Reiten kennt kein Alter, heißt es. Und sie beweist es: Elizabeth Breton reitet regelmäßig – und feierte gerade ihren 100. Geburtstag. Was sie sich an diesem besonderen Tag selbst schenkte? Einen Ausritt…
Mit zwei Jahren saß Hermann Buthe aus dem Ruhrgebiet zum ersten Mal auf einem Pferd. Seitdem hat ihn die Reiter-Leidenschaft gepackt. Mittlerweile ist er 90 Jahre alt – und sitzt immer noch jeden Tag im Sattel. Einzigartig? Nein! Denn in England gibt es Elizabeth Brenton…
Ein gemütlicher Spaziergang? "Ist mir zu langweilig", sagt Elizabeth Breton. Stattdessen sattelt die zweifache Mutter und fünffache Großmutter lieber Stute Lily und macht einen entspannten Ausritt. Das Besondere daran? Breton feierte gerade ihren 100. Geburtstag. Und da hat sie natürlich das gemacht, was sie liebt: "Ich hatte an meinem Geburtstag einen tollen Ausritt", sagte sie gegenüber "Horse & Hound". "Wir sind mitten durch das Dorf geritten."
Der einzige Wermutstropfen an dem Tag? "Ich wollte galoppieren", so Breton. Aber weil ihr Pferd an dem Tag ein bisschen "feurig" war, wollte ihr "Aufpasser" lediglich traben. Dafür konnte sie sich über etwas anderes freuen: "Ich habe eine schöne Karte vom König bekommen, mit einer netten Botschaft, die genau den richtigen Ton traf. Sie liegt jetzt auf meinem Tisch."
Saß im Sattel, bevor sie laufen konnte
Geboren wurde Brenton am 31. Dezember 1924. Und ihre Pferdeliebe verdankt sie ihrem Vater. Er setzte sie zum ersten Mal auf ein Pony, da konnte sie noch nicht einmal laufen. Seitdem ist sie pferdeverrückt: "Ich mag Hunde und hatte einen ganz besonderen Hund. Aber ich liebe Pferde. Sie begeistern mich einfach."
Bereits mit zwei Jahren saß sie regelmäßig im Sattel auf der Familien-Farm im englischen Lincolnshire. "Pferde gehörten von Anfang an zu meinem Alltag dazu. Und reiten war einfach ein Teil meines Lebens", sagt sie. "Ich dachte nicht, dass ich etwas Besonderes mache, ich saß auf dem Jagdpferd meiner Mutter und dachte mir nichts dabei", fügt sie hinzu.
Der Zweite Weltkrieg änderte alles
Als sie sieben war, kam das Pony Snowflake ich ihr Leben. "Snowflake hat Spaß gemacht und ich bin ziemlich oft auf die Jagd gegangen", erinnert sich Breton. Sie fing an, an Wettkämpfen teilzunehmen, und Hunter-Prüfungen waren ihre Lieblingsdisziplin. "Damals waren wir zu dritt in einer Mannschaft und mussten auf Augenhöhe bleiben. Das Team bestand aus mir, der Ältesten, etwa zwölf Jahre alt, und dann Rosemary, die acht Jahre alt war. Sie sprang über alles, auch wenn sie nicht darüber hinaussehen konnte."
Doch dann kam der Zweite Weltkrieg und hat "all den Spaß unterbrochen", erzählt Breton. Tatsächlich stieg sie Jahrzehnte nicht mehr in den Sattel. Gleichzeitig gab sie ihre Pferdeliebe an ihre Kinder weiter. Und die, genauer ihr Sohn, sind der Grund, warum Breton zurück in den Sattel kam. Zu ihrem 70. Geburtstag lud er seine Mutter ein, auf seinem Pferd zu reiten…
Breton: Mit 70 Jahren zurück in den Sattel
Das war der Moment, der alles änderte: "Ich bin einfach zum Leben erwacht, als ich wieder angefangen habe zu reiten", sagt sie. Und sie ritt nicht einfach nur für sich selbst. Bis in ihre 80er Jahre ging sie wieder auf Turniere: "Ich habe es sehr genossen und mich ganz gut geschlagen." Vor allem im Parcours war sie zu finden: "Ich liebe das Springen, ich finde es am spannendsten", erzählt sie gegenüber der "BBC".
Jetzt, mit 100 Jahren, geht sie mindestens zweimal die Woche zu den Cotswold Riding Stables. "Wenn Du ein Pferd reitest, geht es direkt durch Deinen Körper", sagt sie. "Und ich habe das Gefühl, dass es der beste Weg ist, Deinen ganzen Körper zu trainieren. Ich genieße es immer noch, sonst würde ich mir nicht die Mühe machen." Ein anderer Sport kommt für sie nicht in Frage: "Ich gehe nicht besonders gerne, es ist langweilig, wirklich langweilig. Und joggen kann ich nicht mehr. Deshalb ist das Reiten so gut…"
Breton: "Den besten Spaß verdanke ich Pferd und Hund"
Für Breton ist das Reiten ihr Lebenselexier. Eines der Geheimnisse hinter ihrer Fähigkeit, auch mit 100 Jahren noch im Sattel zu sitzen, ist die Alexander-Technik. Ziel der ganzheitlichen Methode: Muskelverspannungen zu lösen und die Belastungen des Bewegungsapparats zu reduzieren. Gleichzeitig soll dadurch das psychische Gleichgewicht stabilisiert werden. Hat sie noch ein Geheimnis? "Abends ein Schluck Whiskey", so Breton.

Manchmal denkt sie, dass 100 Jahre das richtige Alter ist, um aus dem Sattel zu steigen. Doch dann will sie doch wieder in den Stall. "Es gibt ein Zitat, das besagt: ‚Den besten Spaß verdanke ich Pferd und Hund.‘ Das könnte ich auch so sagen." So schnell will Elizabeth Breton daher mit ihren Besuchen im Reitstall nicht aufhören… © Pferde.de