• Im Vergleich zu 2021 gibt es 2022 bisher deutlich weniger Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus.
  • Grund dafür sind zum einen die Impfungen, zum anderen jedoch auch die milderen Virusvarianten.
  • Alle Zahlen und Varianten im Überblick.

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Corona, Corona, Corona – immer noch dominiert die Viruserkrankung Deutschland. Doch obwohl die Zahlen steigen, gibt es einen Unterschied zum Frühjahr 2021: Mittlerweile entspannen sich selbst die größten Vorsichtsfanatiker. Der Grund ist nicht nur die geringere Zahl der Todesfälle.

Mehr Fallzahlen, aber weniger Todesfälle

Vergleicht man die 7-Tage-Inzidenz vom Winter/Frühjahr 2021 mit der von 2022, fällt auf: Die Anzahl der positiv auf Corona getesteten Personen ist deutlich gestiegen. Lag die Inzidenz am 3. Januar 2021 bei 149,2, stieg sie 2022 fast auf 246. Ein ähnliches Bild zeigte sich Ende Mai: 2021 rutschte die Inzidenz am 29. Mai auf 39 ab, 2022 stieg sie am 31. Mai auf 224,1 (Quelle: Robert-Koch-Institut, RKI).

Den Unterschied machen aber die Hospitalisierungsraten und die registrierten Todesfälle, denn Anfang des Jahres 2022 ist die Erkrankung eine andere als 2021. Ihr Verlauf ist meistens milder, weniger Menschen müssen trotz steigender Zahlen ins Krankenhaus. Auch sterben deutlich weniger Menschen an COVID-19 als noch vor einem Jahr. Am 19. Januar 2021 verzeichnete das RKI 106 Tote, genau ein Jahr später waren es 17.

"Wenn so viele Menschen infiziert sind wie aktuell, dann ist es nicht mehr wichtig, ob die Inzidenz bei 1.000 oder 1.200 liegt", zitierte die Stuttgarter Zeitung im Frühjahr einen RKI-Epidemiologen. Entscheidend sei die Krankheitsschwere, "die können wir mit den anderen Instrumenten abschätzen als mit der Inzidenz". Deswegen zieht die Politik heuer eine nach Altersgruppen aufgeschlüsselte Sieben-Tage-Inzidenz für Entscheidungen heran. Außerdem zählen unter anderem die verfügbaren Intensivbetten sowie die Impfquote.

Statistik zeigt: Impfungen helfen

Der Blick auf die Statistiken zeigt klar: Deutschland hat sich bewegt. Bedenkt man, dass die Impfungen in den Bundesländern erst am 27. Dezember 2020 starten konnten und es in den folgenden Wochen und Monaten generell zu wenig Impfstoff gab, konnten sich bis zum 31. Mai 2021 laut dem RKI "nur" 17,8 Prozent der Deutschen eine Spritze geben lassen.

Bis Ende Mai 2022 hatten den Weg zu den Impfzentren, Ärzten und Apothekern 75,9 Prozent zurückgelegt.

Für viele Experten ist die jetzige Impfquote allerdings immer noch zu niedrig – vor allem im Hinblick auf die nächste Corona-Untervariante BA.5 sowie den Herbst und Winter.

Die mildere Corona-Variante

Der Grund für die deutlich geringeren Todeszahlen zwischen dem Frühjahr 2021 und 2022 liegt auch in den neuen Virusvarianten.

Die erste kam aus Großbritannien zu uns: "Alpha" dominierte Deutschland zu Beginn des Jahres 2020. Das Robert-Koch-Institut stufte "Alpha" als besorgniserregend ein: So werden Varianten des Coronavirus bezeichnet, "die verschiedene Mutationen aufweisen, die mit besonderen Eigenschaften wie höherer Übertragbarkeit und einer veränderten Immunantwort im Zusammenhang stehen können". Die ersten Daten deuteten darauf hin, dass die Variante schwere Krankheitsverläufe nach sich ziehen würde. Vorsicht war also das Gebot der Stunde – und die Bundesregierung handelte danach.

Im Jahr 2022 sieht die Lage anders aus: Die im Frühjahr in Deutschland vorherrschende Variante Omikron (B.1.1.529) wurde zwar auch von der Weltgesundheitsorganisation WHO als besorgniserregend eingestuft. Aber mittlerweile werden Omikron laut der Bundesregierung drei Sublinien (BA.1, BA.2 und BA.3) zugeordnet. In Deutschland dominierte zuerst BA.1, später im Frühjahr war es BA.2. Erste Studien "deuten zwar darauf hin, dass BA.2 leichter übertragbar ist als BA.1. Bislang konnten aber keine Hinweise gefunden werden, dass eine Erkrankung mit BA.2 schwerer verläuft als mit BA.1". Die Fallzahlen also waren und sind hoch, aber die Erkrankungen verlaufen – mit Ausnahmen – relativ milde.

Außerdem bieten die Corona-Impfungen "einen guten Schutz vor einer schweren COVID-19-Erkrankung", schreibt die Bundesregierung weiter. Allerdings empfiehlt der Hersteller BioNTech/Pfizer die dritte Impfung.

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Kaum noch Corona-Maßnahmen

Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht: Heuer konnten wir zu Beginn des Jahres 2022 beruflich wie zum privaten Vergnügen durch Europa und die Welt reisen. Zwar war weiterhin in den meisten Ländern in den Geschäften und den öffentlichen Verkehrsmitteln eine Maskenpflicht obligatorisch, aber vor allem die europäischen Länder lockerten ihre Maßnahmen langsam.

Im Winter 2020/2021 dagegen blieb Deutschland wieder zu Hause. Weil die aufgetretene Mutation B1.1.7, auch "Alpha", genannt, deutlich infektiöser zu sein schien als das bisher bekannte Virus, sei "ein vorsorgendes Handeln erforderlich", sagte Angela Merkel damals laut der Homepage der Bundesregierung. Die Kanzlerin und die Regierungschefs der Länder verlängerten deswegen die schon seit dem 13. Dezember 2020 geltenden Maßnahmen bis zum 14. Februar 2021: Private Zusammenkünfte waren weiter nur im eigenen Haushalt und mit maximal einer weiteren Person gestattet. Zudem blieben die Schulen wieder geschlossen und die Präsenzpflicht wurde ausgesetzt.

Das Tragen medizinischer Masken (OP- oder FFP2-Masken) in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Geschäften wurde eingeführt. Auch mussten Arbeitgeber überall wo möglich das Arbeiten im Homeoffice ermöglichen. Nach dem 14. Februar entspannte sich die Lage langsam – bis am 23. März eine sogenannte Osterruhe von der Politik gefordert wurde. Die Schließungen begannen von neuem.

Verwendete Quellen:

  • bundesregierung.de: "Das Vorsorgeprinzip hat für uns Vorrang" (19.01.2021)
  • bundesregierung.de: Notbremse konsequent umsetzen (24.03.2021)
  • zusammengegencorona.de: Virusvarianten (Stand: 25.05.2022)
  • zdf.de: Britische Mutante: Was man weiß und was hilft (13.04.2021)
  • bundestag.de: Abkehr von der Sieben-Tage-Inzidenz trifft auf Zu­stimmung bei Experten (31.08.2021)
  • stuttgarter-zeitung.de: Corona-Wende deutet sich an (21.01.2022)
  • rki.de: Covid-19-Trends in Deutschland im Überblick (13.06.2022)
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