Auf WhatsApp und Facebook kursierte ein Kettenbrief mit einer Warnung: Kriminelle würden an Haustüren angeblich Masken mit Betäubungsmittel verteilen, um Leute auszurauben. Nach Recherchen von CORRECTIV.Faktencheck weiß jedoch weder die Polizei von solchen Fällen, noch gab es Berichte darüber. Der Text kursierte auch schon fast wortgleich im Ausland.

Diese Kolumne stellt die Sicht von CORRECTIV.Faktencheck - Fakten für die Demokratie und Alice Echtermann (CORRECTIV) dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Gut gemeint und schnell weitergeleitet: Warnungen, die vermeintlich der Sicherheit anderer dienen sollen, verbreiten sich stets sehr schnell in den Sozialen Netzwerken. Häufig werden solche Kettenbriefe auf WhatsApp weitertransportiert. Einen solchen Text schickte uns kürzlich ein Leser zu; auch auf Facebook hatte er sich verbreitet.

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Darin wird vor Kriminellen gewarnt, die angeblich die Corona-Pandemie ausnutzen: Sie würden an Haustüren Masken verteilen, die mit einem Betäubungsmittel getränkt seien. Danach würden die Opfer ausgeraubt, steht in der Nachricht.

Den deutschen Polizeibehörden ist kein solcher Fall bekannt

Die Masche klingt spektakulär – aber gab es solche Fälle überhaupt? Unser Faktencheck zeigt: Es gibt für die Warnung keine Grundlage.

CORRECTIV hat nach Berichten über solche oder ähnliche Fälle in Deutschland gesucht, jedoch ohne Erfolg. Eine Recherche in der Rubrik "Blaulicht" des bundesweiten Presseportals nach den Schlagworten "Maske", "Betrug", "betäubt" und "Corona" lieferte keine relevanten Treffer. Auch bei einer Google-Suche fand sich kein Hinweis auf einen Fall dieser Art.

Wir fragen zudem bei den deutschen Polizeibehörden nach. Das Bundeskriminalamt (BKA) teilte uns per E-Mail mit: "Im Bundeskriminalamt liegen keine Erkenntnisse zu Ihrer Anfrage vor." Auch die polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes weiß nichts von solchen Vorfällen, schrieb sie uns per E-Mail.

Der Kettenbrief kursierte auch in anderen Ländern

Wie ein Faktencheck von Reuters zeigt, verbreitete sich der Kettenbrief aber vor wenigen Wochen schon in Großbritannien. Der Wortlaut ist nahezu der gleiche – nur eben in englischer Sprache. Da der deutsche Text in sehr holprigem Deutsch formuliert ist, liegt die Vermutung nahe, dass er übersetzt wurde.

Reuters recherchierte, dass es sich um eine Falschmeldung handeln müsse, weil auch eine Nachfrage bei den britischen Polizeibehörden ergebnislos blieb. In Südafrika und den USA habe sich der Kettenbrief ebenfalls schon verbreitet, fand die Nachrichtenagentur heraus.

In Spanien kursierte in den vergangenen Tagen ein ähnliches Gerücht, schrieben die spanischen Faktenchecker von Maldita in einem Artikel am 20. April. Dort handelte es sich um eine Sprachnachricht, in der eine Frau von einem angeblichen Vorfall in den Gemeinden Abengibre und Mahora berichtet. Laut den spanischen Behörden gab es dafür aber ebenfalls keine Belege.

Polizei warnt allerdings vor Trickbetrügern, die die Corona-Pandemie ausnutzen

Nichtsdestotrotz stimmt es, dass die Corona-Pandemie von Trickbetrügern auch in Deutschland ausgenutzt wird. Wir haben dazu bereits einen Faktencheck veröffentlicht. So gaben sich zum Beispiel Kriminelle an der Haustür oder am Telefon als Mitarbeiter des Gesundheitsamtes aus, und im Internet werden Masken oder Desinfektionsmittel zu hohen Preisen angeboten.

Die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes hat Tipps veröffentlicht, wie man sich vor Straftaten im Zusammenhang mit der Corona-Krise schützen kann.

CORRECTIV.Faktencheck wurde von Leserinnen und Lesern in letzter Zeit auf zahlreiche Kettenbriefe zum Thema Coronavirus hingewiesen. Oft stellten sich die verbreiteten Informationen als irreführend oder falsch heraus – beispielsweise bei einer Nachricht mit angeblichen Tipps eines italienischen Arztes zu Behandlungsmöglichkeiten von COVID-19, oder Behauptungen über der angeblichen Heilwirkung von Aspirin mit Honig und Zitrone.

Lesen Sie auch: Alle Entwicklungen rund um das Coronavirus in unserem Live-Blog

Gesammelte Faktenchecks zum Coronavirus finden Sie hier

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