- Fasten hat gesundheitliche Vorteile, ist aber auch Teil von Ritualen und Religion.
- In den Weltreligionen wird Fasten unterschiedlich praktiziert.
- Das Fasten im Christentum, dem Hinduismus, dem Judentum, dem Islam und dem Buddhismus im Vergleich.
Intervallfasten ist stark in Mode. Als eine gesunde Lebensform, die die Autophagie, also die Zellreinigung, fördert und Krankheiten verhindert.
Das Wissen über Selbstreinigungsprozesse beim Fasten haben die Menschen schon seit vielen Jahrhunderten und wenden es im rituellen und religiösen Kontext immer noch an. Die Fastenzeit für die Christen endet am Gründonnerstag, während die Muslime gerade mittendrin sind. Ihre Fastenzeit begann am 1. April und endet am 1. Mai dieses Jahres.
Christlich-Orthodoxes Fasten
Die orthodoxen Christen glauben, dass die Anweisung zum Fasten direkt von Gott kommt, der schon Adam und Eva verbot die Früchte vom Baum der Erkenntnis zu essen. Ein wesentlicher Bestandteil des orthodoxen Fastens ist ein besonders komplexes Regelwerk.
Das körperliche Fasten soll mit dem geistigen Fasten eine Einheit bilden. Dabei lautet die Weisung, sich mit dem Studium der Bibel, mit Gebeten, in der Armenfürsorge und in Enthaltsamkeit zu üben. Im ganzen Jahr fastet man jeden Mittwoch (der Tag, an dem Judas Iskariot Verrat an Jesus Christus beging) und jeden Freitag (Tag der Kreuzigung des Herren). Alle anderen Fastentage und -perioden sind im Kalender akribisch vermerkt.
Der 29. August ist ein besonders strenger Fastentag. Es ist der Tag an dem Johannes der Täufer enthauptet wurde. An diesem Tag verzichten die orthodoxen Christen auf Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Öl und auf alle Lebensmittel, die rot sind. Verboten ist an dem Tag außerdem Messer zum Schneiden zu benutzen. Das ist auch der Grund, warum die Orthodoxen Christen eher geneigt sind, ihre Namenstage zu feiern. Geburtstage gelten als verpönt, weil Salome an ihrem den Kopf Johannes des Täufers als Geschenk verlangte.
Katholisches Fasten
Die beiden strengen Fastentage in der Fastenordnung der Katholiken sind der Aschermittwoch und der Karfreitag. Wobei die Fastenzeit insgesamt 40 Tage dauert. Eine einmalige Mahlzeit am Tag, ohne Völlerei und zwei kleine Zwischenmahlzeiten sind erlaubt und Fleischkonsum verboten. An Bußtagen sollen zudem auch Fastenopfer erbracht werden.
Fastenopfer können verschieden sein, denn sie sind nicht genau festgeschrieben. Wichtig für die Fastenden sollte eine spürbare Einschränkung im Konsum, der Verzicht auf Genussmittel sein. Außerdem gibt es die Weisung, den Notleidenden zu helfen oder Werke der Nächstenliebe zu tun.
Erwachsene, vom vollendeten 18. Lebensjahr bis zu Beginn des 60. Lebensjahres, sollen der katholischen Fastenordnung zufolge fasten. Ausgenommen sind schwer Kranke, Arme, Menschen, die schwer körperlich arbeiten oder Reisende, sowie Personen, die nicht bei sich zu Hause essen.
Protestantisches Fasten
Im Gegensatz zur römisch-katholischen Tradition ist das Fasten in den protestantischen Kirchen nicht mit dem Bußsakrament verbunden und somit nicht allgemein verpflichtend für gläubige Protestanten. Dennoch ist die Osterzeit eine Zeit der Besinnung und der inneren Einkehr.
Es gibt keine konkreten Vorschriften für die Ernährung bzw. für den Verzicht bestimmter Lebens- oder Genussmittel, weil der Begriff des Fastens breiter gefasst wird. Die Weisung lautet: Während der Fastenzeit soll man sich von persönlichen Gewohnheiten distanzieren und sich von Zwängen befreien um sein Leben neu auf Wertvorstellungen und Gott auszurichten.
Buddhistisches Fasten
Im Buddhismus gibt es verschiedene Fastenformen. Buddha fastete sehr hart und sehr lange bevor er erleuchtet wurde. Man unterscheidet das Fasten der Mönche und das Fasten der Laien.
Die buddhistischen Mönche folgen den Regeln, die in den Vinayas festgelegt sind. Die Texte enthalten die klösterliche Disziplin. Ihnen zufolge dürfen die Mönche nach dem Mittagessen nichts mehr essen. In dieser Restzeit des Tages sollen sie sich der Meditation oder dem Sutra-Gesang widmen. Das gilt weniger als Fasten, sondern eher als maßvolle Ernährung. Bei einigen gibt es aber auch die Praxis Ekasanikanga, bei der nur einmal am Tag gegessen werden darf.
Der mittlere Pfad des Buddha bezieht sich auf die Vermeidung von Extremen. Daher gilt extremes Fasten als schlecht. Erleuchtung erlangte Buddha erst nach der Praxis der Meditation und Jhana. Buddha empfahl allen Menschen Achtsamkeit beim Essen. Achtsamkeit und Mäßigung sind also der Schlüssel, der ebenfalls ein wichtiger Bestandteil medizinischer Kuren beispielsweise im indischen Buddhismus darstellt.
Im chinesischen Buddhismus gibt es eine Praxis namens Zhaijie (achtfaches Fasten), bei der, vor allem zur Zeit der Han-Dynastie, Laien auf Fleisch und Fisch verzichteten und die acht Gebote befolgten (von denen eines intermittierendes Fasten ist).
Im japanischen Buddhismus wird asketisches bzw. vollständiges Fasten als Ritual praktiziert und im koreanischen Seon Buddhismus ist es ein Ersatz für die Meditation. Im tibetischen Buddhismus hält man sich am ersten Tag an die acht Gebote und isst nur vegetarisches Essen. Am zweiten Tag verzichtet man vollständig auf Nahrung und Wasser.
Muslimisches Fasten
Der heilige Fastenmonat im Islam ist der neunte Monat des muslimischen Kalenders und heißt Ramadan. Gott offenbarte dem Propheten der Muslime den Koran als ihre "Rechtsleitung".
Es ist eine Zeit der Selbstbeherrschung für Muslime im Sinne von "sawm" (arabisch:"sich enthalten"), die eine der Säulen des Islam, die Grundlehren der Religion, darstellt von denen es insgesamt fünf gibt. Schwangere oder stillende Frauen, Kinder, Alte, Schwache, Reisende auf langen Reisen und Geisteskranke sind von der Fastenpflicht ausgenommen.
Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang soll auf Essen, Trinken, sexuelle Aktivitäten und alle Formen von unmoralischem Verhalten, einschließlich unreiner oder unfreundlicher Gedanken, verzichtet werden. Nach dem Sonnenuntergangsgebet versammeln sich Muslime in ihren Häusern oder Moscheen, um ihr Fasten mit einer Mahlzeit namens Ifṭār zu brechen. Nachts werden zusätzliche Gebete gesprochen, die sogenannten Tawarīḥ-Gebete. Der Koran weist darauf hin, dass Essen und Trinken nur so lange erlaubt sind, bis der "weiße Lichtfaden im Morgengrauen vom dunklen Faden der Nacht unterscheidbar wird".
Das Ende des Ramadan-Fastens wird als Eid al-Fitr gefeiert, das "Fest des Fastenbrechens".
Hinduistisches Fasten
In der hinduistischen Religion ist das Fasten keine Verpflichtung, sondern ein moralischer und spiritueller Akt, dessen Ziel es ist, Körper und Geist zu reinigen und göttliche Gnade zu erlangen. Es gibt verschiedene Formen des Fastens, die mehr oder weniger streng, mehr oder weniger schwierig, und je nach persönlicher Familien- und Gemeinschaftsüberzeugung variieren. In manchen Fällen beinhaltet das Fasten den Verzicht auf eine Mahlzeit am Tag.
Fasten bedeutet bei den Hinduisten jedoch nicht zwangsläufig, dass der Körper leiden muss. Es ist oft ausreichend bestimmte Lebensmittelarten wegzulassen und durch andere zu ersetzen. Fleischesser können sich zum Beispiel mit einem streng vegetarischen Gericht zufriedengeben. Vegetarier verzichten oft auf Reis, Weizen, Gerste und Linsen und ersetzen sie durch Kartoffeln.
Es gibt mehrere Fastenperioden. Die Feier zu Ehren von Shiva beispielsweise ist ein wichtiger Anlass für gläubige Hindus oder aber an Dienstagen für Lord Hanuman, dem indischen Affengott. An Freitagen verzichten die Anhänger der Göttin Santoshi Mata auf Zitrusfrüchte.
Hindus fasten häufig nicht nur religiös motiviert. Viele fasten auch zu medizinischen Zwecken oder um ihre Gesundheit zu erhalten.
Jüdisches Fasten
Es gibt sechs Tage im Jahr, an denen gläubige Juden fasten. Es gibt zwei große Fastenperioden, von Sonnenuntergang am Vortag bis Sonnenuntergang am Tag selbst, und zwei kleine Fastenperioden von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang am selben Tag.
Einer dieser Fastentage ist Jom Kippur der "Versöhnungstag". Die beiden großen Fastenperioden werden als schwarz (der Neunte von Av) und weiß (Jom Kippur) bezeichnet. Die beiden kleineren sind als Frau und Mann bekannt, weil sie an die Taten von Königin Esther und Gedaliah erinnern sollen.
An Isha b´Av dem schwarzen Gebetstag fasten die Juden 25 Stunden lang zum Gedenken an die Zerstörung des Heiligen Tempels in Jerusalem. Verboten sind Essen, Trinken, Waschen, Baden, die Haut eincremen, Leder zu tragen oder sich auf Intimitäten einzulassen. In der Synagoge werden Klagelieder gesungen, liturgische Bußgedichte gelesen und den Opfern der spanischen Inquisition, der Kreuzzüge, des Chmelnyzkyi-Aufstands und des Holocaust gedacht.
Jom Kippur dagegen, der Versöhnungstag wird mit Rosh Hashanah, Sukkot und dem Zyklus der Hohen Feiertage im Monat Tischrei (September/Oktober) in Verbindung gesetzt. Das Fasten wird im Judentum häufig mit der Trauer gleichgesetzt und somit unterlassen es viele Gläubige, Fleisch und Wein zu konsumieren, Musik zu hören oder sich die Haare schneiden zu lassen.
Verwendete Quellen:
- Ibi.org: Jewish fasting days in LBI collections
- britannica.com: Ramadan
- vivat.de: Was besagt die katholische Fastenordnung?
- ekd.de: Fasten
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