Jahrhundertelang nahmen Mätressen erheblichen Einfluss auf die Entscheidungen europäischer Könige und Fürsten. Als offizielle Geliebte genossen sie Wohlstand und besondere Freiheiten, doch für viele endete dieses privilegierte Leben tragisch.
Im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts waren Mätressen die einflussreichen Geliebten der Könige und Fürsten. Noch heute bieten sie Stoff für faszinierende Geschichten, berühmte Namen wie Madame du Barry dienten als Vorlagen für Filme mit Starbesetzung: Johnny Depp etwa mimte in "Jeanne du Barry – Die Favoritin des Königs" aus dem Jahr 2023 den französischen König Ludwig XV.
Für junge Frauen bot sich dadurch die seltene Gelegenheit, auf der gesellschaftlichen Leiter nach oben zu steigen. Das Leben einer Mätresse versprach finanziellen Wohlstand und enormen Einfluss auf ganze Königreiche, denn die "Maitresse en titre" war nach der Königin oft die zweitmächtigste Frau im Land. Doch das Leben dieser Frauen war auch eine ständige Gratwanderung zwischen der Gunst der Herrscher, Intrigen am Hof und der Konkurrenz durch andere Mätressen.
Steiler Aufstieg und tiefer Fall: Die Gräfin von Cosel
Obwohl heute vor allem noch die französischen Mätressen bekannt sind, hatten auch deutsche Höfe ihre berühmten Favoritinnen. Eine der bekanntesten war Anna Constantia von Brockdorff, spätere Gräfin von Cosel. Sie war über zehn Jahre lang die Geliebte von Kurfürst August dem Starken von Sachsen (1670–1733), der Dresden zu einer prächtigen barocken Residenz mit Zwinger, Frauenkirche und Grünem Gewölbe ausbauen ließ.
Anna Constantia entstammte einer Familie des niederen Adels. Nach einer unehelichen Schwangerschaft und Jahren als Hofdame heiratete sie den Geheimrat von Hoym am Dresdner Hof.
1705 fiel sie August dem Starken bei einem Ball auf, der sie daraufhin als Mätresse an seinen Hof einlud. Zunächst lehnte sie ab, da sie sich ihrer Schwangerschaft und Ehe wegen als unwürdig betrachtete. Schließlich ließ sie sich jedoch von einem schriftlichen Heiratsversprechen in Form eines Geheimvertrags überzeugen.
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Constantia, nun zur Reichsgräfin von Cosel ernannt, stand ihrem Geliebten fortan zur Seite. August ließ ihr ein prächtiges Palais errichten. Sie zeigte sich selbstbewusst und agierte fast wie eine Königin, wobei sie jahrelang Einfluss auf die Politik ausübte.
Ihr Stolz und ihre herrische Art brachten sie jedoch in Schwierigkeiten. Als August sich einer neuen Mätresse aus Polen zuwandte, forderte er die Rückgabe des Heiratsversprechens. Constantia floh daraufhin nach Berlin, wurde jedoch nach Sachsen zurückgebracht und verbrachte die letzten 49 Jahre ihres Lebens in Gefangenschaft auf der Burg Stolpen. Sie starb 1765.
Vom Bordell in den Spiegelsaal: Madame du Barry
Manche Mätressen stammten sogar aus ärmlichen Verhältnissen. Die wohl bekannteste unter ihnen war Marie-Jeanne Bécu, spätere Comtesse du Barry.
Sie wurde 1743 als uneheliche Tochter geboren, arbeitete später als Prostituierte vorwiegend für adlige und wohlhabende Kunden. Der Graf du Barry traf sie als 18-Jährige und plante, sie als Mätresse am französischen Hof zu etablieren.
Um ihre niedrige Herkunft zu verschleiern, verheiratete er sie mit seinem Bruder und führte sie 1769 in den Hof von Versailles ein. König Ludwig XV. war sofort von ihrem jugendlichen Charme eingenommen.
Jeanne erhielt eigene Gemächer im Schloss Versailles und wurde mit teuren Geschenken wie Juwelen und Gemälden bedacht. Madame du Barry hielt sich weitgehend aus den Intrigen am Hof heraus und mischte sich kaum in die Politik ein. Stattdessen förderte sie Kunst und Kultur.
Auf dem Sterbebett verfügte Ludwig XV. 1774 jedoch, dass sie in ein Kloster verbannt werden sollte. Bereits 1776 kehrte sie jedoch in ihr Schloss Louveciennes bei Versailles zurück. Während der Französischen Revolution wurde ihr Schloss allerdings geplündert. Da sie verdächtigt wurde, konterrevolutionäre Aktivitäten unterstützt und versucht zu haben, ins Ausland zu fliehen, wurde sie verhaftet. Am 8. Dezember 1793 wurde sie durch die Guillotine hingerichtet.
Spätestens mit der Französischen Revolution begann die Institution der "Maitresse en titre" in ganz Europa zu bröckeln. Mätressen galten nun als sündig und machthungrig und ihre Rolle passte nicht mehr in die Zeit des beginnenden Biedermeiers, der Epoche zwischen 1815 und 1848.
Verwendete Quellen
- Buch: Jens Gaitzsch: Gräfin Cosel, Quellenkundliche Materialsammlung, 2016.
- superillu.de: Der Fall der Gräfin Cosel: Geliebte und Gefangene
- besuchen-sie-dresden.de: Gräfin Cosel
- Buch: Jeanine Huas: Madame du Barry, 2011
- hmdfimmo.com: Les secrets de la comtesse du Barry
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