Am 6. Januar sind bundesweit wieder die Sternsinger unterwegs. Was tun sie genau, wofür stehen Zeichen an der Haustür und wofür sammeln sie Spenden?
Wenn es 6. Januar an der Haustür klingelt, können natürlich Freunde oder der Paketbote davor stehen. Es besteht aber auch eine gute Chance, dass als Könige verkleidete Kinder zu Besuch gekommen sind. Sie heißen Sternsinger und haben Kreide im Gepäck, mit der sie Buchstaben und Zahlen über die Haustür malen. Was hat es damit eigentlich auf sich?
Der Ursprung liegt natürlich in der Bibel: Die Sternsinger verkörpern die Heiligen Drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar aus der Weihnachtsgeschichte. Sie sollen einem Stern gefolgt sein, der sie nach Bethlehem zur Krippe geführt hat. Dort beteten sie das neugeborene Jesuskind an und beschenkten es mit Gold, Weihrauch und Myrrhe.
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Und wann wurden daraus die Sternsinger? Dass Kinder am 6. Januar als Sternsinger umherziehen, "ist ein alter Brauch, der bis ins Mittelalter zurückreicht", erklärt Robert Baumann, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Kindermissionswerk "Die Sternsinger" in Aachen. Jungen verkleideten sich damals als Könige und spielten den Zug zur Krippe nach. Das Kindermissionswerk habe den Brauch 1959 mit der Aktion Dreikönigssingen wieder aufgegriffen. 1961 ist als weiterer Träger der Bund der Deutschen Katholischen Jugend hinzugekommen.
Was die Zeichen an der Tür bedeuten
Warum aber kritzeln die Kinder mit Kreide kryptische Zeichenfolgen über die Hauseingänge – und was bedeuten die? Bei ihren Hausbesuchen schreiben die Sternsinger mit gesegneter Kreide. "Zum Beispiel: 20 * C + M + B + 25. Das aktuelle Jahr, in diesem Beispiel 2025, steht getrennt am Anfang und am Ende", erklärt Baumann. "Dabei steht der Stern für den Stern, dem die Weisen aus dem Morgenland gefolgt sind. Zugleich ist er Zeichen für Christus."
Die Buchstaben C, M und B standen ursprünglich wohl für die Initialen der Heiligen Drei Könige: Caspar, Melchior und Balthasar. Heute werden sie als die lateinischen Worte "Christus Mansionem Benedicat" – zu Deutsch: "Christus segne dieses Haus" gedeutet. "Die drei Kreuze bedeuten die Dreifaltigkeit: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes", sagt der Pressereferent. Die Sternsinger ziehen also umher, um Häuser und ihre Bewohner zu segnen und um vor Unheil zu bewahren.
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Was mit den Spenden passiert
Die Sternsinger kommen aber nicht nur mit Kreide, sondern sie sammeln auch Geld: 46 Millionen Euro sammelten die Sternsinger 2024 an Spenden, eine halbe Million mehr als ein Jahr zuvor. Seit Beginn der Aktion Dreikönigssingen 1959 kamen laut Baumann insgesamt rund 1,36 Milliarden Euro zusammen, aus denen Projekte für Kinder in Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa finanziert wurden.
"Die Spenden, die die Sternsinger sammeln, fließen nicht nur in die Beispielländer der jeweiligen Aktion, sondern in rund 1.100 Hilfsprojekte für Kinder in etwa 100 Ländern weltweit in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Pastoral, Ernährung und soziale Integration", sagt der Sprecher des Kindermissionswerks. Dabei wechseln das Thema der Sternsinger und die damit verknüpften Projekte jährlich.
Im Jahr 2025 lautet das Motto "Erhebt eure Stimme! Sternsingen für Kinderrechte". Sie soll laut Baumann verdeutlichen, wie wichtig die Bedürfnisse und Rechte von Kindern sind – und dass alle Menschen ein Recht auf ein Leben in Würde haben. "Die Aktion ermutigt die Kinder und Jugendlichen, sich gemeinsam mit Gleichaltrigen aller Kontinente für die Achtung, den Schutz und die Umsetzung ihrer Rechte einzusetzen."
Brauch hat sich verändert
Der Brauch wandelte sich im Lauf der Zeit: Wo einst nur Jungen unterwegs waren, sind längst auch Mädchen als Sternsingerinnen unterwegs. Zudem empfehlen die Träger der Aktion Dreikönigssingen, darauf zu verzichten, dass die Darsteller des aus Afrika stammenden Königs Caspar ihre Gesichter dunkel schminken. "Wenn weiße Menschen sich schwarz schminken, wird das zunehmend als verletzend und ausgrenzend wahrgenommen", sagt der Sprecher. In den meisten Pfarreien gebe es die Tradition, einen der Sternsinger schwarz zu schminken, ohnehin gar nicht mehr.
Doch warum kommen die Sternsinger eigentlich erst am 6. Januar, wenn die Tradition doch auf die Weihnachtsgeschichte zurückgeht? Man glaubte, dass das Trio an dem Tag die Krippe erreicht hatte. Deswegen kommen auch die Sternsinger heutzutage am 6. Januar – und bis zum 4. Jahrhundert feierten Christen an diesem Tag Weihnachten.
Sind die Sternsinger nur in Deutschland unterwegs?
Das Sternsingen gibt es laut Baumann in vielen Ländern der Welt in unterschiedlichen Ausprägungen. Wie man es bei uns kenne, gebe es vor allem in der Schweiz, Österreich, Südtirol, Slowenien und der Slowakei. "Hier gehen Kinder von Tür zu Tür, singen, segnen und sammeln für benachteiligte und Not leidende Kinder", sagt er. "Darüber hinaus wissen wir von Sternsingern in Finnland, Frankreich, Ostbelgien, den Niederlanden, Tschechien und Polen."
Zudem organisierten deutschsprachige Gemeinden weltweit für sich vor Ort Sternsingen. Dann koordinieren in der Regel die katholischen Gemeinden die Sternsinger-Aktion. In vielen Pfarreien werden alle Haushalte im Einzugsgebiet besucht – in anderen aber auch nur diejenigen, die sich vorab angemeldet haben. "Wer sichergehen möchte, dass er von den Sternsingern besucht wird, sollte sich jedes Jahr rechtzeitig vor der Aktion in dem jeweiligen Pfarrbüro informieren", rät Baumann.
Über den Gesprächspartner
- Robert Baumann ist Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Kindermissionswerk "Die Sternsinger" aus Aachen.
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