Duo folgte damals auf Katja Kipping und Bernd Riexinger, die nach neun Jahren auf eine weitere Amtszeit als Parteivorsitzende verzichtet hatten.
Verwendete Quellen:
- Susannehennig.de: Erklärung
- Twitter-Account von Susanne Hennig-Wellsow
- dpa
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