Die neuen Strafzölle auf Importe gefährden besonders die US-Autoindustrie. Analysten schlagen Alarm, weil die Kosten existenzbedrohend für die Hersteller werden.
Die "America First"-Strategie des US-Präsidenten Donald Trump, die unter anderem auf drastische Strafzölle für Warenimporte setzt, könnte ausgerechnet die heimische Autoindustrie der USA am härtesten treffen. Diese Maßnahmen könnten nicht nur die Preise für Neufahrzeuge erheblich in die Höhe treiben, sondern auch die gesamte Lieferkette und Produktion nachhaltig beeinträchtigen.
Vier Wochen Aufschub
Zwar hat die US-Regierung den einheimischen Autobauern der Konzerne Ford, General Motors und Stellantis einen vierwöchigen Aufschub von diesen Zöllen gewährt, doch damit ist das Thema längst nicht vom Tisch. Und bereits jetzt betrifft es diese Hersteller unmittelbar. Denn sie importieren nicht nur komplette Autos aus den Werken in Kanada und Mexiko, sondern auch Komponenten.
Wie kurz gesprungen pauschale Zölle offensichtlich sind, rechnet in einem aktuellen Beitrag das Wall Street Journal vor. Und zwar am Beispiel eines im Gesamtprodukt vermeintlich unbedeutenden Bauteils, dem Kolben für den Benzinmotor eines hunderttausendfach gebauten US-Pick-up.
Sechs Grenzübertritte bis zum fertigen Auto
Das Rohaluminium für den Kolben wird aus den USA nach Kanada geschickt, wo es gegossen wird. Der Roh-Guss wird dann nach Mexiko exportiert, wo er zum einbaufertigen Kolben bearbeitet wird. Anschließend geht das Bauteil zurück in die USA in die Motorenproduktion. Der komplette Motor überquert dann erneut die Grenze nach Kanada, wo er schließlich in das Auto gebaut wird, das anschließend den Weg zurück in die USA antritt.
Insgesamt überquert das Material sechsmal eine Grenze, wobei drei dieser Übergänge mit einem 25-prozentigen Zoll belegt wären. Falls Kanada oder Mexiko mit eigenen Zöllen reagieren würden, könnten die Kosten weiter steigen. Laut dem Wall Street Journal stammen 40,4 Prozent aller in die USA importierten Autoteile aus Mexiko, während Kanada einen Anteil von 10,3 Prozent hat.
US-Schätzungen gehen davon aus, dass anhaltende Zölle auf Importe aus Kanada und Mexiko die Fahrzeugpreise um mehr als 10.000 Dollar steigen lassen könnten. Dementsprechend würden durch die neuen Importschranken die US-Autobauer besonders betroffen. Deutsche Autohersteller sind bereits seit längerem mit Werken in den USA vertreten (siehe Bildergalerie); Audi, BMW, Mercedes und VW betreiben aber auch bedeutende Produktionsstätten in Mexiko.
Ford fürchtet Milliardenverlust
Die Meinungen aus der Autoindustrie sind klar: "Es besteht kein Zweifel, dass anhaltende Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Kanada und Mexiko enorme Auswirkungen auf unsere Branche hätten", so Ford-CEO Jim Farley. "Milliarden an Branchengewinnen würden ausgelöscht, Arbeitsplätze in den USA und die gesamte Wertschöpfungskette wären betroffen. Zudem würden die Zölle zu höheren Preisen für Kunden führen."

Die ursprüngliche Idee hinter Trumps Strafzöllen, einheimische Marken gegenüber Importautos zu bevorzugen, könnten sich so zu einem gewaltigen Bumerang für die amerikanischen Autobauer und ihre Kunden entwickeln. © auto motor und sport