• 18:30 Uhr: ➤ Rentner Gauck nennt Impfgegner "Bekloppte"
  • 16:43 Uhr: Zehntausende Niederländer protestieren gegen Party-Verbote
  • 13:40 Uhr: Corona-Posse um 1860-Coach Köllner: Stadionverbot in Halle
  • 08:37 Uhr: RKI registriert 11.214 Corona-Neuinfektionen
  • 07:33 Uhr: Ärztepräsident: Mehr Druck auf Ungeimpfte derzeit nicht angemessen

Corona-Live-Ticker zum Nachlesen

➤ Rentner Gauck greift Impfgegner an: "Bekloppte"

Alt-Bundespräsident Joachim Gauck hat die Gegner einer Impfung gegen das Coronavirus scharf angegriffen. Bei einer Tagung für Lehrer am Samstag in Rostock betonte er, dass die Pandemie noch nicht überwunden sei. "Dann ist ja auch schrecklich, dass wir in einem Land leben, in dem nicht nur Bildungswillige leben, sondern auch hinreichende Zahlen von Bekloppten. Also Entschuldigung: Das darf ich mal so locker formulieren, ich bin ja jetzt Rentner und muss nicht mehr auf jedes Wort achten." Gauck (81) sagte, dass die Menschen mit ihrer Einsicht "Impfen sei schädlich" nicht für sich selbst, sondern für ihr Umfeld Probleme schafften. "Das ist ja alles unglaublich."

Corona-Update: RKI-Lagebericht vom 11. September

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist leicht gesunken. Wie das Robert-Koch-Institut am Samstagmorgen unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, liegt die Inzidenz nun bei 82,8 Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Am Freitag hatte der Wert bei 83,8 gelegen und am Samstag vergangener Woche bei 80,7.

Die weiteren Corona-News des Tages:

Zehntausende Niederländer protestieren gegen Party-Verbote

16:43 Uhr: Zehntausende Demonstranten haben in den Niederlanden am Samstag gemeinsam mit DJs und Musikern die Aufhebung der Corona-Beschränkungen für die Veranstaltungsbranche gefordert.

Unter dem Motto "Unmute Us" (etwa: Schaltet unsere Mikros wieder an) hatten die Organisatoren zu Protestaktionen in zehn Städten aufgerufen, darunter in Amsterdam, Den Haag, Groningen und Maastricht. In mehreren Orten wurden die Umzüge nach Angaben der Nachrichtenagentur ANP von Musikwagen begleitet, Djs legten auf und Demonstranten tanzten auf den Straßen.

Clubs und Discos durften in den Niederlanden zwar Ende Juni wieder öffnen, es gab auch wieder Festivals und Studentenpartys. Doch wenig später stiegen die Corona-Infektionen erneut stark an, woraufhin die Regierung in Den Haag die Notbremse zog.

Inzwischen lässt sie ein Beratergremium prüfen, ob die Nachtgastronomie Ende September wieder öffnen könnte. Mitte August war die Schließung bis zum 1. November angeordnet worden.

"Wir müssen uns einsetzen für die Veranstaltungbranche, die schon seit eineinhalb Jahren stillgelegt ist", hieß es auf der "Unmute Us"-Website. "Für alle 101.000 Menschen, die hier arbeiten und die vielen Besucher."

Festivals, große Partys und andere Veranstaltungen würden insbesondere von jungen Erwachsenen vermisst, viele litten wegen der anhaltenden Beschränkungen unter psychischen Problemen. Die Regierung sei nach den ersten "Unmute Us"-Protesten am 21. August mit laut Veranstalterangaben insgesamt rund 70.000 Teilnehmern auffallend still geblieben. Deshalb seien nun erneut Demos organisiert worden.

Konzert in Kopenhagen mit 50.000 Zuschauern und spontanem Impfen

16:23 Uhr: Ein Konzert mit Zehntausenden Zuschauern dicht an dicht: Was wie eine vage Erinnerung an Vor-Corona-Zeiten klingt, wird in Kopenhagen für dänische Musikfreunde Realität. Nach der Aufhebung der letzten verbliebenen Corona-Beschränkungen in Dänemark hat die Rockband The Minds of 99 für den Samstagabend zu einem ausverkauften Konzert ins Stadion Parken geladen.

50.000 Fans sollten bei dem Auftritt in der dänischen Hauptstadt dabei sein. Nach Angaben des Veranstalters und der Zeitung "Jyllands-Posten" ist die Band damit die erste, die seit Pandemiebeginn in Europa eine Stadion-Show mit voller Zuschauerauslastung spielt.

In den Stunden vor dem Konzert konnte man sich vor Ort nahe dem Stadion gegen das Coronavirus impfen lassen. Wie das dänische Kulturministerium am Samstag mitteilte, sollen solche Pop-up-Impfstationen in der kommenden Zeit auch vor anderen größeren Konzerten und Veranstaltungen aufgebaut werden. Ziel ist es, bei der Impfkampagne vor allem Jüngere zu erreichen.

Bereits bei den vier in Kopenhagen ausgetragenen Begegnungen der Fußball-EM im Juni waren zwischen 15.000 und 24.000 Menschen im Parken dabei. Nachdem Dänemark die Corona-Beschränkungen seit dem Frühjahr und über den Sommer hinweg nach und nach gelockert hatte, fielen am Freitag auch die letzten Restriktionen.

Corona-Posse um 1860-Coach Köllner: Stadionverbot in Halle

13:40 Uhr: Die Corona-Quarantäne für Trainer Michael Köllner von Fußball-Drittligist 1860 München gerät zur Posse. Nach der unerwarteten Unterbrechung seiner Isolierung wegen Kontakts zu einem infizierten Spieler für das Punktspiel der Löwen am Sonntag beim Halleschen FC erteilten laut 1860 nunmehr Oberbürgermeister und Gesundheitsamt der Saale-Stadt dem 51-Jährigen ihrerseits kaum weniger überraschend ein Betretungsverbot für die Arena des HFC.

Köllner hatte sich nach einem positiven Coronatest am vergangenen Dienstag bei Münchens Abwehrspieler Kevin Goden ebenso wie mehrere Kollegen des Verteidigers in Quarantäne begeben müssen. Im Gegensatz zu seinen unter Quarantäne gestellten Spielern ist Köllner zwar vollständig geimpft, wartet allerdings noch auf den Ablauf der 14-Tage-Frist zur Entfaltung des kompletten Impfschutzes.

In Verhandlungen mit der lokalen Gesundheitsbehörde bewirkte 1860 jedoch, dass Köllner hätte isoliert an- und abreisen sowie nach Vorlage eines negativen PCR-Tests die Mannschaft in Halle mit einer permanent zu tragenden FFP2-Maske in der Kabine und am Spielfeldrand coachen dürfen. Die nach eigenen Angaben zuständige Stadtverwaltung in Halle beurteilte die Situation anhand der in Sachsen-Anhalt gültigen Corona-Vorschriften offenkundig jedoch anders.

RKI registriert 11.214 Corona-Neuinfektionen

08:37 Uhr: Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt laut Robert Koch-Institut (RKI) aktuell bei 82,8. Das geht aus Angaben des Instituts vom Samstagmorgen hervor. Am Vortag hatte der Wert bei 83,8 gelegen, vor einer Woche bei 80,7. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 11.214 Corona-Neuinfektionen. Die Zahlen geben den Stand des RKI-Dashboards von 04.12 Uhr wieder. Vor einer Woche hatte der Wert bei 10.835 Ansteckungen gelegen.

Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 45 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 24 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.070 295 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

Corona-Verschärfungen in Österreich für Ungeimpfte

In Österreich wird das Leben für Menschen, die nicht gegen Corona geimpft oder von einer Erkrankung genesen sind, deutlich unbequemer. Die Regierung hat am Mittwoch einen Stufenplan beschlossen, der bei starker Belastung der Kliniken den Zugang zu Veranstaltungen und in Gaststätten nur noch mit PCR-Tests oder Impfung ermöglicht.

Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Freitag mit 1,95 an (Vortag 1,89). Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.

Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.817.900 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 92.598.

Ärztepräsident: Mehr Druck auf Ungeimpfte derzeit nicht angemessen

07:33 Uhr: Ärztepräsident Klaus Reinhardt hält stärkere Einschränkungen für Ungeimpfte derzeit für unangebracht. "Im Moment bin ich dagegen", sagte Reinhardt der "Passauer Neuen Presse" (Samstag). "Noch mehr Druck auf Nicht-Geimpfte auszuüben, wäre zum jetzigen Zeitpunkt nicht angemessen." Er war gefragt worden, ob er ein Befürworter einer stärkeren Verbindlichkeit von "2G"-Regeln sei, bei denen nur Geimpfte und Genesene Zugang zu bestimmten Veranstaltungen und Einrichtungen haben.

Der Präsident der Bundesärztekammer argumentierte, zum einen sei das Gesundheitssystem aktuell nicht so sehr beansprucht, dass das von dieser Seite her legitimiert wäre. "Zum anderen dürfte mehr Druck bei Unentschlossenen, die man mit vernünftigen Argumenten überzeugen könnte, eher Gegenreaktionen auslösen. Auf diese Weise werden wir die fehlenden 20 bis 25 Prozent bei der Impfquote kaum erreichen." Reinhardt plädierte dafür, vielmehr "noch stärker und gezielter" zu versuchen, "bestehende Zweifel zu zerstreuen und Fake-News über das Impfen (...) konsequent zu korrigieren".

Er lehnte auch Überlegungen ab, dass Ungeimpfte bald keinen Anspruch auf Entschädigung bei Verdienstausfällen wegen angeordneter Quarantäne mehr haben sollen. Dies ist in mehreren Bundesländern bereits angekündigt. "Diese Debatte ist überzogen. Zudem löst sie die daraus folgende Frage aus, wie mit anderen Menschen umgegangen wird, die Raubbau an ihrem Körper betreiben."

Angesichts der stockenden Impfungen hatte die Debatte über strengere Corona-Vorgaben für Ungeimpfte zuletzt weiter Fahrt aufgenommen.

Kassenärzte-Chef: Begeisterung für Auffrischimpfung ist gering

07:00 Uhr: Das Interesse der Menschen an einer dritten Corona-Impfung ist derzeit nach Ansicht des Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gering. "Die Zahlen zeigen, dass derzeit weder besonders viele Ärzte bei den Auffrischimpfungen mitmachen noch in der Bevölkerung der Bedarf nach einer weiteren Dosis groß ist", sagte Andreas Gassen der "Welt am Sonntag". Nach Angaben des Robert Koch-Instituts vom Freitag haben sich bislang etwas mehr als 162 000 Menschen in Deutschland eine sogenannte Booster-Impfung verabreichen lassen. Diese werden in mehreren Bundesländern bereits für bestimmte Menschen angeboten, deren zweite Impfung mindestens sechs Monate zurückliegt.

Dass diese Angebote bisher zögerlich angenommen werden, sieht Gassen in der derzeit fehlenden Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) begründet. "Die Bevölkerung hat mittlerweile zu Recht gelernt, beim Impfen nicht auf Politiker, sondern eher auf Mediziner zu hören", sagte Gassen der "Welt am Sonntag". Auch die Ärzte seien von dem erneuten Vorpreschen der Politik und der lückenhaften Datenlage verunsichert.

"Die Begeisterung ist begrenzt, nach der sehr belastenden Impfkampagne jetzt noch einzelne Auffrischimpfungen durchzuführen, die schlecht vergütet und organisatorisch aufwendig sind", sagte Gassen. Die Stiko plant nach Angaben ihres Chefs Thomas Mertens zeitnah eine Empfehlung für Auffrischungsimpfungen.

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Mit Material von dpa, afp, sid, reuters und apa.

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