Mit einer Art Giftbombe töten oder vertreiben sie Angreifer: Asiatische Ameisen haben eine sehr effektive Abwehr entwickelt. Allerdings auch eine selbstmörderische - als Bombe dient ein Körperteil.

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Es klingt unglaublich: Bestimmte Ameisen lassen ihr Hinterteil explodieren, um Angreifer ins Unglück zu reißen und so ihre Kolonie zu schützen. Vor mehr als hundert Jahren wurde das skurrile Verhalten erstmals beschrieben, nun stellen Forscher aus Österreich und Brunei im Fachjournal "ZooKeys" eine Art aus der kleinen Gruppe explodierender Ameisen vor.

Die Winzlinge mit der merkwürdigen Form der Selbstaufopferung zählen zu den Rossameisen und leben auf Bäumen in den Regenwäldern Südostasiens.

Bei Kämpfen mit fremden Ameisen oder anderen Insekten innerhalb ihres Territoriums können kleine Arbeiterinnen ihren Hinterleib durch Muskelkraft zum Bersten bringen. Dabei wird eine klebrige, giftige Flüssigkeit frei und ergießt sich über den Feind. Der Angreifer stirbt oder sucht das Weite - aber auch die Ameise lässt ihr Leben.

15 Arten explodierender Ameisen

Den Forschern um Alice Laciny vom Naturhistorischen Museum in Wien ist es im Laufe der letzten Jahre gelungen, 15 Arten explodierender Ameisen zu beschreiben. Eine davon präsentieren sie nun der Öffentlichkeit: Colobopsis explodens.

Sie soll künftig als Modellart für weitere Studien dienen, da ihre Angehörigen "besonders anfällig für Selbstaufopferung sind, wenn sie von feindlichen Insekten oder eindringenden Forschern bedroht werden", so die Forscher.

Willentliche Selbstaufopferung gibt es in der Natur sehr selten. Sie tritt vor allem bei sozialen Insekten wie Honigbienen und Termiten zum Schutz den Nestes auf. Erstaunlicherweise nutzen die explodierenden Ameisen diese Taktik auch in Einzelkonfrontationen fernab ihrer Kolonie. Laciny und ihre Kollegen vermuten, dass sie so ihr Territorium als Nahrungsgrundlage ihrer Gruppe verteidigen.

Nur die kleinen Arbeiterinnen opfern sich auf diese Weise auf. Andere Kasten aus dem Ameisenstaat von Colobopsis explodens explodieren nicht, haben aber auch ihre Eigenheiten. Die sogenannten Türschließerinnen etwa besitzen einen vergrößerten Kopf, mit dem sie die lochförmigen Nesteingänge im Holz wie mit einem Stöpsel gegen Eindringlinge verschließen können.  © dpa

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