Ein Zug voller Gold, vergraben von den Nazis tief unter der Erde - diese Geschichte treibt die Medien in ganz Europa seit Tagen um. Doch Wissenschaftler melden Zweifel an der Behauptung der vermeintlichen Finder an. Gerüchte über vermutete Nazi-Schätze sorgen immer wieder für Aufregung. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges gab es mehrere aufsehenerregende – und meist ergebnislose – Suchaktionen.

Mehr zum Thema Geschichte & Archäologie

Der mysteriöse Fund begeistert Schatzsucher und Verschwörungstheoretiker gleichermaßen: In einem unterirdischen Schacht 50 Meter unter dem polnischen Städtchen Walbrzych soll ein deutscher Zug aus dem Zweiten Weltkrieg stehen - beladen mit Raubgold der Nazis. Mit einem Bodenradar wollen die beiden angeblichen Entdecker Piotr Koper und Andreas Richter die Sensation aufgespürt haben. Doch Wissenschaftler sind skeptisch, dass eine Messung in solchen Tiefen überhaupt möglich ist. Und ob es sich um einen Zug handelt, sei mit einem solchen Gerät wohl auch nicht zu erkennen.

Immer wieder haben mutmaßliche Nazi-Schätze in den vergangenen 70 Jahren Schatzjäger und Abenteurer in Aufregung versetzt. Die Suchaktionen verliefen jedoch in den meisten Fällen erfolglos. Zwei prominente Beispiele:

Der Schatz im Toplitzsee

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs suchten ranghohe Mitglieder des Nazi-Regimes Zuflucht für sich und ihr Vermögen in der Alpenregion. Der Leiter des Reichssicherheitshauptamtes, Ernst Kaltenbrunner, etwa verlegte im Frühling 1945 sein Hauptquartier von Berlin nach Altaussee in Österreich. In seiner Villa wurden nach seiner Verhaftung unter anderem 60 Kilogramm Gold gefunden.

Am nahegelegenen Toplitzsee betrieben die Nazis eine geheime Marine-Versuchsstation. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs häuften sich Gerüchte über Schätze, die in dem Gewässer versenkt worden seien. Der Bauer Herrmann Steinegger aus Gößl erzählte dem "Spiegel" im Jahr 1963, dass er Ende April 1945 von SS-Leuten geweckt wurde, um in einer Nacht- und Nebel-Aktion mit seinem Ochsenkarren schwere Kisten zu dem See zu befördern. Die SS-Männer sollen die Kisten schließlich darin versenkt haben.

Unmittelbar nach Kriegsende begann die Schatzsuche in der Region. Dem "Spiegel"-Bericht zufolge kamen allein bei der Jagd nach den vermeintlichen Toplitzsee-Schätzen vier Menschen ums Leben. Bei Suchaktionen in den Jahren 1959 und 1963 brachten Taucher schließlich Kisten mit Munition, Waffen und Falschgeld an die Oberfläche. Mit den gefälschten Pfundnoten wollten die Nazis im Rahmen der "Operation Bernhard" die britische Wirtschaft schwächen. Gold oder Edelsteine wurden jedoch nicht gefunden. Zuletzt lockte der vermeintliche Schatz im Jahr 2000 das amerikanische Unternehmen Oceaneering in die Steiermark, die eine Kiste aus dem Toplitzsee barg. Diese war voll mit Kronkorken, die offenbar als Scherz im See versenkt worden waren.

Ein Bürgermeister als Schatzjäger

Der Unternehmer Heinz-Peter Haustein ist seit 21 Jahren Bürgermeister der Gemeinde Deutschneudorf im Erzgebirge. Seit mehr als 15 Jahren lässt er in der Region nach möglichen Nazi-Schätzen suchen. Zahlreichen Medienberichten zufolge nimmt Haustein an, dass das legendäre Bernsteinzimmer in der Nähe seiner Gemeinde zu finden sei. Einem "Stern"-Bericht nach soll Haustein bereits 25.000 Euro aus seinem Privatvermögen in die Schatzsuche investiert haben. Sollte er fündig werden, wolle er vom möglichen Finderlohn eine Schule bauen.

Ein Mitstreiter des Bürgermeisters bei der Suche nach Nazi-Schätzen im Erzgebirge ist Christian Hanisch. Für ihn ist die Schatzsuche gleichzeitig eine Aufarbeitung seiner Familiengeschichte. Sein Vater habe im Zweiten Weltkrieg als Oberfeldwebel bei der Luftwaffe gedient, schreibt der "Stern". Dieser habe bei der Evakuierung von Görings Landsitz in der Schorfheide geholfen und eine Kladde mit Koordinaten hinterlassen, mithilfe derer Hanisch in der Erzgebirgsgemeinde zusammen mit Bürgermeister Haustein auf Schatzsuche gehe.

Die Suche der beiden Herren erreichte im Jahr 2008 ihren Höhepunkt, als sie mit schwerem Gerät rasterartige Bohrungen im Gestein vornahmen. Tagelang wurde die Aktion von Journalisten aus aller Welt begleitet - bis sie erfolglos abgebrochen wurde. Der Bürgermeister hat seine Suche bis heute nicht aufgegeben. Aber bisher konnte er weder das Bernsteinzimmer noch das Vermögen von Nazi-Funktionären finden.

(mit Material der dpa)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.