Ein besonders aggressiver Stamm des "Rabbit Hemorrhagic Disease Virus" (RHDV) sorgt derzeit für Unruhe unter Kaninchenhaltern in Europa. Obwohl viele Tiere gegen die seit langem bekannte Krankheit geimpft sind, kommt es dennoch zu Todesfällen.

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Wie bei menschlichen Viruserkrankungen bekannt, etwa bei COVID-19, sind auch Tierseuchen wie RHD ständigen genetischen Veränderungen unterworfen. Die in den letzten Jahren verbreitete Variante RHDV2 hat bereits dazu geführt, dass ältere Impfstoffe ihre Wirkung verloren und angepasst werden mussten.

Seit einiger Zeit wird jedoch ein neuer, besonders ansteckender Typ beobachtet – vor allem in Nordfrankreich und Belgien kommt die aggressive Variante vor. Trotz Impfung gegen das Virus sterben Kaninchen. Halter in Deutschland sollten einige Vorsichtsmaßnahmen treffen.

Neue Virusvariante unterläuft Impfschutz

Die neue Virusvariante scheint den Schutz der derzeit gängigen Impfstoffe, wie zum Beispiel Eravac, Filavac oder Nobivac teilweise zu umgehen. Die französische Arzneimittelagentur "ANMV" reagierte nach Meldung zahlreicher Fälle mit der vorläufigen Zulassung eines neu angepassten Impfstoffs, der gezielt gegen den neuen Stamm wirkt, berichtet "Kaninchenwiese".

Dieser darf dort bislang jedoch nur eingesetzt werden, wenn die Wirkung der Standardimpfstoffe nachweislich versagt hat. In Deutschland ist bereits ein neuer Impfstoff erhältlich. Der Stoff mit dem Namen "Yurvac RHD" schützt nicht nur gegen die bekannten RHDV1- und RHDV2-Stämme, sondern auch gegen die neu aufgetretenen, hochinfektiösen Varianten. Er ist in Deutschland bereits zugelassen, verfügbar und könnte ein wichtiger Schritt in der Seuchenabwehr sein.

RHD endet oft tödlich

Zwar sind in Deutschland bislang keine bestätigten Fälle des neuen Stammes bekannt, jedoch mehren sich in Teilen Westdeutschlands Berichte über Impfdurchbrüche. Ob diese tatsächlich auf den neuen Subtyp zurückzuführen sind, ist noch unklar. Bei Verdacht sollten verstorbene Tiere unbedingt pathologisch untersucht und Proben an das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) geschickt werden, das eine genaue Typisierung vornehmen kann.

Zeigen Kaninchen bereits schwere Symptome wie Atemnot, ist meist nur noch eine Einschläferung durch den Tierarzt möglich. Sollte ein geimpftes Tier an RHD versterben, ist das kein normaler Einzelfall. In solchen Fällen ist eine offizielle Meldung an das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und an den Impfstoffhersteller dringend empfohlen. Bei Impfstoffen mit EU-Zulassung, wie Nobivac, ist zusätzlich die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) zuständig. Nur durch solche Meldungen kann die Wirksamkeit der Impfstoffe laufend überprüft und gegebenenfalls nachgebessert werden.

Wie schützt man seine Kaninchen jetzt am besten?

Kaninchen, die bereits mehrfach geimpft wurden – möglichst mit unterschiedlichen Impfstoffen – zeigen laut Experten einen besseren Schutz gegenüber neu auftretenden Varianten. Besonders gefährdet sind hingegen Tiere, die nur eine einmalige Impfung erhalten haben. Empfohlen wird daher: eine Grundimmunisierung, regelmäßige Auffrischungen oder direkt die Impfung mit dem neuen "Yurvac RHD", der einen erweiterten Schutz bietet.

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Auch Hygienemaßnahmen und Insektenschutz sind sinnvoll. Da das Virus auch durch Insekten übertragen werden kann, sind Fliegengitter am Kaninchenstall eine gute Idee zur Gefahrenabwehr. Eine regelmäßige Reinigung der Gehege und geeignete Spot-on-Präparate können ebenfalls hilfreich sein.  © Deine Tierwelt