- Sachsen hat bundesweit die höchste Sieben-Tage-Inzidenz - und die geringste Impfquote.
- Ministerpräsident Kretschmer will die vierte Corona-Welle mit allen Mitteln bekämpfen.
- Dafür schließt der CDU-Politiker auch einen Lockdown vor Weihnachten nicht aus.
Sachsens Ministerpräsident
Kretschmer spielte damit auf die dramatische Situation in der norditalienischen Stadt Bergamo im Frühjahr 2020 an. Bilder von Militärlastwagen, die massenhaft Särge abtransportierten, lösten damals weltweit Bestürzung aus. Sachsen hatte später als erstes Bundesland auch Patienten aus Bergamo in seinen Krankenhäusern aufgenommen.
"Niemand würde in Deutschland Bilder wie in Bergamo ertragen, auch nicht diejenigen, die jetzt noch der Meinung sind, das ist alles gar nicht so schlimm", sagte Kretschmer. Man könne die Pandemie nicht einfach laufen lassen. Das, was Sachsen gerade mache, sei notwendig - "und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr", verteidigte er die aktuellen Einschnitte in dem Bundesland.
In Sachsen verbreitet sich das Virus im bundesweiten Vergleich am rasantesten. Die Inzidenz lag am Donnerstag laut Robert Koch-Institut bei 1.074,6 und damit erstmals für ein gesamtes Bundesland jenseits der 1.000er-Marke. Am Freitagmorgen war der Wert weiter gestiegen und lag bereits bei 1.192,8.
Sachsen mit bundesweit geringster Impfquote
Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass Sachsen bundesweit die geringste Impfquote aufweist. Im Freistaat sind gerade einmal 60,2 Prozent der Menschen mindestens einmal gegen COVID-19 geimpft. Zum Vergleich: In Bremen, Deutschlands Spitzenreiter, haben 82,5 Prozent der Menschen mindestens eine Impfdosis erhalten.
Auch die drei am stärksten von der Corona-Pandemie gebeutelten Landkreise Deutschlands liegen allesamt in Sachsen. Im Erzgebirgskreis liegt der Wert bei 2.006,2. Auf dem bundesweit zweiten Platz liegt nun der Landkreis Bautzen (1.638,8), gefolgt vom Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (1.631,6).
Kretschmer: Lockdown vor Weihnachten denkbar
Aufgrund der aktuellen Entwicklung hatte Kretschmer kürzlich einen Lockdown vor Weihnachten nicht mehr ausgeschlossen. "Die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen. Es wird nur zu verhindern sein, wenn es ein kollektives Verständnis und gemeinsames Bewusstsein gibt, Kontakte zu vermeiden und die Maßnahmen einzuhalten", sagte er der "Sächsischen Zeitung".
Kretschmer geht zudem davon aus, dass die Betten-Auslastung mit COVID-19-Patienten in den nächsten Wochen dramatisch steigen werde. "Wir bereiten jetzt die Verlegung von Patienten in andere Bundesländer vor. Noch gibt es diese Möglichkeit. Das werden wir nutzen, auch um Vorsorge zu betreiben. Die laufende Entwicklung können wir kaum noch beeinflussen."
An einer höheren Impfquote will man in Sachsen dennoch arbeiten. Kretschmer sieht die langen Warteschlangen vor den Impfstellen allerdings mit Sorge. "Auch für mich sind das furchtbare Bilder, die mich sehr ärgern. Im Gesundheitsministerium wird sehr hart daran gearbeitet, die Situation zu verbessern." Es würden Gespräche mit der Ärzteschaft geführt. "Vom Präsidenten der Kassenärztlichen Vereinigung habe ich die Zusage bekommen, dass sie zwischen hundert- und zweihunderttausend Impfungen pro Woche möglich machen wollen." Dies könnte schon in dieser Woche beginnen. (dpa/mko)
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