Starkregen, Überschwemmungen - die Wetterlage in den vergangenen Tagen ist extrem. Und noch ist kein Ende in Sicht. Meteorologe Andreas Friedrich erklärt, woher die Unwetter kommen und wie es in den nächsten Tagen weitergeht.

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Die aktuelle Wetterlage hat in manchen Teilen Deutschlands zu Katastrophenfällen geführt. Nach heftigen Unwettern ist vor allem Bayern massiv betroffen. Schwere Überschwemmungen haben ganze Dörfer verwüstet. Es gab Tote und Verletzte, die Sachschäden gehen in die Millionen.

Im Interview erklärt uns Meteorologe Andreas Friedrich, dass wir in der Zukunft wohl regelmäßig mit solchen Unwettern rechnen müssen.

Herr Friedrich, ist diese Wetterlage noch normal?

Andreas Friedrich: Nein, dieser Begriff wäre völlig unangebracht. Wir haben es seit Freitag mit einer ausgeprägten Unwetterlage zu tun. Jeden Tag gibt es Unwetterwarnungen bis in den extremen Bereich. Seit einer Woche herrscht praktisch Daueralarm. Die Lage ist wirklich ungewöhnlich.

Ende Mai gibt es zwar alle zwei bis drei Jahre Starkregen und Hochwasser. Das Ungewöhnliche in diesen Tagen ist jedoch die lange Dauer.

Wie kommt es zu diesen starken Unwettern?

Das ist der besonderen Wetterlage geschuldet, dem Tief "Mitteleuropa". Seit vergangenem Freitag hat sich ein Tiefdruckgebiet über Mitteleuropa festgesetzt, das zusammen mit kleineren Tiefs diese Unwetter verursacht.



Erst traf Tief "Elvira" Südbayern und Baden-Württemberg, dann ging es mit Tief "Friederike" weiter, das unheimlich starke Niederschläge in Ostbayern verursachte. Da kamen teilweise bis zu 103 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden herunter. So viel regnet es normalerweise in einem Monat.

Müssen wir uns jetzt jeden Sommer auf starke Unwetter einstellen?

Sicherlich nicht jeden Sommer. Aber als der Deutsche Wetterdienst die Aufzeichnungen der vergangenen Jahre untersuchte, stellte sich heraus, dass solche Großwetterlagen in den vergangenen 30 Jahren zugenommen haben. Es gibt also auf jeden Fall mehr Starkregen-Ereignisse als noch vor 50 Jahren.

Wir haben zudem Klimasimulationen für die nächsten Jahre durchgeführt. Aus denen können wir natürlich keine Details herauslesen, aber wir können davon ausgehen, dass die Ereignisse in der Spitze heftiger werden. Das Wetter wird extremer.

Woran liegt das?

Das Problem ist die Klimaerwärmung. Je wärmer die Atmosphäre durch die steigenden Temperaturen wird, desto mehr Wasserdampf entsteht und wird zu Regen. Gerade im Sommer müssen wir uns dann auf stärkere Regenfälle in kürzeren Abständen einstellen.

Das heißt nicht, dass es jeden Tag oder jeden Sommer schwere Unwetter geben wird. Zwischendurch kann es auch zu Hitze- und Dürreperioden kommen. Man muss sich den Sommer 2050 so vorstellen: Noch mehr Regen, mehr Überschwemmungen und anschließend vier Wochen über vierzig Grad.

Ist die aktuelle Wetterlage ein Jahrhundertereignis?

In einigen Orten kann man sicher von einem Jahrhundertereignis sprechen. Wir dürfen uns allerdings nicht darauf verlassen, dass eine Wetterepisode wie diese erst wieder in hundert Jahren auftritt.

Sind auch andere europäische Länder von den Unwettern betroffen?

Nein. Die Grenzregionen zu Tschechien und Polen sind natürlich auch betroffen, aber der Unwetterfokus liegt auf Deutschland. Es ist sozusagen der Hotspot Europas.

Wie sieht die Prognose für die nächsten Tage aus?

Wir können noch keine Entwarnung geben. Es ist noch nicht ganz klar, wo genau sich das Tief entladen wird, aber das Tief "Mitteleuropa" wird uns auch über das Wochenende verfolgen.

Die Lage bleibt angespannt und es können weiterhin Unwetter mit Starkregen von 50 bis 60 Litern pro Quadratmeter auftreten.

Andreas Friedrich ist Meteorologe und Tornadoexperte beim Deutschen Wetterdienst.
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