- Multitasking ist besser als sein Ruf, wie eine aktuelle Studie aus Würzburg beweist.
- Demnach kann Multitasking unser Leistung sogar verbessern, anstatt sie zu verschlechtern.
- Das gilt allerdings nur unter einer bestimmten Voraussetzung, wie Psychologe Tim Raettig erklärt.
Beim Zusammenlegen der Wäsche schauen wir fern, während wir telefonieren säubern wir die Wohnung. Auf dem Spielplatz beantworten wir E-Mails und bei der Arbeit beantworten wir Anfragen der Kolleginnen und Kollegen - egal, welcher Aufgabe wir sonst gerade nachgehen. Wir optimieren unsere Zeit und unsere Effizienz, indem wir mehrere Dinge gleichzeitig erledigen. Zumindest glauben wir das, wenn wir behaupten, wir seien gut in "Multitasking".
Aber sind wir das wirklich? Einige Experten behaupten, Multitasking sei ein Irrglaube. Das Gehirn könne immer nur eine bewusste Tätigkeit gleichzeitig ausführen. Demnach führen wir Handlungen nicht parallel zueinander aus, sondern in sehr kurzen Abständen abwechselnd nacheinander. Die Konsequenz: Wir können keinen Fokus mehr setzen, unsere Aufmerksamkeit ist nicht vollständig gegeben, wir werden langsamer und machen Fehler.
Multitasking ist besser als sein Ruf
Dieser Annahme hält nun allerdings eine aktuelle Studie der Universität Würzburg entgegen, die im "Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance" veröffentlicht wurde: Ein Forschungsteam der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg hat herausgefunden, dass Multitasking unsere Leistung unter bestimmten Umständen sogar verbessern kann. Das ist beispielsweise in Situationen der Fall, in denen Multitasking unsere Reaktion positiv beeinflusst anstatt sie zu verzögern.
Zu diesem Ergebnis kommt das Team um die Psychologen Dr. Tim Raettig und Prof. Lynn Huestegge, das für seine Untersuchungen die Reaktionszeit von 30 Probanden unter zwei verschiedenen Bedingungen untersucht hat. Die Probanden mussten bei Tests am Computerbildschirm mal zwei Handlungen gleichzeitig ausführen, mal nur eine von zwei möglichen Handlungen.
Experiment beweist: Multitasking kann Leistung verbessern
In diesem Experiment ließ sich nachweisen, dass es tatsächlich einfacher sein kann, zwei Handlungen gleichzeitig auszuführen, als eine der beiden Handlungen zu unterdrücken. Das gilt allerdings nur unter einer bestimmten Voraussetzung, wie Dr. Tim Raettig erklärt: "Es spielt eine entscheidende Rolle, ob die gleichzeitig ausgeführten Handlungen sich ähnlich sind, dieselben Gegenstände zum Ziel haben und manchmal auch nur jeweils eine der Handlungen allein ausgeführt werden muss."
Als konkretes Beispiel im Rahmen der Studie führt Raettig das laute Vorlesen eines Richtungswortes wie "links" an, beim gleichzeitigen Drücken der entsprechenden Pfeiltaste auf der Computertastatur. So konnte bei den Probanden nachgewiesen werden, dass das parallele Ausführen der beiden Handlungen vom Gehirn einfacher zu verarbeiten war als nur das Wort zu lesen oder nur die Taste zu drücken.
Stressfreieres Arbeiten durch Multitasking?
Das Forscherteam der JMU geht davon aus, dass das Unterdrücken der zweiten Handlung mehr mentale Ressourcen verbraucht als das Multitasking. Diese Erkenntnisse möchten die Psychologen nun in weiteren Untersuchungen auf andere Lebensbereiche und alltagsnahe Situationen ausweiten.
Es soll sich zeigen, ob sich die Vorteile des gleichzeitigen Handelns auch in sozialen Kontexten zeigen und dadurch möglicherweise Arbeitsabläufe optimiert werden können. Daraus könnte sich ableiten lassen, wie man im Büro oder Home Office noch effizienter und dabei aber stressfreier arbeiten kann.
Verwendete Quellen:
- Dr. T. Raettig / Prof. L. Huestegge: "Representing Action in Terms of What not to do: Evidence for Inhibitory Coding During Multiple Action Control", in: "Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance"
- A. Baethge / T. Rigotti: "Arbeitsunterbrechungen und Multitasking. Ein umfassender Überblick zu Theorien und Empirie unter besonderer Berücksichtigung von Altersdifferenzen"
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