Ein neues Metall-3D-Druckzentrum in Nürnberg soll für Bosch künftig die Serienfertigung hochkomplexer Formen vom Gehäuse bis zum Motorblock übernehmen.
Ob Bauteile für Wasserstoff-Anwendungen, Gehäuse für Motoren von Elektroautos, E-Achsen-Komponenten oder Motorblöcke für den Rennsport: Automobilzulieferer Bosch will am Standort Nürnberg künftig die Serienfertigung hochkomplexer Formen vom Gehäuse bis zum Motorblock starten. Dazu investiert Bosch jetzt knapp sechs Millionen Euro in ein Metall-3D-Druckzentrum und ist damit nach eigenen Angaben der erste Tier-1-Lieferant im Automobilbereich in Europa, der über eine Anlage dieser Leistungsklasse verfügt.
Mit dem neuen 3D-Drucker vom Typ NXG XII 600 der Firma Nikon SLM Solutions sollen besonders die Entwicklungszyklen für Metallteile, die mit konventionellen Herstellungsverfahren viel Zeit in Anspruch nehmen, reduziert werden.
Laser arbeiten schnell und präzise
Die schiere Größe und technische Ausstattung der Anlage eröffnen zahlreiche Anwendungsfälle. Auf Basis einer zuvor entwickelten, computergestützten Konstruktionsdatei schmelzen zwölf Laser Metallpulver Schicht für Schicht auf und erstellen so hochkomplexe Formen. Dabei ist der neue Metall-3D-Drucker bis zu fünfmal schneller als die bisher eingesetzten 3D-Druckanlagen.
Aufwändige Strukturen wie innenliegende oder geschwungene Kanäle, die mit herkömmlichen Fräsverfahren schlichtweg nicht machbar sind, lassen sich problemlos umsetzen. So kann man mit konventionellen Methoden nicht um die Ecke bohren – im 3D-Druck hingegen schon. Der Drucker deckt die Herstellung der Rohteile ab, ohne Werkzeug und nach Bedarf. Auch Ressourcen werden geschont, denn die Verschwendung von Rohmaterial wird beim 3D-Druck fast auf null reduziert.
Entwicklungszeiten sinken deutlich
Den Zeitvorteil des 3D-Drucks erläutert Bosch anhand eines herkömmlichen Motorblocks. Vom ersten Entwurf bis zur Serienproduktion können hier in der konventionellen Produktion bis zu drei Jahre vergehen. Allein die Fertigstellung der Gussform für den Motorblock kann bis zu 18 Monate in Anspruch nehmen. Im 3D-Druck entfällt dieser Vorgang. Die Konstruktionsdaten werden direkt an den Drucker übermittelt, aufwendige Gussformen sind nicht erforderlich. Bereits nach wenigen Tagen liefert der 3D-Drucker einen fertigen Motorblock.

Unter Volllast kann die Anlage innerhalb eines Jahres Metallteile mit einem Gesamtgewicht von etwa 10.000 Kilogramm fertigen und erzielt dabei Geschwindigkeiten von bis zu 1.000 Kubikzentimeter pro Stunde.
Genutzt werden soll die 3D-Drucktechnik für Teile für die Automobilbranche, aber auch für andere Industrien wie den Energie- oder Luftfahrtsektor. © auto motor und sport