Stromschläge, Überhitzung, Brände: Vielen Nutzern ist nicht bewusst, welche Gefahren drohen, wenn Smartphone, Laptop oder Tablet am Ladekabel hängen. Diese Sicherheitstipps sollten Sie deswegen unbedingt beachten.

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Das Ladekabel mit dem Smartphone, Tablet oder Notebook verbinden und den Netzstecker in die Steckdose stecken: Das tägliche Laden der Geräte ist für Gadget-Besitzer eine lästige Pflicht. Doch sie birgt Gefahren. Denn wer nicht aufpasst, riskiert Unfälle, die sogar tödlich enden können.

So starben im Jahr 2015 in Deutschland 36 Menschen durch "Stromunfälle mit Todesfolge", wie es beim Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) heißt. Er bezieht sich auf die aktuellsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zum Thema.

Aber worauf sollten Nutzer achten und was sollten sie unbedingt vermeiden?

Geräte nicht während des Badens laden

Wenn ein laufender Föhn in die Badewanne fällt, in der ein Mensch sitzt, kann das tödlich enden: Das Wasser leitet den elektrischen Strom. Gefährlich ist es aber auch, ein Gerät mit in die Wanne zu nehmen, während es an die Steckdose angeschlossen ist.

Eine Jugendliche starb in München durch einen Stromschlag - wahrscheinlich, weil ein Mehrfachstecker ins Wasser gefallen war. Sie hatte das Ladekabel ihres Handys eingestöpselt, um während des Badens Musik zu hören.

In Bädern werden bei der Verlegung von Steckdosen Schutzzonen eingerichtet, damit sie von der Badewanne aus nicht zu erreichen sind. Diese Einschränkung umging die Jugendliche mit der Verlängerungsschnur.

Es ist also brandgefährlich Smartphone, Tablet oder Notebook an den Strom anzuschließen und neben die Wanne zu legen oder zu stellen: Hat der Nutzer nasse Finger und greift danach, riskiert er ebenfalls einen Stromschlag - beispielsweise, wenn das Gerät nicht korrekt isoliert ist.

Geringer ist die Gefahr für den Nutzer, wenn die elektrischen Geräte nicht eingesteckt sind und ins Wasser fallen. Dann setzt sich der Besitzer nur der Spannung des eingebauten Akkus aus, die deutlich geringer als beim Strom aus der Steckdose ist. Allerdings dürften Smartphone oder Tablet dann kaputt sein - außer, sie sind wasserdicht oder werden von einer Spezialhülle geschützt.

Das Risiko von Stromunfällen sinkt außerdem mit einem Fehlerstromschutzschalter, der in Neubauten seit 1984 Pflicht ist. Er überwacht den Strom, der zu einem elektrischen Gerät fließt, und schaltet ihn im Notfall ab.

Defekte oder billige Ladekabel nicht benutzen

Jedes Ladekabel ist mit Kunststoff ummantelt. Die Isolierung kann aber kaputtgehen, wenn das Kabel geknickt oder gequetscht wird. Die Folge: Der Nutzer riskiert einen Stromschlag, wenn er einen offen liegenden Strang anfasst, während das Gerät geladen wird. Das kann zu Brandwunden führen - oder sogar zum Tod. Lebensgefährlich ist die Berührung besonders für kleine Kinder und Tiere.

Sind Ladekabel oder Netzstecker defekt, fließt der Strom möglicherweise nicht gleichmäßig zum Gerät. Durch eine Überspannung können Smartphone oder Notebook überhitzen und sogar in Brand geraten. Nutzer sollten deshalb Ladekabel mit beschädigter Isolierung nicht mehr verwenden und umgehend ersetzen.

Eine Gefahr kann aber auch von Billig-Ladekabeln ausgehen. Dabei handelt es sich oft um minderwertige Ware oder gefälschte Produkte, wie RTL berichtet. Der britische Handelsverband "Chartered Trading Standards Institute" untersuchte 400 Netzteile und Ladegeräte, die von Händlern als echte Apple-Produkte verkauft wurden. 397 fielen bei der Sicherheitsprüfung durch.

Einige drosselten beispielsweise den Stromfluss während des Ladevorgangs nicht: Sie schickten 230 Volt zum Smartphone - zum Aufladen genügen aber fünf Volt.

Solche minderwertigen Netzteile und Ladekabel sind eine tödliche Gefahr: Eine Australierin kam um, weil das Billignetzteil des Notebooks Strom zu ihren Kopfhörern schickte, wie die "Welt" berichtet.

Ein Mann in Thailand starb durch einen Stromstoß, als er während des Ladens mit dem Handy telefonierte. Der TÜV Rheinland empfiehlt deshalb, nur vom Hersteller empfohlene Ladegeräte verwenden.

Elektrische Geräte und das Original-Ladezubehör sind so aufeinander abgestimmt, dass nur die passende Spannung und Stromstärke durchs Kabel geschickt werden. Ein Original-Netzteil begrenzt außerdem den Ladestrom, wenn es aufgeladen ist.

Bei einem Billig-Ladekabel kann diese Schutzfunktion fehlen oder defekt sein. Dann kann das Gerät überhitzen und brennen. Nutzer sollten deshalb auch immer wieder prüfen, ob Ladezubehör und Gerät nicht zu heiß sind.

Ladekabel nicht eingesteckt lassen

Manche Nutzer lassen Netzstecker und Ladekabel in der Steckdose und ziehen nur das Smartphone ab, wenn es aufgeladen ist. Doch auch dabei kann das Ladegerät überhitzen und einen Brand verursachen, warnt der Rauchmelderhersteller Pyrexx.

Diese Gefahr bestehe besonders bei kostengünstigen Produkten, da sie "qualitativ nicht hochwertig genug sind", heißt es. Der TÜV Rheinland rät, das Ladegerät unmittelbar nach dem Ladevorgang vom Strom zu trennen.

Geräte nur unter Aufsicht laden

Gefährlich können während des Ladevorgangs auch die in vielen Geräten verbauten Lithium-Akkus werden, warnt das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer (IFS). Diese Akkus könnten Feuer fangen, vor allem, wenn sie längere Zeit nicht benutzt wurden.

Sicherer sei es deshalb, die Geräte nur unter Aufsicht zu laden. Wenn das nicht möglich ist, sollte man sie während des Aufladens auf eine feuerfeste Unterlage legen und keinesfalls auf ein Sofakissen oder ins Bett.

Worauf Nutzer beim Kauf eines Ladegeräts achten sollten

Wer sich neues Ladezubehör zulegt, sollte genau prüfen, welche Angaben darauf stehen. Wichtig sind insbesondere:

  • das Siegel "Geprüfte Sicherheit" (GS) oder das Siegel des VDE, erklärt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
  • ein Typenschild, das mindestens den Namen des Herstellers oder der Marke, die Modellbezeichnung oder -nummer sowie Leistungsmerkmale enthält.
  • ein CE-Zeichen. Es gibt an, dass das Produkt den Vorschriften der EU entspricht.

Aber Vorsicht: Wenn ein Ladekabel gefälscht ist, können auch Siegel, Zeichen und Typenschild unecht sein. Nutzer sollten sie mit echten Siegeln und den Angaben auf den Webseiten der Anbieter und Hersteller vergleichen.

Verwendete Quellen:

  • IFS: "Brände durch Lithium-Akkus nehmen zu
  • Welt.de: "Wenn billige Ladegeräte zur Todesgefahr werden"
  • Die Versicherer: "Drei Tipps, um Stromschläge zu vermeiden"
  • Pyrex: "Brandgefahr durch in der Steckdose gelassene Ladekabel"
  • VDE: "Statistik Stromunfälle"
  • TÜV Rheinland: "Lithium-Ionen-Akkus richtig lagern und nutzen"
  • RTL: "Gefahr beim Handy-Laden: Das Risiko wird oft unterschätzt"
  • Chartered Trading Standards Institute: "Warning over fake chargers and second-hand-electrics”
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