Jährlich werden in Deutschland etwa 100.000 vermisste Kinder gemeldet. Heute, am 25. Mai, soll der "Tag er vermissten Kinder" für die Problematik sensibilisieren. Ein Experte verrät im Interview, wie Eltern ihre Kinder am besten schützen können.
Herr Kroll, wie oft kommt es vor, dass Kinder verschwinden?

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Es werden jährlich ungefähr 100.000 Kinder in Deutschland als vermisst gemeldet. Erfahrungsgemäß erledigen sich etwa 50 Prozent der Vermisstenfälle innerhalb der ersten Woche.

Binnen Monatsfrist liegt diese offiziell so bezeichnete "Erledigungs-Quote" schon bei über 80 Prozent. Der Anteil der Menschen, die länger als ein Jahr vermisst werden, bewegt sich bei etwa 3 Prozent.

Was sind die häufigsten Gründe?

Den größten Anteil von bis zu 98 Prozent machen Kinder und Jugendliche aus, die aus eigenem Antrieb ihr familiäres Umfeld und ihre gewohnte Umgebung verlassen.

Es handelt sich hierbei im allgemeinen Sprachgebrauch um sogenannte Ausreißer.

Aber auch das schlichte Vergessen vereinbarter Zeiten oder spontane Übernachtungen bei Freunden ohne Rückmeldung an die eigenen Eltern schon häufiger zu Polizeieinsätzen geführt.

Ab wann gilt ein Kind eigentlich als vermisst?

Offiziell gilt ein Kind als vermisst, wenn eine Vermisstenanzeige bei der Polizei eingegangen ist.

Ab wann sollten sich Eltern an die Polizei wenden?

Sobald auch nur der geringste Zweifel am Wohlergehen des Kindes besteht und eine erste, grobe Absuche vor Ort und alle anderen Formen der sonst üblichen Kontaktaufnahme scheitern, sollte unmittelbar die Polizei informiert werden.

Wenn ein Kind als vermisst gemeldet wird, ist dies ein Fall, der von der Polizei bearbeitet werden muss.

Wichtig ist: Die sogenannte 24-Stunden-Regel ist ein weit verbreiteter Irrtum. Es stimmt nicht, dass man 24 Stunden warten sollte, wenn ein Kind verschwunden ist, bevor man die Polizei ruft.

Bei einem Verbrechen sind oftmals die ersten Stunden entscheidend, um das Leben des Kindes zu retten.

Wie können Eltern ihre Kinder bestmöglich schützen?

Weltweite Studien haben ergeben, dass Kinder, die ihre Rechte kennen und sich im Notfall wehren können, seltener Opfer von Verbrechen werden.

Wir haben für Eltern und Kinder eine kleine Kinderschutzfibel entwickelt mit den wichtigsten Tipps, diese kann man hier downloaden: Präventionstipps der Initiative Vermisste Kinder

Was sollten Eltern ihrem Kind beibringen, um einem Verschwinden vorzubeugen?

Das Kind sollte die Regeln kennen, was gute und schlechte Orte sind, wann es sich zurückzumelden hat, welche Rechte es hat, wer es wie anfassen darf und dass es selber Grenzen setzen darf und soll.

Einfache Tipps haben wir in unserer Kinderschutzfibel zusammengefasst.

Was ist der Hintergrund des Aktionstages?

Der Tag der vermissten Kinder wurde 1983 von Ronald Reagan in den USA eingeführt. Er geht zurück auf den Fall des 6-jährigen Etan Patz, der am 25. Mai 1979 in New York auf dem Weg zur Schule verschwand.

Erst vor drei Monaten wurde der Fall durch die Verurteilung von Pedro Hernandez abgeschlossen. Seit 1998 wird der Tag vom Global Missing Childrens Network (GMCN) in 22 Ländern ausgerichtet.

In Deutschland wird das GMCN durch die Initiative Vermisste Kinder vertreten, die wiederum den Tag hierzulande 2003 eingeführt hat.

Daniel Kroll ist Sprecher der Initiative Vermisste Kinder. Sie ist die größte Organisation zur Suche nach vermissten Kindern in Deutschland und vertritt das Land als Mitglied des Global Missing Children’s Network. Die ehrenamtliche Organisation bietet seit 1997 Unterstützung für betroffene Eltern und Familien und hilft bei der Suche nach vermissten Kindern. Zusammen mit einem Netzwerk aus Partnerorganisationen setzt sie sich für die Rechte von Kindern und Jugendlichen ein - auch präventiv und über die Grenzen von Deutschland hinaus. Gemeinsam mit allen Kooperationspartnern nutzt die Initiative u.a. Werbeflächen, soziale Netzwerke, E- Mail und SMS-Nachrichten, um Bürger über vermisste Kinder zu informieren. Die Organisation betreibt die EU-weit einheitliche europäische Notrufhotline für vermisste Kinder unter der Telefonnummer 116000 und ist der zuständige Ansprechpartner für Deutschland zum Thema des nationalen Amber Alerts.

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