Frankfurt/Main (dpa) - Experten des Hessischen Kampfmittelräumdienstes haben am Sonntagnachmittag in Frankfurt am Main eine 500 Kilogramm schwere Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich entschärft.
Knapp 13 000 Anwohner können nun in ihre Wohnungen zurück. Der Sprengkörper war am Donnerstag bei Bauarbeiten im Frankfurter Stadtteil Gallus gefunden worden. Die Einsatzkräfte waren zunächst davon ausgegangen, dass die Entschärfung des mechanischen Zünders im Fall von Komplikationen bis zu sechs Stunden dauern könnte.
Im Gefahrenbereich lagen Altenheime, eine Fernwärmeleitung, Internetknotenpunkte und Umspannanlagen sowie zentrale Einrichtungen der Deutschen Bahn. Im Fern- und Regionalverkehr der Bahn gab es teilweise Beeinträchtigungen und Verspätungen. Einzelne Züge wurden umgeleitet.
"Wenn es gut läuft, klappt es in einer Stunde, es kann aber auch deutlich länger dauern", hatte der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) beim Besuch des Betreuungszentrums für Evakuierte in einer Frankfurter Messehalle gesagt. Vor allem die Splitterwirkung der britischen Fliegerbombe mit mechanischem Zünder wurde als sehr gefährlich eingestuft.
Ehe der Kampfmittelräumdienst den Sprengkörper entschärfen konnte, mussten am Sonntagmorgen knapp 13 000 Anwohner ihre Wohnungen verlassen. Für alle, die nicht bei Freunden oder Verwandten unterkommen konnten, wurde in einer Messehalle eine Betreuungsstelle eingerichtet - wegen der Corona-Pandemie mit Maskenpflicht und Abstand.
"Wir haben im Eingangsbereich zwei Ärzte, bei der Ankunft wird Fieber gemessen und auf Erkältungssymptome geachtet", sagte Armin Bender, ehrenamtlicher Katastrophenschutzbeauftragter beim Deutschen Roten Kreuz (DRK). "Wenn jemand hustet oder erhöhte Temperatur hat, gibt es einen Corona-Schnelltest." Corona-Infizierte wurden in Hotels oder Krankenhäusern untergebracht, sagte Bender. In der Messehalle gebe es zudem einen abgetrennten Bereich für Menschen, die sich wegen einer Rückkehr aus dem Ausland oder als Kontaktpersonen eines Infizierten in Quarantäne befinden. "Das ist kein schöner Adventssonntag für die Menschen hier", sagte Bender. "Aber alle sind unglaublich diszipliniert."
Bis zum Nachmittag waren nach Angaben der Feuerwehr bis zu 700 Menschen in die Messehalle gekommen. In der Messehalle brach spontaner Applaus aus, als Mitarbeiter des Roten Kreuzes per Lautsprecherdurchsagen ankündigten, dass die Bombe entschärft sei und alle nach Hause zurückkehren könnten.
In Frankfurt gab es in den vergangenen Jahren mehrfach Bombenentschärfungen mit größeren Evakuierungen: Im Juli 2019 mussten nach dem Fund einer 500 Kilogramm Bombe in der Nähe der Europäischen Zentralbank rund 16 500 Menschen ihre Wohnungen verlassen, im September 2017 waren bei der Entschärfung einer fast zwei Tonnen schweren Bombe etwa 65 000 Menschen von der größten Evakuierungsaktion nach dem Zweiten Weltkrieg betroffen.
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