- Archäologen haben in Ägypten eine Mumie entdeckt, die in einen seltsamen Kokon aus Schlamm eingehüllt ist.
- Es ist das erste Mal, dass in der ägyptischen Archäologie eine solche Leichenbehandlung dokumentiert wurde.
- Doch damit nicht genug: Die Mumie liegt auch noch in einem falschen Sarg.
Archäologen haben in Ägypten einen einzigartigen Fund gemacht: Sie entdeckten eine Mumie, die in einer harten Schale aus Schlamm begraben wurde. Ihre anatomischen Merkmale weisen darauf hin, dass es sich um eine Frau zwischen 26 und 35 Jahren handelt.
Eine solche Leichenbehandlung wurde den Autoren der Studie zufolge in der ägyptischen Archäologie bis heute noch nie dokumentiert. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler im Fachmagazin "PLOS One" vorgestellt.
Warum steckt die Mumie in Schale aus Schlamm?
Doch warum wurde die Mumie in eine Schlammschale eingehüllt? Die Archäologen halten zwei Szenarien für möglich.
Die Bestatter könnten versucht haben, die Praktiken der gesellschaftlichen Elite nachzuahmen. Diese wurde zwischen 1294 bis 945 v. Chr. manchmal in Materialien begraben, die auf Harz basierten. Aber warum ist die Mumie in Schlamm eingehüllt und nicht in Harz?
"Schlamm ist ein viel bezahlbareres Material", erklärt Karin Sowada, Hauptautorin der Studie und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Macquarie University in Sydney, gegenüber "Live Science".
Die zweite Erklärung: Man könnte versucht haben, die Mumie zu stabilisieren, nachdem sie beschädigt wurde.
Mumie wurde mit komplizierter Methode repariert
Kurz nach ihrem Tod wurde die Verstorbene mumifiziert und in Stoff eingewickelt. Danach wurden ihre Überreste, vor allem ihr linkes Knie und Unterschenkel, beschädigt. Vermutlich durch Grabräuber. Daraufhin wurde die Mumie repariert, wieder mit Stoff eingewickelt und schließlich mit Schlamm umhüllt.
Wer auch immer die Mumie repariert hat, wendete eine komplizierte Methode an: Zwischen den Leinenlagen wurde eine Mischung aus Schlamm, Sand und Stroh verstrichen. "Der Körper wurde mit Leinentüchern eingewickelt, die Schale aufgetragen und dann weitere Lagen darübergelegt", so die Archäologen.
Später wurde die Mumie erneut beschädigt, dieses Mal auf der rechten Seite des Nackens und des Kopfes. Der Schaden betrifft alle Lagen, auch die Schlammschale. Deswegen gehen die Forscher davon aus, dass die zweite Beschädigung der Mumie neueren Datums ist. Metallstifte stabilisieren die betreffenden Bereiche.
Eine Mumie im falschen Sarg
Die Schlammhülle ist allerdings nicht das einzig Seltsame an dem Fund. Die Verstorbene hat vermutlich um circa 1207 v. Chr. gelebt, der Sarg, in dem sie liegt, wurde allerdings erst über 200 Jahre später im Jahr 1000 v. Chr. gebaut.
Darauf wurde der Name einer Frau eingemeißelt: Meruah oder Meru(t)ah. Bei der Mumie handelt es sich aber offensichtlich nicht um diese Person.
"Lokale Händler haben vermutlich einen nicht verwandten mumifizierten Körper in den Sarg gelegt, um ein vollständigeres 'Set' zu verkaufen", erklären die Wissenschaftler die Mumie im falschen Sarg. Dies sei eine gängige Praxis im lokalen Antiquitätenhandel.
Verwendete Quellen:
- PLOS One: Multidisciplinary discovery of ancient restoration using a rare mud carapace on a mummified individual from late New Kingdom Egypt
- ScienceAlert: Ancient Mummy Found Entombed in Strange Cocoon Never Seen by Archeologists
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