Rudi Klein sammelte in Los Angeles über Jahrzehnte Hunderte Oldtimer europäischer Marken. Einige der Autos sind in gutem Zustand Millionen wert. RM Sotheby's hat die Sammlung am 26. Oktober 2024 versteigert. Einige der Autos erzielten spektakuläre Preise.
Der Schrottplatz von Rudi Klein war ein Mythos. Auf 16.000 Quadratmetern sammelte der gelernte Metzger Hunderte Oldtimer und unzählige Autoteile. Über 40 Jahre hatte er in einem Stadtteil von Los Angeles teils unbezahlbare Unikate gehortet, darunter den Mercedes-Benz 500K des Rennfahrers Rudolf Carraciola. Unter den zahlreichen 300 SL "Flügeltürer" befand sich einer von 29 mit Alu-Karosserie. Dreieinhalb Lamborghini Miura standen ebenso zum Verkauf wie ein Iso Grifo Spider Prototyp, den es nur ein Mal gibt, zwei Horch mit älterer Restaurierung oder ein Porsche 356 Roadster mit einer Karosserie von D'Ieteren und weniger als 600 Meilen auf dem Tacho.
Die Auktion: 28,85 Mio. für 67 Autos
Am 26. Oktober hat RM Sotheby's die Sammlung von Rudi Klein versteigert. Während der Auktion kamen 67 Autos, drei Motorräder sowie 130 Ersatzteile und Motoren unter den Hammer. Einige der als Teileträger deklarierten Oldtimer erzielten erstaunlich hohe Preise. Ein Porsche 356 B 1600 S Roadster mit Drauz-Karosserie erzielte trotz heftigen Unfallschadens einen Verkaufspreis von 70.000 US-Dollar (64.400 Euro). Die Gebote für einen eher schlecht erhaltenen VW Typ 2 mit der Front eines Lamborghini Miura auf der Pritsche endeten erst bei 56.000 US-Dollar (51.520 Euro). Ein grüner Lamborghini Miura P400 in beklagenswertem Zustand war einem Bieter 1,325 Millionen US-Dollar wert (1,22 Millionen Euro).
Der Iso Grifo Spider Prototyp brachte 1,875 Millionen US-Dollar (1,725 Millionen Euro) ein. Der Porsche 356 B Roadster B 1600 'D'Ieteren' kostete am Ende 1,16 Millionen US-Dollar (1,07 Mio. Euro), der Horch 855 Special Roadster mit Gläser-Karosserie erzielte 3,3 Millionen Dollar (3,0 Mio. Euro). Und ein Mercedes-Benz 300 SL mit Alu-Karosserie, den Rudi Klein laut RM Sotheby's von Ferrari-Importeur Luigi Chinetti erworben hatte, kostete am Ende 9,355 Millionen US-Dollar (8,6 Millionen Euro). Bis dieser Flügeltürer wieder auf der Straße ist, dürften einige Arbeiten nötig sein. Oldtimerhändler Simon Kidston kommentierte die Ergebnisse der Auktion auf Instagram als "frühes Weihnachten für einige Restaurierungswerkstätten." Insgesamt brachten die 67 Autos 28,85 Millionen Dollar ein – umgerechnet rund 26,5 Millionen Euro. Der mittlere Schätzwert je Auto wurde im Schnitt um fast die Hälfte übertroffen.
Rudi Kleins seltsame Autosammlung
Der Sammler und Schrotthändler Rudi Klein verstarb 2001, ein Buch zeigt sein Lebenswerk: Die Fotos in "Junk Yard" hat der Fotograf Dieter Rebmann noch zu Lebzeiten Kleins gemacht. Die Bilder der teils schmutzigen, staubigen oder verbeulten Sportwagen und Limousinen haben eine eigene Ästhetik. Die Pflege seiner Autos schien dem Sammler nicht wichtig zu sein; er kaufte Unfallwagen vorwiegend europäischer Herkunft auf Auktionen, hortete die Autos, schickte Souvenirjäger vom Hof.
Oft blieben persönliche Gegenstände im Handschuhfach oder der Schlüssel im Zündschloss stecken. Zwei Horch, einen 853 und einen 855, stellte Klein Audi als Leihgabe für das Museum Mobile zur Verfügung – unter der Bedingung, dass sie restauriert würden. So war es dann: Die Autos blieben 20 Jahre bei Audi und wurden in dieser Zeit restauriert. Zur Versteigerung kamen sie zurück nach Kalifornien – darunter eine Studie, die Pininfarina 1971 auf Basis eines NSU Ro 80 gestaltet hatte. Manche Autos fuhr Klein eine Zeitlang, stellte sie dann weg. Einen der Oldtimer wollte Klein für sich selbst restaurieren und damit eine Rallye in Europa fahren. Dazu kam es nicht mehr.
Dieter Rebmann, der im Jahr 2000 mit einem Journalisten Rudi Klein besuchte, war gewarnt worden: "Rechne damit, dass er dich rausschmeißt." Der Schrottplatz war in der Szene ein Begriff, gekauft oder fotografiert hatte dort kaum jemand etwas. Rebmann durfte fotografieren: "Ich wollte von ihm nichts, hatte gleich einen Draht zu ihm", berichtet der Fotograf von seiner Begegnung mit Rudi Klein. "Er war wider Erwarten sehr freundlich, hat viel erzählt", erzählt Rebmann heute. Auch seine Schatzkammer zeigte Klein dem Besuch aus Deutschland: "Eine Riesen-Scheune aus Wellblech, darin nochmal 60 Autos", so Rebmann.
Über 1.000 Fotos in 2 Tagen
Zwei Tage fotografiert er, dann muss er weiter. Aus der geplanten Rückkehr zu Rudi Kleins Schrottplatz wird nichts: Der gebuchte Flug im September 2001 fällt wegen 9/11 aus, im Oktober 2001 stirbt Klein. Seine Erben schotten den Platz gegen Besucher ab. Was bleibt, sind über 1.000 analoge Fotos auf Mittelformat und Kleinbild. Einen Teil davon veröffentlicht Rebmann gemeinsam mit dem Journalisten Roland Löwisch 2017 in einem Buch: "Junk Yard" ist inzwischen vergriffen, eine Neuauflage laut Verlag nicht geplant.
Auswanderer aus Deutschland
Klein war in den 1950er-Jahren aus Deutschland ausgewandert und begann in den USA mit seiner Firma "Porche Foreign Auto" einen Handel mit europäischen Autos. In 40 Jahren sammelte er auf seinem Schrottplatz eine Menge Preziosen an; allein 200 Porsche 356 soll er besessen haben. Viele Besucher ließ er nicht aufs Gelände, weshalb der Platz ein Mythos blieb. Nach seinem Tod erhielt zunächst seine Familie das Gelände und die Autos. "Was Klein hier angesammelt hat, ist einmalig", sagt Cary Ahl von RM Sotheby's. © auto motor und sport
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