Ricin ist eine hochtoxische Substanz ist eigentlich ein alter Bekannter - nicht erst seit dem versuchten Anschlag auf Barack Obama im April 2013. Traurige Berühmtheit erlangte das Gift 1978 mit dem sogenannten "Regenschirmattentat" auf den bulgarischen Schriftsteller und Dissidenten Georgi Markow.
Bereits während des Ersten Weltkriegs wurde der Einsatz von Ricin als biologischem Kampfstoff von den Vereinigten Staaten erprobt. Es sollte entweder als giftiger Staub oder als Beschichtung auf Kugeln und Granaten zum Einsatz kommen. Allerdings wurden die Versuche wieder eingestellt: Der Staub war zu schwierig zu kontrollieren und vergiftete Kugeln hätten gegen das geltende Kriegsrecht verstoßen. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Studien durchgeführt, die das Potential von Ricin beim Einsatz in Streubomben untersuchten. Zwar wurden mehrere erfolgreiche Versuche durchgeführt, die Militärführung entschied sich schließlich aber für die Verwendung von Phosgen, einem anderen Kampfstoff.
In der Gegenwart taucht im Zusammenhang mit Ricin immer wieder die Terror-Organisation Al Kaida auf. Mehrere Medien berichteten seit 2001 übereinstimmend, dass Terroristen Anleitungen zur Herstellung der Substanz hergestellt hätten. Teilweise sei das Gift auch produziert worden. Anschläge mit Ricin wurden von dem Terror-Netzwerk allerdings noch nicht verübt – anders sieht das beim bulgarischen Geheimdienst aus.
Das "Regenschirmattentat" auf Georgi Markow
1978 verübte die Behörde einen perfiden Anschlag auf den Schriftsteller und Dissidenten Georgi Markow. Der Täter verletzte das Opfer am 7. September 1978 auf der Londoner Waterloo Bridge scheinbar zufällig mit der Spitze eines präparierten Regenschirms. Dabei wurde Markow eine Kugel aus Platin-Iridium in den Unterschenkel injiziert.
In der Platinkugel befanden sich zwei Röhrchen, die mit hochgiftigem Ricin gefüllt und mit Zucker verschlossen waren. Durch Körpertemperatur und Gewebsflüssigkeit löste sich dieser Verschluss auf und gab kontinuierlich Ricin in den Körper des Schriftstellers ab. Der Vorfall wurde, obwohl er sich am Geburtstag des oft von Markow kritisierten bulgarischen Staatschefs Todor Schiwkow ereignete, zunächst als harmlos abgetan. Die Symptome einer Ricin-Vergiftung wurden zu spät erkannt. Markow starb drei Tage nach dem Attentat. Nur wenige Wochen zuvor war ein gleichartiges Attentat in der Pariser Metro gegen den bulgarischen Dissidenten und Journalisten Wladimir Kostow gescheitert.
Das Platinkügelchen wurde bei der Obduktion des Dissidenten entdeckt. Spätere Recherchen ergaben, dass der sowjetische Geheimdienst KGB das Gift und die Kapsel geliefert hatte. Auch der damalige Täter konnte von der britischen Zeitung "The Times" im Jahr 2005 aufgespürt werden. Laut den Nachforschungen der Journalisten soll es sich um den in Italien geborenen Dänen Francesco Giullino handeln.
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