D‘r Zuch kütt! Am 3. März findet in Köln der Höhepunkt der Karnevalssession statt: der Umzug am Rosenmontag. Und wieder sind Pferde dabei…
Er ist ein Teil der Geschichte Kölns – der Umzug am Rosenmontag. Er ist nicht nur der größte Karnevalsumzug in Deutschland und Höhepunkt des Kölner Karnevals. Er findet auch seit 1823 statt und ist damit der älteste der großen deutschen Rosenmontagszüge. Dabei setzen die Veranstalter auf einen Mix aus Moderne und Tradition. Zur Tradition gehören Pferde – und auf sie wollen die Kölner auch in diesem Jahr nicht verzichten.
Für Tierschützer ist es unverständlich. Sie kritisieren seit Jahren, dass die Umzüge für Pferde großen Stress bedeuten – und die Tiere sich und den Menschen gefährlich werden können. Tatsächlich gab es bei Umzügen immer wieder Unglücke. So gingen 2018 in Köln beim Rosenmontagsumzug Kutschpferde durch. Fünf Menschen wurden verletzt, der Umzug musste unterbrochen werden. 2022 brach Jahr ein Pferd bei einem Schützen-Umzug zusammen – und starb. Und in Sonnewalde gab es in 2023 beim traditionellen Karnevalsumzug einen tragischen Unfall mit einer Pferdekutsche.
Rosenmontag: Strenge Regeln für Pferde – und Reiter!
Auf die Unglücke haben die Verantwortlichen reagiert. Mittlerweile gibt es strenge Regeln. So müssen die Pferde am Anfang oder am Ende des Zuges positioniert werden und sollen nicht direkt hinter Musikkapellen laufen. Für Reiter gilt absolutes Alkohol-, Rauch- und Handyverbot. Zudem müssen sie mehrere Reitstunden nachweisen. Und: Sie müssen auf ihre Figur achten. Sind sie zu schwer fürs Pferd, dürfen sie nicht aufsteigen. Konkret heißt das: Reiter dürfen nur maximal 15 Prozent des Pferdegewichts wiegen. Bei einem Durchschnittspferdegewicht von 420 Kilogramm dürfte der Reiter folglich nur 63 Kilogramm auf die Waage bringen.
Weiter gilt: Länger als acht Stunden dürfen die Pferde nicht geritten werden, nach vier Stunden müssen sie eine Pause machen. Dazu soll es auch Dopingkontrollen geben. Das hatte im letzten Jahr bereits Folgen: Laut Festkomitee waren 234 Pferde beim Umzug am Rosenmontag in Köln dabei. Von 40 Pferden wurden stichprobenartig Blutproben genommen. Das Ergebnis: Bei drei Pferden wurden darin fremde Substanzen, genauer gesagt: Schmerzmittel, gefunden. "Gegen die Pferdehalter werden Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Das Festkomitee ist informiert worden", so eine Stadtsprecherin.

Doch die neuen Regeln sind für die Tierschützer noch nicht genug: "Lärm, Gedränge und fliegendes Wurfmaterial stellen nach wie vor einen erheblichen Stressfaktor für die Fluchttiere dar", sagt Andrea Mihali, Expertin für Pferde beim Deutschen Tierschutzbund. "Ein Training kann nur bedingt dabei helfen, die sensiblen Pferde auf solche Einsätze vorzubereiten. Grundsätzlich sollte man sich fragen, ob Traditionsgründe allein dazu berechtigen, Pferde einer solchen Belastung auszusetzen." © Pferde.de