Auf der Internationalen Raumstation ISS hat man kaum Momente der Privatsphäre, bekommt dafür aber den gigantischsten Blick auf den Blauen Planeten, den ein Mensch nur haben kann. Doch wie fühlt sich der schwerelose Alltag im Weltraum eigentlich wirklich an?

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Im All gibt es kein "Unten" und kein "Oben". Was nicht befestigt wurde, schwebt einfach im Raum. Nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) führt die Schwerelosigkeit "gelegentlich zu Orientierungslosigkeit und Übelkeit – den Anzeichen der sogenannten Raumkrankheit, unter der einige Astronauten besonders zu Beginn ihres Aufenthalts in Schwerelosigkeit leiden."

Wie kommen Astronauten mit der Schwerelosigkeit zurecht?

Der menschliche Körper muss aufgrund der Bedingungen im Weltraum Schwerstarbeit leisten. Er ist permanent damit beschäftigt, Blut aus den Füßen in Richtung Herz und Kopf zu pumpen. "Der Kopf schwillt richtig an, das Gesicht sieht aufgedunsen aus, und die Astronauten empfinden das als unangenehm", sagte Rupert Genzer, Chef des Instituts für Flugmedizin am DLR, dem Bayerischen Rundfunk.

Wie funktioniert das mit Essen, Trinken und der Toilette?

Die Mahlzeiten der Astronauten werden auf der Erde vorgekocht und kommen gefriergetrocknet oder in Alubeuteln sterilisiert zur Internationalen Raumstation ISS. In einem Konvektionsofen kann man die Mahlzeit erwärmen. Getrunken wird mit Strohhalmen.

So wird vermieden, dass Flüssigkeit in der Raumstation herumschwebt. Übrigens wird der Urin an Bord mit Hilfe eines Water Recovery Systems als Trinkwasser wiederaufbereitet. Die Weltraumtoilette arbeitet mit Unterdruck.

So schläft man auf der ISS

Dass sich Astronauten ohne Schwerkraft nicht auf ein Bett legen können, erscheint logisch. Schweben sie beim Schlafen also unkoordiniert durch die Raumstation? Damit das nicht passiert, hat jedes Crewmitglied eine eigene Kabine, die etwa so groß ist wie eine Telefonzelle, sowie einen dort gut befestigten Schlafsack.

Laut dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist der Schlaf auf der ISS flacher als auf der Erde. Dies könne dazu führen, dass die Astronauten dort mehr träumen.

Duschen auf der ISS


Bislang ist es noch nicht gelungen, eine Weltraum-Dusche zu konstruieren. An Bord wäscht man sich mit nassen Handtüchern. Das Immunsystem ist im All geschwächt, weshalb gute Hygiene und Sauberkeit von großer Bedeutung sind.

Wie kommt man damit zurecht, keine Privatsphäre zu haben?

Ein halbes Jahr lang zu sechst auf engem Raum, keine Privatsphäre und permanent Anweisungen von der Erde. Nervt das nicht? Der Deutsche Alexander Gerst war 2014 auf der ISS stationiert und konnte damit gut umgehen.

"Es ist tatsächlich nie ein böses Wort gefallen, wir haben uns nie angepampt. Ich wusste vorher nicht, wie es sein würde, aber es war ein sehr angenehmes Klima an Bord. Es war sehr sozial, wie in einer WG mit guten Freunden", betonte er in einem Gespräch mit der FAZ. Eine sehr stabile psychische Verfassung sei allerdings die Grundvoraussetzung für das Abenteuer im All.

Was vermisst man im All besonders?

Im Juni 2014 äußerte sich Alexander Gerst in einer live aus dem All übertragenen Pressekonferenz zu seinen Gefühlen. Abgesehen von seiner Familie, so Gerst damals, vermisse er vor allem ganz weltliche Dinge, wie etwa einen Apfel zu essen oder im Wald laufen zu gehen.

Wie bleibt man mit der Familie in Kontakt?

Die Kommunikationsmöglichkeiten auf der ISS sind sehr gut. Tägliches Telefonieren mit den Liebsten, Emails schreiben und einmal in der Woche eine Videokonferenz direkt aus dem sogenannten Columbus-Labor - all diese Wege stehen den Astronauten offen.

Arbeiten auf der ISS

Arbeitstage auf der ISS sind lang. Die Tage werden unter anderem damit ausgefüllt, zahlreiche Experimente durchzuführen. "Wir arbeiten so von morgens um halb sieben bis abends um halb sieben. Also circa zwölf Stunden am Tag", so Alexander Gerst 2014 bei der Livekonferenz aus dem All.

Wie hält man sich fit?

Training spielt auf der ISS eine große Rolle. Ob Fahrrad-Ergometer oder Laufband: Zwei Stunden täglich verbringen die Astronauten mit Übungen. Das ist wichtig, weil die Muskulatur in der Schwerelosigkeit kaum beansprucht wird. Gummibänder, die man sich wie Hosenträger anzieht, sorgen dafür, dass die Astronauten während der Übungen nicht abheben.

Die Erde beobachten auf der ISS

Das Highlight für jeden Astronauten auf der ISS ist wohl der Blick auf die Erde. "Man erkennt, dass die Erde wirklich nur eine Ansammlung aus kosmischem Staub ist, der sich zu einem Felsen verklumpt hat und über dem eine hauchdünne, zerbrechlich wirkende Atmosphäre liegt. Um das zu begreifen, habe ich den Blick aus dem Fenster gebraucht. Das ist etwas, das prägt, das ich nicht vergessen werde", so Alexander Gerst im Interview mit süddeutsche.de.


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