Der 77 Jahre alte Milliardär aus New York will es nochmal wissen. Michael Bloomberg dürfte die Wählerbasis der Demokraten kaum elektrisieren. Er setzt aber darauf, dass sein Lebenslauf die Wähler der Mitte davon überzeugt, dass er es besser machen würde als Donald Trump. Wer ist der Mann, der dem US-Präsidenten mit seiner möglichen Kandidatur gefährlich werden will?
Michael Bloomberg hat ein erfolgreiches Unternehmen gegründet und zwölf Jahre lang die größte Stadt der USA geführt. Aber jetzt ist es Zeit, dass der Milliardär das ganze Land vor weiteren vier Jahren
Am Freitag reichte der 77-Jährige nun die Unterlagen für eine Kandidatur zu den Vorwahlen der Demokraten im Bundesstaat Alabama ein. Ex-Vizepräsident
Die politischen Positionen von Michael Bloomberg
Bloomberg gilt als politisch moderater Demokrat: Er setzt sich ein für strengere Waffengesetze, den Kampf gegen den Klimawandel, Gesundheitsreformen und bessere Schulen. Als einer der reichsten Menschen der Welt hat er bereits Milliarden gespendet für verschiedene Anliegen. Zudem steht er im Ruf, sich für eine unternehmensfreundliche Wirtschaftspolitik einzusetzen, die das Wachstum fördert - was ihm an der linken Parteibasis schaden könnte, bei Wählern der Mitte aber Stimmen einbringen dürfte.
Experten sehen daher in Bloombergs möglicher Kandidatur vor allem eine Gefahr für Joe Biden. Sowohl der Ex-Vizepräsident als auch Bloomberg verorten sich politisch in der Mitte, während die Senatoren Elizabeth Warren und Bernie Sanders, die Biden dicht auf den Fersen sind, linke Positionen vertreten.
Seine Kritiker werfen Bloomberg vor, bisweilen selbstherrlich zu sein. Zudem wird ihm angekreidet, als Bürgermeister auf Polizei-Strategien gesetzt zu haben, die besonders Angehörige von Minderheiten - Schwarze und Latinos - zu Zielen machten. In diesen für Demokraten wichtigen Wählergruppen gilt er als wenig beliebt.
In New York war Bloomberg als Republikaner zum Bürgermeister gewählt worden, später liebäugelte er mit einer Präsidentschaftskandidatur als Unabhängiger, zuletzt schloss er sich aber den Demokraten an. Er ist auch einer der wichtigen Spender der Partei. Bloomberg schloss im März noch dezidiert aus, sich um die demokratische Präsidentschaftskandidatur zu bewerben. Das hat sich nun anscheinend geändert.
Werdegang von Michael Bloomberg - von der Börse in die Politik
Bloomberg schloss 1966 einen Wirtschaftsstudiengang (MBA) an der Eliteschmiede Harvard ab und fing direkt bei der Investmentbank Solomon Brothers an. Dort machte er Karriere, wurde Leiter des Aktienhandels und Technologie-Chef. Als Investoren 1981 seinen Arbeitgeber kauften, schmissen sie Bloomberg raus. Er nutzte seine Abfindung, um eine Firma zu gründen, die später als das nach ihm benannte Finanz- und Medienunternehmen bekannt wurde.
Bloomberg LP machte sich einen Namen als schneller Datenlieferant für Finanzfirmen. Um Echtzeit-Informationen anbieten zu können, brachte Bloomberg ein System vernetzter Computer auf den Markt, die sogenannten Bloomberg-Terminals. Ab 1989 baute er zudem noch eine Mediensparte auf, zunächst auf Finanznachrichten spezialisiert, dann auch breiter aufgestellt. Heute arbeiten nach Firmenangaben in 120 Ländern rund 20.000 Menschen für Bloomberg LP.
Als Milliardär wagte sich Bloomberg 2001 erstmals in die Politik und kandidierte als Republikaner für die Nachfolge des New Yorker Bürgermeisters Rudy Giuliani. Rund zwei Monate nach den Anschlägen vom 11. September gewann er knapp. Wahlkampfkosten hatte er aus eigener Tasche getragen, nach seinem Amtsantritt begnügte er sich mit einem symbolischen Ein-Dollar-Gehalt. Ihm wird zugutegehalten, die Stadt nach den Terrorattacken, die auch finanziell verheerende Folgen hatten, wieder gut auf Kurs gebracht zu haben. Er modernisierte die Verwaltung, reformierte das Schulwesen und machte New York zu einer der sichersten Großstädte. 2005 wurde er für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.
Dritte Amtszeit in New York durch massiven Einsatz seines Vermögens
Angesichts der globalen Wirtschaftskrise, die die Ostküstenmetropole seit 2008 fest im Griff hatte, überzeugte er den Stadtrat trotz heftiger Kritik, ihn ausnahmsweise für eine dritte Amtszeit kandidieren zu lassen. Seine Gegner sahen das Vorhaben als undemokratisch an. Bloomberg gab im Wahlkampf um ein Vielfaches mehr Geld aus als sein demokratischer Herausforderer und gewann erneut - allerdings nur sehr knapp.
Dem Vernehmen nach würde Bloomberg auch als Präsidentschaftskandidat keine Spenden annehmen wollen, sondern alle Ausgaben selbst tragen. Falls ihn das eine oder sogar zwei Milliarden Dollar kosten sollte, hätte er dem Magazin "Forbes" zufolge selbst dann immer noch rund 50 Milliarden US-Dollar auf der hohen Kante.
Schwierig dürfte es trotzdem werden: Er muss sich in relativ kurzer Zeit zunächst an der Parteibasis gegen rund 15 Mitbewerber durchsetzen. Diese Vorwahlen beginnen im Februar - und die Präsidentschaftswahl ist im November 2020.
Bloomberg gilt nicht als charismatisch - eine Angriffsfläche für Trump
Zudem ist Bloomberg kein charismatischer Politiker, der die Massen elektrisiert, wie es einst etwa Barack Obama schaffte. Damit bietet er für US-Präsident Donald Trump eine nicht zu unterschätzende Angriffsfläche.
Direkt nach Bekanntwerden einer möglichen Kandidatur, gab sich Donald Trump siegesgewiss: "Der kleine Michael wird scheitern", sagte der Präsident mit Blick auf die Körpergröße des Unternehmers. Weiter habe Bloomberg nicht "die Magie, um gut abzuschneiden". (mgb/dpa/afp)
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