- Die Maya-Hauptstadt der Antike, Mayapan, versank letztlich im Chaos.
- Forschende haben nun herausgefunden: Auch eine Dürre trug zum Untergang bei.
Der Niedergang der antiken Maya-Hauptstadt Mayapan im 13. und 14. Jahrhundert ist wohl maßgeblich durch eine langanhaltende Dürre mitverursacht worden. Diese führte nicht nur zu Hunger, sondern verschärfte politische Konflikte, die wiederum gewalttätige Auseinandersetzungen nach sich zogen, wie ein internationales Forscherteam im Fachmagazin "Nature Communications" berichtet. Die komplexen Zusammenhänge zwischen klimatischen und gesellschaftlichen Entwicklungen zu verstehen sei auch mit Blick auf die momentanen Klimaveränderungen wesentlich, betont das Team.
Mayapan lag auf der Halbinsel Yucatán im heutigen Mexiko und war zwischen etwa 1100 und 1450 politisches Zentrum der dortigen Maya-Kultur. Einflussreiche Adelsgeschlechter wirkten in der Stadt, in deren Zentrum zahlreiche Tempel und Pyramiden gebaut wurden. Die insgesamt 4,2 Quadratkilometer große Grundfläche Mayapans war von einer 9,1 Kilometer langen Mauer umschlossen. Sie grenzte die Stadt nach außen ab und diente wohl dem Schutz der Bewohner. 12 Tore lenkten Besucher in die Stadt hinein und aus ihr heraus. Etwa 15.000 bis 20.000 Menschen lebten in Mayapan, sie pflegten Obstgärten, bauten Mais an oder betrieben Handel.
Forschende überrascht von guter Datenlage zu Mayapan
Doch die Stadt war lange Zeit politisch instabil und von Konflikten und Bevölkerungsrückgang gekennzeichnet. Die Unruhen erreichten im 15. Jahrhundert ihren Höhepunkt und führten schließlich zum Niedergang der Stadt. Um die Gründe dafür zu verstehen, untersuchte das interdisziplinäre Forscherteam um Douglas Kennett von der University of California Hinweise auf klimatische Veränderungen, unter anderem durch Analysen von Höhlenmineralen, etwa in Stalagmiten. In historischen Dokumenten suchten die Forschenden nach Aufzeichnungen von Gewalttaten, menschliche Überreste untersuchten sie auf Spuren von Gewalt.
"Indem wir Klimadaten mit historischen Quellen und archäologischen Funden zusammenlegen, ergibt sich ein erstaunlich detailreiches Bild der Maya-Gesellschaft vor 800 Jahren in Mittelamerika", erläutert Ko-Autor Norbert Marwan vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). "Und das zeigt: Schon damals beeinflusste ein sich wandelndes Klima die menschliche Zivilisation ganz erheblich."
Massengräber geben Rückschlüsse auf politische Unruhen
Die Bevölkerung der Stadt wuchs demnach ab dem Jahr 1100, mit Höhepunkten der Bevölkerungsdichte um 1200 und 1350. Danach schrumpfte die Bevölkerung und war um 1450 nur noch sehr gering. Die Forscher untersuchten auch Massengräber aus unterschiedlichen Zeiten. In zwei Gräbern aus dem späten 14. Jahrhundert fanden sie Überreste von zahlreichen Menschen, die eines gewaltsamen Todes gestorben und mit zerschmetterter Keramik begraben worden waren. Zum Teil waren ihre Knochen zerhackt und verbrannt worden. Die Forscher interpretieren sie als Opfer von Konflikten zwischen politschen Gruppierungen. Ähnliche Spuren fanden sie in einem weiteren Grab aus der Zeit nach 1400.
Der Rückgang der Bevölkerung und die gewalttätigen Auseinandersetzungen fielen in Zeiten, in denen den Daten zufolge Dürre herrschte. "Unsere Daten zeigen, dass der Zusammenbruch der Institutionen mit Dürre und Konflikten innerhalb der Stadt im Zusammenhang steht", schreiben die Wissenschaftler. Das System sei aufgrund der starken Abhängigkeit des Maisanbaus von Niederschlägen anfällig gewesen. Es gab demnach kaum Möglichkeiten zur Bewässerung und auch keine größeren Lager für das Getreide. Widerstreitende Interessen der politisch führenden Familien hätten die Probleme verschärft.
Mit Blick auf die gegenwärtigen Klimaveränderungen weisen die Forscher darauf hin, dass Nahrungsunsicherheit, soziale Unruhen und durch Dürre bedingte Migration schon heute in Teilen von Mexiko und Zentralamerika Anlass zur Sorge gäben. "Unsere transdisziplinäre Arbeit macht deutlich, wie wichtig das Verständnis der komplexen Beziehungen zwischen natürlichen und sozialen Systemen ist, insbesondere bei der Bewertung der Rolle des Klimawandels bei der Verschärfung von innenpolitischen Spannungen und Fraktionsdenken in Gebieten, in denen Dürre zu Nahrungsunsicherheit führt." (dpa)
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