Vom Rockstar über den Fußball-Profi bis hin zum Verkäufer an der Supermarkt-Kasse: Tätowierungen sind in der breiten Masse der Gesellschaft angekommen und schmücken Menschen aller Art. Der Hype ist nicht neu, Tätowierungen haben eine lange Tradition – und das selbst in Europa.

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Der Tattoo-Kult der Maori und Hawaiianer

Wer an Tätowierungen denkt, landet unweigerlich bei den Maori. Deren Tattoo-Kunst schmückt mit seinen Formen auch hierzulande viele Rücken oder Arme und hat den Stil auf der ganzen Welt geprägt. Kaum eine Gesellschaft zelebriert den Körperkult mit so einer Intensität wie das indigene Volk.

Das Besondere an den Tattoos der Maori sind die Gesichtstätowierungen, die sogenannten Moko. Auch wenn auf der ganzen Welt Tätowierungen gesellschaftsfähig sind: Oberhalb des Halses tragen sie nur wenige.

In abgelegenen Maori-Dörfern in Neuseeland ist das anders, dort trifft man kaum jemand, der nicht zwischen den Ohren tätowiert ist. Alle Tätowierungen haben eine Bedeutung, sie stehen beispielsweise für die Familie und den Gesellschaftsrang. Krieger schmückten sich damit ebenso wie die Oberhäupter.

Die Art, wie die Farbe unter die Maori-Haut kommt, ist bis heute gleich geblieben: Mit der flachen Kante eines Meisels wird das Design in die Haut geschnitten. Nachdem die dabei entstandene Wunde verheilt ist, wird sie erneut aufgeschnitten, wodurch eine Narbe entsteht. Diese wird mit einer Tinte aus Saft und Ruß gefärbt.

Eine weitere Hochburg der Tätowierungen ist Hawaii. Die Körperkunst ist ähnlich wie die der Maori: Auch hier gibt es die bekannten Tribals, die Werkzeuge sind ähnlich martialisch.

Auf einer Art Hammer sind scharfe Spitzen angebracht, beispielsweise Schweinezähne oder Schnäbel von Vögeln. Damit wird die Farbe unter der Haut gehämmert. Eine sehr alte Methode, die die Ureinwohner laut Forschern seit mehr als 2.000 Jahre verwenden. Doch sind das wirklich die ältesten Tätowierungen der Welt?

Die Rolle der Tätowierung in Europa

Die Geschichte der Hautverzierung reicht deutlich weiter zurück. Im Jahr 1991 entdeckten zwei Wanderer in den Südtiroler Alpen eine 5.000 Jahre alte Mumie: Ötzi. 61 Tätowierungen schmücken seinen Körper. Experten gehen davon aus, dass die Muster auf der Haut des Gletschermenschen therapeutischen Zwecken dienten.

Eine weitere bekannte Person zeigt, welche Rolle die Tätowierung in Europa hatten: Sisi, Kaiserin von Österreich und Ungarn. Sie ließ sich im Alter von 51 Jahren in einer Hafenkneipe einen Anker auf den Rücken stechen.

Auch wenn ihr Mann, Kaiser Franz, laut Überlieferungen nicht gerade begeistert war: Zu dieser Zeit war es nicht ungewöhnlich, dass sich das blaue Blut etwas schwarze Tinte unter die Haut ritzte. Mitglieder des englischen Königshauses trugen genauso Tätowierungen zur Schau wie manche Geistliche.

Bis Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Europa und auch in Deutschland einen regelrechten Hype um die Muster auf der Haut: von der feinen Dame bis hin zu Schaustellern auf den Jahrmärkten - Tattoos waren en Vogue. Erst die Nationalsozialisten beendeten den bunten Kult.

Während Tattoos hierzulande wieder von einer breiten Masse zelebriert werden, bekommt man in Japan unter Umständen immer noch Probleme, wenn man als lebende Leinwand durch die Gegend läuft. Gerade in Schwimmbädern können Tattoos zu Hausverbot führen – was für europäische Urlauber ein Problem sein kann.

Wer sich in Japan tätowieren lässt, deutet die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe an - der Yakuza, der japanischen Mafia. Um der Bande den Kampf zu erklären, ist es verboten, Tätowierungen öffentlich zu präsentieren.

Dabei ist gerade die japanische Art des Tätowierens sehr künstlerisch. Mittels einer Stoßmethode kommt die Farbe unter die Haut. Dieses Vorgehen ermöglicht feine Schattierungen wie bei einem Gemälde.

So schön das Ergebnis, so schmerzhaft ist die Methode. Daher sind gerade in Japan Tätowierungen eher was für die harten Jungs und kein Körperschmuck für die breite Masse.

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