- Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella hat nach dem Rücktritt von Regierungschef Mario Draghi ein Dekret zur Auflösung der beiden Parlamentskammern unterschrieben.
- Das sagte Mattarella am Donnerstagabend in Rom.
- Nach der Entscheidung ist das Datum für die vorgezogene Wahl auf den 25. September 2022 festgelegt worden.
Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella hat nach dem Rücktritt von Regierungschef Mario Draghi die Auflösung der beiden Parlamentskammern verfügt. Er habe ein entsprechendes Dekret unterschrieben, sagte Mattarella am Donnerstagabend in Rom.
Damit ist klar: Italien wird früher als geplant ein neues Parlament wählen. Eigentlich hätten die Wahlen erst im Frühjahr 2023 angestanden. "Das Auflösen der Parlamentskammer ist immer die letzte Wahl", sagte Mattarella. Die politische Situation habe zu dieser Entscheidung geführt.
Vorgezogene Wahl in Italien am 25. September
Nach der Entscheidung zur Auflösung der beiden Parlamentskammern in Italien ist das Datum für die vorgezogene Wahl auf den 25. September 2022 festgelegt worden. Das wurde während einer Sitzung des Ministerrats am Donnerstagabend in Rom mitgeteilt, wie die Nachrichtenagenturen Ansa und Adnkronos unter Berufung auf Teilnehmer berichteten. Der noch zurückgetretene, aber noch amtierende Regierungschef Mario Draghi bedankte sich in einer Rede bei Staatschef Sergio Mattarella für das Vertrauen, das er in ihn gesetzt habe. "Wir müssen sehr stolz auf die Arbeit sein, die wir im Auftrag des Präsidenten der Republik im Dienste aller Bürger geleistet haben", erklärte der 74-Jährige darin weiter.
Der frühere Chef der Europäischen Zentralbank forderte, mit Entschlossenheit in den kommende Wochen weiter zu arbeiten. Seine Regierung ist noch im Amt, bis es eine neue gibt.
Rechtsextreme Fratelli d'Italia liegen Umfragen zufolge vorn
Jüngsten Umfragen zufolge lägen die rechtsextremen Fratelli d'Italia unter Parteichefin Giorgia Meloni derzeit vorne. Zusammen mit den großen Mitte-Rechts-Parteien Forza Italia von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi und der rechten Lega von Matteo Salvini wäre unter Umständen eine Mehrheit im Parlament möglich. Unter anderem für die Migrationspolitik und auch die Beziehungen zur EU wäre eine solche Regierung wohl problematisch.
Der Schritt Mattarellas hatte sich kurz zuvor bereits mit der Einbestellung der beiden Parlamentspräsidenten Maria Elisabetta Casellati (Senat) und Robert Fico (Abgeordnetenkammer) angekündigt, da er sie auf Grundlage des Artikels 88 der Verfassung einberief, in dem es um die Auflösung der beiden Kammern geht. Zuvor bot Draghi dem 80 Jahre alten Sizilianer Mattarella erneut seinen Rücktritt an.
Das politische Rom ist zerstritten
Für Draghi ist klar, dass seine Regierung vor dem Ende steht. Drei seiner Regierungsparteien sprachen ihm am Mittwoch im Senat nicht das Vertrauen aus und nahmen nicht an dem Votum teil. Der 74-jährige Römer verfehlte damit sein gefordertes Ziel einer breiten Parlamentsmehrheit - obwohl er das Vertrauensvotum eigentlich gewann.
Bereits eine Woche zuvor wollte er schon zurücktreten, als die linkspopulistische Fünf-Sterne-Bewegung im ebenfalls im Senat nicht das Vertrauen aussprach. Damals lehnte Mattarella dies jedoch noch ab und schickte Draghi zum Berichterstatten ins Parlament - es war quasi der Versuch, seine Regierung doch noch am Leben zu erhalten.
Das politische Rom ist seither zerstritten, die Parteien beschuldigen sich gegenseitig, Schuld am Fall von Draghis Kabinett und der Eskalation der Regierungskrise Krise gewesen zu sein. Politisch dürfte es für Draghi jetzt noch schwieriger werden, wichtige von der EU vorgegebene Reformen, die eigentlich anstünden, im Parlament durchzusetzen. Das Land muss diese umsetzen, um die milliardenschweren Corona-Wiederaufbau-Gelder aus Brüssel zu bekommen.
Wirtschaftlich steht für Italien viel auf dem Spiel
Draghi galt auch im Ausland als Stabilitätsgarant für das sonst mitunter turbulent regierte Italien. Er machte das Land mit fast 60 Millionen Einwohnern wieder auf der internationalen Bühne sichtbar, reiste etwa mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nach Kiew.
Ökonomisch steht für Italien damit einiges auf dem Spiel. Die Märkte reagierten am Donnerstag bereits negativ. Die Mailänder Börse fiel zwischenzeitlich deutlich ins Minus und schloss rot. Der Risikoaufschlag (Spread) für zehnjährige italienische Staatsanleihen im Verhältnis zu deutschen Staatsanleihen stieg deutlich nach oben. (dpa/ank)
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