Berlin ermöglicht ein kreatives Fahrrad-Experiment, Anti-Stress-Hunde an Grundschulen und Finnlands Schulfach "Empathie" findet Nachahmer in Frankreich – diese News machen gute Laune.

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Dass die meisten eher negative als positive News konsumieren, hat vermutlich einen evolutionsbiologischen Hintergrund: Das menschliche Gehirn ist darauf ausgelegt, uns vor Gefahren zu bewahren und speichert deshalb negative Informationen verstärkt ab.

Aber: Doomscrolling, also schier endloses Lesen von negativen Nachrichten, kann, wie eine Studie zeigt, der Psyche zusetzen. Positive Informationen hingegen wirken wie ein Gegengewicht. Sie zeigen, dass es auch konstruktive Lösungen für ein gutes Miteinander gibt. In diesem Sinne: Hier sind die guten News des Wonnemonats Mai.

Gefährliche Straßen für Radfahrer – Berlin erlaubt geniales Pilotprojekt

Viele, die sich täglich durch den Stau quälen, würden vermutlich lieber aufs Rad steigen und entspannt nach Hause radeln. Doch in vielen Städten ist Radfahren alles andere als entspannt. Marode Radwege und aggressive Verkehrsteilnehmer auf beiden Seiten – Auto- und Fahrradfahrer – mindern die Freude am Radeln. Auch das Wetter spielt nicht immer mit. Doch fest steht: In vielen Metropolen muss eine Verkehrswende her – für das eigentliche und für das zwischenmenschliche Klima.

In Berlin wird aktuell ein besonderes Radweg-Experiment getestet, das eine Gruppe von Berlinern ins Leben gerufen hat. Alles begann im Jahr 2014, als der aus Finnland stammende Martti Mela sich fragte, warum die Strecke unter einer überirdisch verlaufenden U-Bahn-Linie im Bezirk Kreuzberg nicht als Radweg genutzt wird. Das Bahn-Viadukt würde Radfahrer vor Regen und Verkehr schützen.

Er befragte Bekannte, die sich mit Politik, Stadtentwicklung und Architektur auskennen – ein paar Jahre später wurde der gemeinnützige Verein "Paper Planes e.V." gegründet. Wieder ein paar Jahre später eröffnet die "Radbahn", auf der Menschen geschützt radeln können und zwischenmenschliche Begegnungen gefördert werden. Die Radbahn verläuft unter dem besagtem Bahn-Viadukt der legendären U-Bahn-Linie 1, der in den 80er-Jahren mit "Linie 1" sogar ein Musical gewidmet wurde. Auch Jahrzehnte später veranschaulicht die Linie 1 erneut, dass Berlin von der Vielfältigkeit seiner Bewohner lebt.

Ob die Vision der Berliner Kreativköpfe, die Radbahn auf eine Strecke von 9 Kilometern zu erweitern, eines Tages Realität wird, hängt von vielen Faktoren ab. Unter anderem vom Willen der politischen Entscheidungsträger, die, anders als der Finne Martti Mela, das stadträumliche Entwicklungspotenzial unter der U-Bahn-Strecke jahrelang nicht erkannt haben. Doch zum Glück gibt es in dieser Stadt, in der vieles nicht reibungslos funktioniert, auch vieles, das ganz wunderbar funktioniert. Zum Beispiel, dass man immer wieder Möglichkeiten findet, die das Leben im immer enger werdenden Berlin ein Stückchen lebenswerter machen.

Therapiehunde an Grundschulen für mehr Wohlbefinden

Bei vielen Airlines in den USA dürfen sogenannte Emotional Support Animals zur emotionalen Unterstützung ihrer Besitzer mit in die Flugzeugkabine. Studien belegen: Beim Streicheln eines Tieres wird das "Kuschelhormon" Oxytocin ausgeschüttet, das Stresslevel sinkt. In Michigan startete jetzt ein Pilotprojekt, bei dem Therapiehunde an sechs Grundschulen Kindern zu mehr Wohlbefinden während des Schulalltags verhelfen sollen.

Zudem sind die Therapiehunde an den Northville Public Schools Teil des "Social Emotional Learning"-Programms, eine Bildungsmethode, die darauf abzielt, soziale und emotionale Fähigkeiten in die Lehrpläne zu integrieren.

Die Anwesenheit der Therapiehunde soll den Kindern dabei helfen, aus Angst, Anspannung oder Stress leichter herauszukommen. Bevor das Therapiehunde-Programm startete, wurden die Schüler befragt, ob sie Angst vor Hunden haben oder allergisch auf die Tiere reagieren. Wenn das Pilotprojekt erfolgreich verläuft, könnten Therapiehunde auch an weiterführenden Schulen durch die Klassenzimmer tapsen und älteren Schülern das Lernen versüßen.

Gegen Mobbing: Empathie-Kurse an Frankreichs Schulen

Die polizeiliche Kriminalstatistik 2023 belegt: Die Gesamtkriminalität in Deutschland steigt. Auch von Kindern und Jugendlichen gingen 2023 deutlich mehr Straftaten als im Jahr 2022 aus. Doch wo setzt man an, um Kinder und Jugendliche für ein respektvolles und wertschätzendes Miteinander zu sensibilisieren, wenn Beleidigungen im Internet, Mobbing und ein generell rauer Ton für viele zur neuen Normalität gehören?

In Finnland lernt man bereits in der Schule, wie man sich sozial verhält. Sozial-emotionales Lernen (SEL) steht in Finnland, das vom "World Happiness Report" zum siebten Mal in Folge zum glücklichsten aller Länder gekürt wurde, auf dem Stundenplan. Außerdem sollen Schüler durch SEL lernen, die eigenen Emotionen besser zu erkennen und einzuordnen. Auch in Dänemark sind die Förderung von emotionalen und sozialen Fähigkeiten bereits im Bildungssystem verankert. Doch kann man Mitgefühl lernen?

Ja, sagen Fachleute. Empathie wird nicht ausschließlich vererbt, man kann sie trainieren. Nach dem tragischen Suizid eines Schülers, der massiv von einigen Mitschüler gemobbt wurde, wurde in Frankreich ein ganzes Maßnahmenpaket gegen Mobbing an Schulen erlassen. An einigen Schulen werden jetzt auch Empathie-Kurse angeboten. Lernen fürs Leben – ein schönes Fach.

Verwendete Quellen

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