Heute wählt man die 112, wenn es brennt oder medizinische Hilfe benötigt wird. Mit der 110 verständigt man die Polizei. Doch erst eine Tragödie führte zur Vereinheitlichung der Notrufnummern in Deutschland.

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110 und 112 - jedes Kind weiß heutzutage, welche Rufnummern im Notfall zu wählen sind. Wenn es brennt oder ein medizinischer Notfall vorliegt, wählt man die Notrufnummer 112. Benötigt man etwa aufgrund eines Verbrechens oder eines Verkehrsunfalls die Polizei, so hilft einem die Notrufnummer 110 weiter.

Egal, wo man sich in Deutschland befindet, die Notrufnummern sind kostenfrei und einheitlich. Doch das war in der Bundesrepublik nicht immer so. Erst eine Tragödie führte dazu, dass 1973 die Notrufnummern im gesamten Bundesgebiet vereinheitlicht wurden.

Ein tragischer Unfall führte zu einheitlichen Notrufnummern

Am 3. Mai 1969 machte sich der damals acht Jahre alte Björn Steiger vom Schwimmbad aus auf den Weg nach Hause. Doch dort kam er nie an, auf dem Heimweg wurde er von einem Auto angefahren. Obwohl mehrfach Notrufe an Polizei und Rettungskräfte abgesetzt wurden, erschien der Rettungswagen erst fast eine Stunde nach dem Unfall am Unglücksort.

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Björn Steiger verstarb noch im Rettungswagen. Eine Tragödie, die vermeidbar gewesen wäre. Doch Ende der 1960er-Jahre gab es in Deutschland weder einheitliche Notrufnummern wie die 110 oder die 112 noch Leitstellen, die 24 Stunden am Tag besetzt waren und Einsatzkräfte koordinierten.

Wann wurden einheitliche Notrufnummern in Deutschland eingeführt?

Die Eltern Siegfried und Ute Steiger veranlasste der Verlust ihres Sohnes dazu, Abhilfe zu schaffen. Sie machten es sich zur Mission, ein bundesweit vereinheitlichtes Rettungssystem zu etablieren, damit Menschen in Notfällen effektiver geholfen werden kann und sich ähnliche Tragödien nicht mehr wiederholen.

Gemeinsam gründeten sie die Björn Steiger Stiftung, die sich unter anderem für ein einheitliches System von Notrufnummern einsetzte. Mit Erfolg: 1973 wurden die Notrufnummern 110 und 112 bundesweit eingeführt. Zuvor waren diese beiden Telefonnummern zum Teil schon auf regionaler Ebene für Notrufe verwendet worden.

Die Stiftung bewirkte in Zusammenarbeit mit Organisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) auch eine Reform des Rettungswesens. Rettungswagen wurden mit Funk ausgestattet und eine flächendeckende Infrastruktur mit zentralen Leitstellen geschaffen. Der Björn Steiger Stiftung ist es auch zu verdanken, dass es an deutschen Autobahnen Notrufsäulen gibt.

Das aufgrund der Bemühungen der Björn Steiger Stiftung ins Leben gerufene Notrufsystem 73 umfasst neben einheitlichen Notrufnummern auch Sondermerkmale, damit auch in Extremsituationen die Funktionalität gewährleistet ist:

  • keine Telefongebühren
  • keine Vorwahl nötig
  • Sonderentstörung durch Telekommunikationsunternehmen
  • Sicherheit gegen Manipulation
  • Betriebssicherheit bei extremen Wetterverhältnissen

Einheitliche Notrufnummern in der gesamten EU

Wenn Sie sich in einem Mitgliedstaat der EU befinden, können Sie bei einem Unfall oder für medizinische Hilfe stets die Notrufnummer 112 wählen. Denn seit dem 11. Februar 1991 gilt diese einheitliche Notrufnummer in der gesamten EU. Auch in Ländern wie der Ukraine oder in Russland erreichen Sie unter dieser Nummer die zuständigen Rettungskräfte.  © 1&1 Mail & Media/teleschau