20 Jahre ist es her, dass Schaf Dolly als erster Klon eines erwachsenen Säugetiers eine Grundsatzdebatte über die Ethik in der Wissenschaft auslöste. Viele fürchteten schon damals, dass auch Menschen bald beliebig oft kopiert werden könnten. Seither hat die Klontechnik große Fortschritte gemacht - und für weitere Beunruhigung gesorgt.
Damals schien es nur noch ein ganz kleiner Schritt zu sein: Als Klonschaf Dolly im Jahr 1996 das Licht der Welt erblickte, mischte sich zur weltweiten ethischen Empörung die Befürchtung, dass in gar nicht allzu langer Zeit auch Menschen geklont werden könnten.
Eine reine Utopie? Mitnichten!
Die Vorstellung, dass der genetische Doppelgänger eines Menschen schon bald nicht mehr bloß sein Zwilling, sondern ein jüngeres Abbild seiner selbst sein könnte, faszinierte die Öffentlichkeit, weckte aber zugleich auch deren düstere Fantasien und tiefe Ängste. Wie war es soweit gekommen?
Tiere wurde schon geklont, lange bevor Dolly auf die Welt kam. Bereits im Jahr 1902 teilte der deutsche Zoologe Hans Spemann mit einem Haar einen Salamanderembryo – und schaffte daraus zwei. Spemann war es auch, der anregte, man solle Zellkerne aus einer Zelle in eine andere Zelle verpflanzen.
Ein erster Versuch einige Jahrzehnte später jedoch misslang: Robert Briggs und Thomas King übertrugen im Jahr 1952 die Zellkerne von Fröschen in entkernte Eizellen. Aus 104 Versuchen entstanden 27 Kaulquappen, jedoch kein einziger Frosch. Erst dem Dänen Steen Willadsen gelang es 1986, auf diese Weise erfolgreich ein Lamm zu klonen.
Bereits acht Jahre später, 1994, schaffte es der Reproduktionsmediziner Jerry Hall, sogar menschliche Embryonen zu klonen. Kurz nach ihrer Teilung zerstörte er die Stammzellen aber wieder.
Dolly - eine neue Dimension des Klonens
Als 1996 Dolly entstand, waren die Forscher noch einen Schritt weitergegangen. Für die Reproduktion des Klonschafes hatten sie keine embryonale Stammzelle genutzt, sondern eine bereits vielfach geteilte, erwachsene Zelle.
Das von vielen befürchtete Erzeugen menschlicher Embryonen aus älteren Zellen gestaltete sich dann aber doch schwieriger als gedacht und so beschränkten sich die Klonerfolge der Wissenschaftler in den folgenden Jahren doch ausschließlich auf Tiere. 1997 wurde mit der Maus Cumulina das erste geklonte Nagetier geboren. CC, kurz für Copy Cat, folgte 2001 als erste geklonte Katze. Danach kamen 2003 Prometea, das erste geklonte Pferd, und 2005 Snuppy, ein afghanischer Windhund, auf die Welt. Und auch Kühe, Ziegen, Schweine, Kaninchen, Maultiere, Ratten und ein seltenes wildes Rind wurden aus erwachsenen Zellen geklont. 2007 gelang es Forschern der Oregon Health and Science University außerdem, einen Rhesusaffen zu klonen.
Unterdessen verbuchte der US-Forscher James Thomson 2003 einen Erfolg: Er schaffte es, kranke Gene in menschlichen embryonalen Stammzellen gezielt auszuschalten oder zu ersetzen.
Die Stammzellenforschung wurde zum Politikum
Im gleichen Jahr forderte der Bundestag mit breiter Mehrheit ein globales Klonverbot für menschliche Embryonen. Nur wenige Monate später beschloss das EU-Parlament mit deutlicher Mehrheit, die Forschung an embryonalen Stammzellen zu fördern.
2004 scheiterte bei den UN eine Resolution, die das Klonen weltweit verbieten sollte. Bis heute gibt es lediglich ein rechtlich nicht bindendes Verbot von "allen Formen des Klonens, die nicht mit der menschlichen Würde vereinbar sind".
2013 dann ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Klontechnik. Amerikanischen Forschern gelang es erstmals, menschliche Embryonen aus Hautzellen zu klonen. Das, was gut 15 Jahre zuvor bei Dolly schon möglich gewesen war, funktionierte nun auch beim Menschen. Die Forscher hatten die Hautzellen zuvor von Kindern genommen, die Kerne dieser Zellen in Spender-Eizellen verpflanzt und daraus Embryonen gewonnen. Diese vermehrten sich prächtig und wären den Forschern zufolge tatsächlich lebensfähig gewesen, wenn sie später als Babys geboren worden wären.
Doch nach sieben Tagen brach man das Experiment ab, schließlich ging es den Forschern gar nicht darum, menschliche Klone zu erschaffen. Stattdessen wollten sie menschliches Gewebe und sogar Organe gewinnen, mit denen den lebenden, aber kranken Kindern, geholfen werden kann. Ethisch ist dieses Experiment bis heute hoch umstritten.
Technisch aber, so weiß man seither, ist die düstere Vorahnung von 1994 heute Realität geworden. Der Weg zum ersten geklonten Menschen ist geebnet.
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