Der Einschlag eines Meteoriten in Nordamerika trug vermutlich maßgeblich zum Aussterben der Dinosaurier bei. Dass ein Gigant aus dem All mit der Erde kollidiert, war aber kein einzigartiges Ereignis, wie viele Krater weltweit beweisen. Nun haben Forscher unter dem Eis Grönlands einen neuen Riesenkrater entdeckt. Er könnte helfen, eines der großen Rätsel der Geoforschung zu lösen.
Mehr als einen Kilometer muss der Eisenmeteorit im Durchmesser gewesen sein, dessen Spuren Forscher nun in Grönland entdeckt haben. Unter der Eisdecke fanden sie einen Einschlagkrater, der mit einer Breite von 31 Kilometern eine größere Fläche hat als Frankreichs Hauptstadt Paris.
Damit ist er einer der 25 größten bekannten Einschlagkrater der Erde, berichtet das Team Kurt Kjær vom Zentrum für GeoGenetics der Universität Kopenhagen im Fachjournal "Science Advances". Nie zuvor wurde demnach ein Krater solchen Ausmaßes unter einem der kontinentalen Eisschilde der Erde entdeckt.
Löst Krater großes Rätsel der Geoforschung?
Eine Datierung des Hunderte Kilometer unter dem Eis liegenden Kraters sei bisher nicht möglich gewesen, erklärte Kjær. Er sei aber außergewöhnlich gut erhalten, was aus geologischer Sicht darauf hindeuten könnte, dass er recht "jung" sei. Möglicherweise sei er sogar erst vor 12.000 Jahren gegen Ende der letzten Kaltzeit entstanden.
Der Zeitpunkt des Einschlags sei wesentlich für das Verständnis, wie sich das Ereignis auf das Leben auf der Erde auswirkte. Große Meteoriteneinschläge können das Klima nachhaltig beeinflussen.
Sollte der Meteorit tatsächlich während der sogenannten Kaltzeit eingeschlagen sein, wäre das für die Forscher hochinteressant: Schon lange wird als Ursache für den plötzlichen Kälteeinbruch in jener Phase ein Meteoriteneinschlag diskutiert.
Vielleicht könnte der Grönland-Krater also dabei helfen, eines der großen Rätsel der Geoforschung aufzuklären, so die Hoffnung der Forscher.
Hinweise auf Krater bereits 2015 entdeckt
Die Umrisse des Kraters unter dem Hiawatha-Gletscher im Norden Grönlands waren erstmals 2015 entdeckt worden. Am äußersten Rand der Eisdecke gab es eine enorme kreisförmige Vertiefung. Die Wissenschaftler waren zunächst nicht sicher, ob es sich wirklich um die Spuren eines Einschlags handelt.
Erst als ein Team des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven das Gebiet vom Flugzeug aus mit einem leistungsstarken Eisradar kartierte, bestätigte sich die Vermutung.
"Das neue Radarsystem der AWI-Forschungsflugzeuge war genau die Art von Instrument, die wir für die Messungen brauchten", sagte Olaf Eisen, Glaziologe am Alfred-Wegener-Institut. Die Struktur sei genau zu erkennen gewesen.
"Ein deutlich kreisrunder Rand, eine zentrale Erhebung, darüber sowohl gestörte als auch ungestörte Eisschichten und basale Trümmer. Alles, was einen Meteoriteneinschlag auszeichnet."
In den Sommern 2016 und 2017 kehrte das Forscherteam an den Fundort zurück, um Proben von Sedimenten zu sammeln und die tektonischen Strukturen im Gestein am Fuß des Gletschers zu kartieren.
"Ein Teil des aus dem Krater gespülten Quarzsandes hatte eben jene Deformationsmerkmale, die auf einen gewaltsamen Aufprall hindeuten", erklärte Nicolaj Larsen von der Universität Aarhus.
Das sei ein schlüssiger Beweis dafür, dass die Vertiefung unter dem Gletscher ein Meteoritenkrater ist.
Der Einschlag eines Meteoriten in Nordamerika vor rund 66 Millionen Jahren trug wahrscheinlich maßgeblich zum Aussterben der Dinosaurier bei. Der Durchmesser des Einschlagkraters liegt bei etwa 180 Kilometern.
Einem Anfang des Jahres im Fachblatt "Current Biology" vorgestellten Szenario zufolge fegte die Detonation im Umkreis von etwa 1.500 Kilometern alle Bäume hinweg. Weitere verschwanden bei Waldbränden weltweit.
Der Ausstoß schwefelhaltiger Dämpfe führte wahrscheinlich zu saurem Regen, große Mengen Ruß behinderten die Fotosynthese von Pflanzen für Jahre und kühlten die Welt ab. (jwo/dpa)
Verwendete Quellen:
- Science Advances: "A large impact crater beneath Hiawatha Glacier in northwest Greenland"
- Spiegel Online: "Forscher finden riesigen Meteoritenkrater unterm Eis"
- dpa
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