Tweets mit dem Hashtag #PlötzlichUndUnerwartet deuten an, dass der Tod von US-Model Jeremy Ruehlemann mit seiner Coronavirus-Impfung im Jahr 2021 zusammenhing. Dafür gibt es keine Belege – sein Vater geht davon aus, dass Ruehlemann durch eine Medikamenten-Überdosis starb.
Die Phrase "Plötzlich und unerwartet" verwenden Impfgegnerinnen und Impfgegner, um einen angeblichen Zusammenhang zwischen allerlei Todesfällen und Corona-Impfungen herzustellen. Doch meist gibt es für diesen Zusammenhang keine Belege, manchmal werden die Fälle auch mit nachweislich falschen Informationen konstruiert. Nun betrifft so ein Fall den Tod des amerikanischen Models Jeremy Ruehlemann.
Ruehlemann starb am 21. Januar 2023 im Alter von 27 Jahren. Es dauerte nur drei Tage, bis ein altes Foto von ihm bei der Corona-Impfung hervorgeholt und mit dem Hashtag #PlötzlichUndUnerwartet oder #diedsuddendly verbreitet wurde – auf Twitter, Facebook und Telegram. Doch dafür, dass Ruehlemann an den Folgen einer Corona-Impfung starb, gibt es keinerlei Belege. Sein Vater sagte zur britischen Zeitung Daily Mail, er gehe davon aus, dass sein Sohn an einer Überdosis starb. Seitdem gibt es keine neuen Erkenntnisse (Stand: 9. Februar 2023).
Ruehlemanns Vater: Unabsichtliche Überdosis als Todesursache – toxikologisches Gutachten stehe noch aus
Ruehlemann war ein Model aus New Jersey, er posierte etwa für GQ und das Playhaus Magazine, außerdem lief er für verschiedene Marken auf dem Laufsteg. Laut Medienberichten starb er am 21. Januar 2023. Die Todesursache sei zunächst unklar gewesen, heißt es.
Wenige Tage nach dem Tod des Models sagte Ruehlemanns Vater der britischen Daily Mail, sein Sohn sei vermutlich an einer Medikamenten-Überdosis gestorben. Ruehlemann sei von Schmerzmitteln und anderen verschreibungspflichtigen Medikamenten abhängig gewesen. Der deutschen "Bild" sagte der Vater, er gehe von einem Unfall aus, ein toxikologisches Gutachten stehe aber noch aus (Stand: 25. Januar).
Foto von Ruehlemanns Corona-Impfung wird weiterverbreitet – und teils manipuliert
Das Foto, das mit der Phrase "plötzlich und unerwartet" verbreitet wird, stammt von Ruehlemanns Instagram-Seite. Er veröffentlichte es am 20. März 2021. Zu sehen ist, wie eine Frau in weißem Kittel an seinem Oberarm hantiert. Auf seinem Schoß liegt ein Blatt Papier, dass das Faktencheck-Team der Deutschen Presse-Agentur als "Covid-19 Vaccination Record Card" erkannte – eine Karte, auf der in den USA Corona-Impfungen vermerkt werden.
In der Kommentarspalte des Instagram-Beitrags wird mittlerweile ebenfalls ein Zusammenhang mit der Impfung vermutet, es heißt: "Da hat der sein eigenes Todesurteil unterzeichnet."
In manchen Beiträgen, die gemeinsam mit dem Hashtag #PlötzlichUndUnerwartet verbreitet werden, wurde das Bild manipuliert. Auf das T-Shirt von Ruehlemann wurde eine Webadresse eingefügt. Sie führt zu einer Telegram-Gruppe, die angebliche Impf-Todesfälle sammelt.
Laut deutschen und US-amerikanischen Behörden sind Todesfälle nach Corona-Impfungen selten
In den USA sammelt das Centers for Disease Control and Prevention (CDC) unerwünschte Nebenwirkungen und Folgeerscheinungen der Corona-Impfungen. Auf dessen Website heißt es, Todesfälle nach einer Covid-19-Impfung seien selten. Während bis zum 26. Januar 2023 in den USA mehr als 668 Millionen Corona-Impfungen verabreicht worden seien, habe man knapp 19.000 vorläufige Berichte über den Tod von Personen mit einer Covid-19-Impfung erhalten – also in 0,0028 Prozent der Fälle. Bei neun dieser Fälle habe man einen ursächlichen Zusammenhang mit der Johnson & Johnson-Impfung festgestellt.
Solche Daten werden auch in Deutschland gesammelt und vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) regelmäßig veröffentlicht. Im aktuellen Sicherheitsbericht heißt es, bis zum 31. Oktober 2022 sei von zwei Todesfällen kurz nach einer Corona-Impfung berichtet worden – beide Personen hätten schwere Vorerkrankungen gehabt. Weiter schreibt das PEI: "Auch wenn Todesfälle in zeitlicher Nähe zu einer Covid-19-Impfung weltweit berichtet wurden, wurde in mehreren Studien gezeigt, dass Covid-19-Impfungen insgesamt [...] nicht zu einer Übersterblichkeit führen."
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