Im Wasser elegant - an Land völlig unbeholfen. Ein Forscher-Team aus London hat den unsicheren Gang von Königspinguinen untersucht.
Ein üppiger Bauch lässt Königspinguine leichter straucheln. Die biomechanischen Merkmale des Gangs blieben zwar unabhängig vom Gewicht erhalten, berichten Forscher im Fachmagazin "Plos One".
Wegen des Zusatzgewichts am Bauch fielen dicke Vögel bei jedem Schritt aber regelrecht nach vorn und seien insgesamt wackeliger auf den Beinen als schlanke Artgenossen, erklärt das Team um Astrid Willener von der University of Roehampton in London. Für die untersuchten zehn Pinguine waren die Erkenntnisse mit ungewohnten Situationen verbunden: Die Forscher stellten die Vögel aufs Laufband.
Königspinguine (Aptenodytes patagonicus) gehören zu den Tierarten, die sich gewaltige Fettreserven anfressen und anschließend über lange Phasen hungern können. Ihr Gewicht schwankt dadurch extrem. Unter Wasser bewegen sich die knapp einen Meter großen Vögel ebenso rasant wie elegant – ihr Watschelgang an Land hingegen wirkt unbeholfen. Zudem ist er ineffizient und kostet viel Energie, wie Untersuchungen zeigten.
Die Pinguinart brütet auf subantarktischen Inseln meist in Küstennähe, mitunter wie auf den Crozetinseln aber auch mehr als einen Kilometer vom Strand entfernt. Während eines Jagdausflugs verschlingen die Vögel etliche Kilogramm Fisch und futtern sich auf diese Weise viel Fett vor allem am Bauch an. Zudem haben sie Futter im Magen, wenn sie ihren Partner bei Brut oder Kükenpflege ablösen.
Während der anschließenden, bis zu einen Monat währenden Fastenzeit können sie ein Viertel ihres Gewichts verlieren.
Besonders dicke Vögel in der Auswahl
Die Forscher hatten für ihre Studie sichtlich wohlgenährte Pinguine der Kolonie Baie du Marin auf der Possession-Insel des Crozet-Archipels eingefangen. Die zehn ausgewählten Männchen brachten alle mehr als zwölf Kilogramm auf die Waage. Nach einem ersten Marsch übers Laufband mussten die Tiere, in kleinen Boxen untergebracht, 14 Tage lang hungern. Während dieser Zeit schwand ihr Gewicht im Mittel von 13 auf 11 Kilogramm.
Dann folgten weitere Testläufe. Das Band war dabei jeweils auf eine Geschwindigkeit von 1,4 Kilometern pro Stunde eingestellt. Dies sei für die Pinguine innerhalb der Kolonie ein übliches Tempo, erläutern die Wissenschaftler. Über am Gefieder festgeklebte Sensoren wurden zehn Minuten lang die Bewegungen dreidimensional – nach oben/unten, vorn/hinten, rechts/links – erfasst.
Unterschiede bei der Schrittfrequenz abhängig vom Gewicht habe es – anders als beim Menschen – nicht gegeben, berichten die Forscher. Im Mittel lehnten sich die Tiere beim Gehen auch nicht weiter nach vorn und hinten oder zu den Seiten. Die Varianz der Bewegungen allerdings sei bei den Dickerchen größer gewesen.
Wahrscheinlich sei ihre Haltung wegen des Richtung Bauch verlagerten Körperschwerpunktes weniger stabil, was zu größeren Ausgleichsbewegungen führe, vermuten die Wissenschaftler. Eine größere Masse und deren Bewegungen seien zudem schlichtweg schwerer zu kontrollieren. Beobachtungen zeigten, dass dicke Pinguine tatsächlich öfter umfallen als dünne.
Beim Menschen sei es so, dass Übergewichtige langsamer und mit kleineren Schritten liefen, schreiben die Forscher in "Plos One". Schwangere wiederum passten sich mit einem breitbeinigeren Gang und kürzeren Schrittlängen an ihren neuen Körperumfang an. Bei Tieren aber sei bisher noch nicht untersucht, wie sich ihre Bewegung abhängig vom Gewicht verändert. Mit den Pinguinen sei nun ein erster Schritt gemacht, dies zu ändern. © dpa
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