Nach einem schweren Zwischenfall in Leipzig in der Silvesternacht ermittelt die Polizei wegen versuchten Mordes an einem Polizeibeamten gegen mutmaßliche Täter aus der linken Szene. Die Reaktionen von Politik und Gewerkschaft auf die Tat fallen eindeutig aus.

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Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sowie die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) haben den Angriff mutmaßlich linksextremistischer Täter auf einen Polizisten in Leipzig während der Silvesternacht scharf verurteilt.

"Diese Tat zeigt: Menschenverachtende Gewalt geht auch von Linksextremisten aus", teilte Seehofer am Donnerstag mit. Ein starker Staat sei nur mit starken Polizei- und Einsatzkräften möglich. "Wir müssen geschlossen hinter unseren Polizeibeamten stehen, die sich jeden Tag aufs Neue für unsere Sicherheit einsetzen."

Wendt fühlt sich an Anfänge der RAF erinnert

Rainer Wendt, DpolG-Vorsitzender, fühlt sich an die Anfänge der RAF vor rund 50 Jahren erinnert: "Diese Attacken offenbaren klar die Handschrift linksextremer Kreise und erinnern in Zielsetzung und Ausführung fatal an die Ausbildung linksterroristischer Strukturen in den 70er Jahren", teilte er mit. Cathleen Martin, Landesvorsitzende in Sachsen, sieht die Stadt Leipzig und den Freistaat in der Pflicht, stärker gegen linksextremistische Gewalttäter vorzugehen. Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) kündigte an, die Straftaten "mit aller Härte des Rechtsstaates" zu verfolgen

Leipzigs CDU-Ortsverband kritisiert indes direkt Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) und fordert Konsequenzen nach der Attacke: "Es gab in den vergangenen Wochen genug Gewalt. Lange genug haben OB Jung und seine Koalition der Verharmlosung nichts gegen diese demokratiefeindlichen Strukturen unternommen. [...] Wir fordern Konsequenzen aus diesen Ereignissen", erklärte der Kreisvorsitzende Thomas Feist laut einer Mitteilung. Jung habe es zugelassen, dass Leipzig zu einem Hotspot der Linksextremen geworden sei. Jung selbst verurteilte den "heftigen kriminellen Gewaltausbruch".

Das war an Silvester passiert

In der Nacht auf den 1. Januar wurde im Leipziger Stadtteil Connewitz ein Polizist schwer verletzt. Mehrere Menschen hätten Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper auf Einsatzkräfte geworfen, hieß es von der Polizei. Dem 38-jährigen Polizisten sei der Helm vom Kopf gerissen worden, bevor er attackiert worden sei, verlautete aus Polizeikreisen. Der Mann verlor das Bewusstsein. Er musste nach Angaben der Polizei im Krankenhaus notoperiert werden. Zum Zustand des 38-Jährigen machte eine Sprecherin der Polizei am Donnerstag auf Anfrage keine Angaben.

Das Polizeiliche Extremismus- und Terrorismus-Abwehrzentrum (PTAZ) Sachsen ermittelt wegen versuchten Mordes. Leipzig sei deutschlandweit eine Hochburg linksextremistischer Straftäter, sagte Tom Bernhardt, Sprecher des Landeskriminalamts (LKA) Sachsen am Donnerstag. Er betonte, dass das PTAZ nicht gegen Linke, sondern gegen Straftäter ermittle.

Attacken in Connewitz keine Seltenheit

Im linksalternativ geprägten Stadtteil Connewitz kommt es häufiger zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Zehn Menschen wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft nach der Silvesternacht festgenommen, darunter zwei Frauen. Wie Sprecher Ricardo Schulz sagte, werde den meisten von ihnen vorgeworfen, Polizisten tätlich angegriffen zu haben. Nach bisherigen Erkenntnissen bestehe kein Zusammenhang zwischen Festgenommenen und dem "massiven Angriff" auf den 38 Jahre alten Polizisten, so Schulz.

Am Donnerstagnachmittag wollen LKA und Staatsanwaltschaft zum aktuellen Stand der Ermittlungen informieren. (mgb/dpa)

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