Man sieht sie so gut wie nie, aber sie sind dennoch da: Weiße Haie im Mittelmeer. Forscher scheitern schon länger daran, lebende Exemplare zu finden. Ein Forscherteam hat es deshalb nun mit einer anderen Methode versucht, deren Ergebnisse uns auch verraten, wo sich die meisten Weißen Haie aufhalten.

Mehr zum Thema Tiere

Mit der Suche nach der Nadel im Heuhaufen vergleicht ein Forschungsteam im Nachhinein seinen Versuch, einen Weißen Hai im Mittelmeer aufzuspüren. Damit macht die Gruppe um Francesco Ferretti von Virginia Tech in Blacksburg klar: Weiße Haie sind selten im Mittelmeer. Doch genau deswegen lohne es sich, nach ihnen zu suchen, schreibt die Gruppe im Fachjournal "Frontiers in Marine Science".

Die Weißen Haie (Carcharodon carcharias) gelten im Mittelmeer als genetisch eigenständige Population. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft sie dort als "stark gefährdet" ein und geht von maximal nur noch 250 Tieren aus - das geht aus ihren jüngsten Daten dazu von 2016 hervor. Ein Grund dafür ist den Forschern zufolge vor allem die industrielle Fischerei, die sich negativ auf das Nahrungsangebot der Haie auswirke. So sei das Mittelmeer eines der am stärksten ausgebeuteten Meere weltweit.

Anders als etwa in Kalifornien, wo sich die Haie oft in der Nähe von Robbenkolonien aufhalten, gibt es im Mittelmeer keine solchen bekannten Lebensräume. Deswegen sind sie bislang schwer zu finden.

Auf der Suche nach Umwelt-DNA

In drei Expeditionen von 2021 bis 2023 suchte das Team aus den USA in der Straße von Sizilien zwischen Italien und Tunesien nach den Tieren. Dabei wollten die Forschenden herausfinden, in welchen Gebieten die Haie leben und wie viele es konkret von ihnen noch gibt, um sie besser schützen zu können. In der Vergangenheit hatten andere Forschungsteams unter anderem versucht, elektronische Tags an den Haien anzubringen, scheiterten aber daran, lebende Tiere zu finden.

Das Team von Ferretti setzte hingegen bei seiner Suche auf Umwelt-DNA (eDNA). Dabei handelt es sich um DNA-Spuren, die Tiere etwa über Ausscheidungen oder Schuppen in der Umwelt hinterlassen. So können Wissenschaftler die Anwesenheit von Tieren nachweisen, ohne sie selbst dafür beobachten zu müssen.

Expedition: Viele Probleme und dennoch erfolgreich

Die Forscher stießen dabei aber auf etliche Probleme. Da sie über kein eigenes Forschungsschiff verfügten, waren sie auf Alternativen angewiesen. Dabei handelte es sich entweder um Fischerboote, die allerdings nicht immer zur Verfügung standen, oder um Segelboote und Katamarane, die jedoch wenig Platz boten. Zudem bestand in dem stark befischten Gebiet das Risiko, dass sich die Geräte der Forscher in Fischernetzen verfangen.

Lesen Sie auch

Dennoch gelang es dem Team 159 eDNA-Proben während ihrer Expeditionen zu sammeln und somit an vier Standorten Weiße Haie nachzuweisen. Eine genaue Anzahl der Tiere ermittelte es nicht. Mithilfe von Ködern und Kameras versuchten die Forscher, die Tiere auch per Video nachzuweisen. Doch auch hier verhinderten Platzprobleme ein besseres Vorgehen, da sie oftmals nicht genügend Köder mit auf das Boot nehmen konnten.

Die tatsächliche Sichtung eines Weißen Hais gelang dem Forschungsteam nicht, dennoch wertete es seine Expeditionen als Erfolg. So seien die gesammelten Daten und Informationen hilfreich für weitere, künftige Expeditionen. Zudem habe man herausgefunden, dass die Küste vor Tunesien wohl einer der letzten Rückzugsorte der Haie ist. Dort hatten die Forscher die meisten der eDNA-Proben von Weißen Haien gefunden. Das Team will seine Bemühungen künftig auf das Gebiet konzentrieren. Schon zuvor sei vermutet worden, dass die Tiere vor allem in der Straße von Sizilien leben. Insgesamt sei es nun unerlässlich ein umfassendes Überwachungsprogramm mit ganzjährigen Aktivitäten zu entwickeln, schreibt das Team in dem Fachjournal. (dpa/bearbeitet von mak)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.