Selbst Experten sind sich über Vor- und Nachteil von Corona-Masken uneins. Wie unterscheiden die sich überhaupt? Und schützt eine einfache Baumwollmaske? Einige Antworten zum Thema Corona-Masken und zu ihrer Schutzwirkung.
"Maske ist Pflicht", kommentiert die "Süddeutsche Zeitung" in ihrer Mittwochsausgabe. Gemeint ist das als Appell an das Verantwortungsbewusstsein der Bürger – eine offizielle Maskenpflicht als Schutz- und Vorsichtsmaßnahme gegen das Coronavirus ist in Deutschland bisher nicht geplant. Gesundheitsminister
Was ist Atemschutz?
Atemschutz gab es natürlich auch schon vor Corona. In Medizin, Wissenschaft und Industrie sollen diese Mund-und-Nasen-Masken Menschen, die mit gefährlichen Stoffen umgehen, vor Gesundheitsschäden bewahren. Weil falscher oder unzureichender Schutz mitunter lebensgefährlich sein kann, sind Atemschutzvorrichtungen streng mit europäischen Bestimmungen normiert.
Die Norm DIN EN 149 definiert die drei Schutzklassen FFP1, FFP2 und FFP3. Gemeinsam ist diesen, dass sie mikroskopisch kleine Stoffe selbst noch dann abfangen, wenn diese nur 0,6 Mikrometer – also sechs Zehntausendstel Millimeter – groß sind.
Wie groß sind die Coronaviren?
Coronaviren sind etwa 0,16 Mikrometer (μm) groß – also nicht einmal zwei Zehntausendstel Millimeter. Sie sind damit so winzig, dass sie auch durch Schutzmasken schlüpfen könnten. Doch die deutschen Lungenärzte weisen auf ihrer Webseite darauf hin, Viren flögen "nicht vereinzelt in der Luft herum".
Sie sind in winzigen Tröpfchen enthalten, die der Mensch beim Atmen und vor allem beim Husten ausstößt. Beim Ausatmen sind diese Tröpfchen etwa 1 μm groß, beim Husten sogar 10 μm – also deutlich zu groß, um FFP-Atemschutzmasken zu durchdringen.
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Worin unterscheiden sich die Masken der Klassen FFP1, FFP2 und FFP3?
Masken der Qualität FFP1 filtern mindestens 80 Prozent der sich in der Luft befindlichen Partikel bis zu einer Größe von 0,6 Mikrometern, in FFP2-Masken bleiben 94 Prozent hängen, in FFP3-Masken sogar 99 Prozent.
Außerdem unterscheiden sich die Masken bei der sogenannten Leckage. Damit sind mögliche Undichtigkeiten gemeint, die entlang der Nase, des Kinns oder der Augen durch die Atemschutzmasken entstehen können.
An diesen Undichtigkeiten kann die Atemluft während des Ausatmens entweichen und während des Einatmens können trotz Maske gesundheitsgefährdende Partikel einströmen. Für FFP1-Masken sind bis zu 25 Prozent Leckage erlaubt, bei FFP2 elf, bei FFP3 nur drei Prozent.
FFP-Masken sollten wegen der derzeitigen Knappheit vor allem dem medizinischen Personal vorbehalten bleiben.
Baumwollmasken: ja oder nein?
Masken selber zu nähen, könnte zumindest die Lösung für den akuten Mangel an zertifizierten Atemmasken sein, unter dem nicht nur Deutschland leidet.
Nicht alle Wissenschaftler befürworten aber diese Art von Schutz. Der Haupteinwand: Einfache Masken aus Papier oder Baumwolle oder auch sogenannte OP-Masken schützen den Träger nicht, er hält sich aber für sicher und vernachlässigt deshalb wichtige Verhaltensregeln wie das regelmäßige und intensive Händewaschen.
Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt vor einem "falschen Sicherheitsgefühl", das Masken vermitteln könnten.
Was sagen die Virologen?
Deutschlands bekanntester Virologe, Christian Drosten von der Berliner Charité, hat seine frühere deutliche Ablehnung von Baumwollmasken modifiziert und glaubt mittlerweile, wenigstens im Nahbereich werde auch durch solche einfachen Masken die Infektionsgefahr "etwas reduziert".
Vor allem aber, darüber sind sich die Virologen einig, wird auch durch einfache Masken die Gefahr verringert, dass Corona-Infizierte andere Menschen anstecken. Da viele Infizierte nicht wissen, dass sie Träger des Virus sind, wäre es auf jeden Fall von Nutzen, wenn jeder einen Mund-Nasen-Schutz trägt. Denn so würde die Ansteckung von Kontaktpersonen reduziert.
Manche Virologen meinen sogar, dass einfache Masken durchaus auch den Maskenträger schützen und nicht nur dessen Kontaktpersonen. In einem Beitrag für den MDR argumentierte der Virologe Alexander Kekulé, Direktor der Medizinischen Mikrobiologie am Universitätsklinikum Halle, es gebe "neuere Daten", die diese These stützten.
Er führt außerdem das Beispiel Hongkong an: Dort sei das Tragen von Masken sehr verbreitet, die Ausbreitung der Corona-Infektion verlaufe gleichzeitig deutlich langsamer als in Europa.
Faule Geschäfte mit Masken
Zehntausende Masken hat Europol schon im Laufe des März beschlagnahmt – Kriminelle wittern mit der Corona-Pandemie das große Geschäft und bringen nicht-zertifizierte Masken in Umlauf.
Wer solche Masken kauft, zahlt viel und wiegt sich in falscher Sicherheit. Echte Masken sind unter anderem auch daran zu erkennen, dass sie eine CE-Kennzeichnung sowohl auf der Verpackung wie auch auf der Maske selbst tragen (Aufdruck CE und eine Nummer).
Auf FFP-Masken muss auch die Norm erkennbar sein (zum Beispiel EN 149:2001), der Verkaufspackung sollten Anwendungshinweise beiliegen. Wenn ein Hersteller angegeben ist, kann es auch nützlich sein, das angebotene Produkt mit Beispielen und Beschreibungen auf der Webseite des Herstellers zu vergleichen.
Vor Internet-Shops mit dem Angebot von Corona-Masken sollte man sich derzeit hüten. Fachleute empfehlen, vor der Bestellung zu prüfen, ob es schon Erfahrungen mit dem entsprechenden Shop gibt.
Einfach per Suchmaschine nach dem Shop suchen – wenn es keine oder nur wenige relevante Suchergebnisse gibt, spricht das ebenfalls gegen die Vertrauenswürdigkeit. Außerdem sollte man die AGBs lesen und bei Vorauszahlungen vorsichtig sein.
Ist Maske Pflicht?
Man könnte mit
Auch, falls die Maske nicht dem Träger, sehr wohl aber seiner Umgebung hilft, werden wir wohl immer öfter Appelle zu hören bekommen, die das Maskentragen zur moralischen Pflicht erklären. Entscheiden muss und darf das vorerst jeder für sich.
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