Eine ungenaue Übersetzung hat vermutlich den harschen Tweet Donald Trumps gegen Russland provoziert. Der US-Präsident drohte Moskau darin mit Raketen. Möglicherweise bezog er sich damit auf einen Übersetzungsfehler.
Russland werde jede US-Rakete auf Syrien abschießen, lautete die Drohung des russischen Botschafters im Libanon, Alexandr Zasypkin. Sie war Trumps Raketen-Tweet vorausgegangen.
Zasypkin Aussage sei jedoch in den Medien ungenau wiedergegeben worden, behauptet ein russischer Wissenschaftler.
US-Präsident
Damit bezog sich Trump auf ein Interview von Alexandr Zasypkin im Hisbollah-nahen Fernsehsender "al-Manar". Darin soll Zasypkin gesagt haben, Russland würde alle Raketen der USA abfangen und deren Raketen-Startvorrichtungen angreifen, sollten die USA gegenüber Syrien als Aggressor auftreten.
Die Meldung erreichte über die Nachrichtenagenturen Reuters und AP auch den von Trump bevorzugten US-Sender "Fox News".
Verkürztes Zitat mit Folgen
Das Zitat allerdings soll laut dem Verteidigungsexperten Wassili Kaschin von der Moscow Higher School of Economics auf einem Übersetzungsfehler vom Arabischen ins Englische beruhen. Genauer: auf einem verkürzten Zitat.
Zasypkin habe in dem Interview lediglich die Aussage des russischen Generalstabschefs Waleri Gerassimow wiedergegeben, der bereits am 13. März von der russischen Nachrichtenagentur Tass zitiert worden war, man rechne mit einem durch die Rebellen lancierten Giftgasangriff, um die USA zu einem Luftangriff auf das Regierungsviertel von Damaskus zu bewegen.
Gerassimow führte weiter aus: "In Damaskus befinden sich zahlreiche russische Militärberater und Militärpolizisten. Sollte das Leben unserer Soldaten bedroht sein, werden die Streitkräfte der Russischen Föderation Maßnahmen ergreifen - gegen die Raketen und die Trägersysteme, die sie abgefeuert haben."
Der Zusatz "sollte das Leben unserer Soldaten bedroht sein" fehlte also in der durch die westlichen Agenturen verbreiteten Fassung.
In der englischsprachigen Online-Ausgabe des arabischen Senders Al Jazeera vom 11. April ist diese Einordnung so wiedergegeben.
Folgt ein Militärschlag?
Die in den westlichen Medien wiedergegebene Version lässt die Aussage des russischen Botschafters in einem aggressiveren Licht darstellen, da laut dieser jede gegen Syrien abgefeuerte Rakete vergolten werden würde, nicht nur im Falle einer Bedrohung russischer Soldaten.
Sarah Sanders, Sprecherin des Weißen Hauses, versuchte, die Gefahr eines drohenden Militärschlags nach Trumps aggressiver Twitter-Antwort zu relativieren, "alle Optionen" stünden offen - also auch nicht-militärische.
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