• "Oh mein Gott, das wird so geil", hört man Influencer Marcel in der ersten Folge von "Couple Challenge" kreischen.
  • Bereits nach Folge eins der neuen TVNow-Show ist klar: Nein, wird es nicht.
  • Weder intellektuell noch unterhaltungstechnisch und verbal schon gar nicht.
Christian Vock
Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Was tun, wenn alle Singles vermittelt, alle Spielchen gespielt und alle Maden gegessen sind? Dann kramt man eben jeden und alles, was aus all den Dating-Formaten entstanden ist, zusammen und macht ein neues Format daraus. Oder wie es bei RTLs Streamingdienst TVNow seit Dienstag heißt: "Couple Challenge".

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In der neuen RTL-Produktion, deren erste beiden Folge ab 8. Dezember und dann immer wöchentlich bei TVNow zu sehen sind, werden leidlich bekannte und irgendwie in Verbindung stehende Paare in die Wildnis geschickt, wo sie gegen ein Preisgeld zusammen Aufgaben erledigen müssen. Geht eine Aufgabe schief, wird von der möglichen Gewinnsumme von 100.000 Euro ein bestimmter Betrag abgezogen.

In einer regelmäßigen Nominierungszeremonie wird den Paaren die Möglichkeit gegeben, sich per Stimmabgabe gegenseitig selbst zu reduzieren. Die beiden Paare mit den meisten Stimmen müssen noch einmal gegeneinander antreten. Wer verliert, ist raus, wer gewinnt, darf weitermachen bis am Ende nur noch drei Paar gegeneinander um das Restgeld kämpfen.

"Couple Challenge": Das Personal ist die halbe Miete

Das alleine dürfte schon für ein oder zwei Nervenzusammenbrüche, mindestens aber für ein bisschen Streit unter den Kandidaten reichen. Aber in der RTL-Gruppe hat man Erfahrung darin, Promis zur Eskalation zu treiben und deshalb bei "Couple Challenge" streng auf das richtige Personal geachtet.

Mit dabei sind:

Wem bei dem einen oder der anderen Kandidaten jetzt ein "Wer bitte?" im Kopf herum flirrt, der dürfte damit nicht alleine sein. Es sei aber so viel verraten, dass die meisten der Kandidaten schon eine erfolgreiche Kurzkarriere in Trash-TV-Formaten wie "Temptation Island", "Prince Charming" oder "Das Sommerhaus der Stars" hinter sich haben. Man ist also gewohnt, sich körperlich und/oder mental zu entblößen.

Und die ersten Kandidaten legen auch gleich los wie die Feuerwehr. Christina Dimitriou und Aleks Petrovic sind per Schienenfahrrad unterwegs ins Camp und loten bereits hier ihre Toleranzgrenzen aus, weil Aleks die Anreise eher als Personalcoaching betrachtet. Und auch das zweite Pärchen, Marcel und Lisa, ist bei seinem Weg zum Camp dem Streit näher als der Liebe.

Es wird laut werden

Immerhin schafft Youtuber Marcel dabei das Kunststück, mit seiner grundlos überdrehten Schreierei, dem Zuschauer bereits auf die Nerven zu gehen, bevor die Show überhaupt so richtig startet: "Überall Kameras... Lisa, wink mal!", entlockt der exaltierte Österreicher seiner Freundin schon nach 13 Minuten eine Scheibenwischer-Geste. Fairnesshalber muss man sagen, dass der Lärmpegel mit jedem weiteren Promi-Einzug nicht gerade geringer wird und Marcel in puncto Überdrehtheit ziemliche Konkurrenz bekommt.

Zum Beispiel vom Influencer-Pärchen Anna und Tatiana. Die beiden ziehen ebenfalls mit Maximallautstärke ein und unterscheiden sich sprachlich nur in Nuancen von Christina und Aleks. Während Christina ihre aktuelle Situation so einschätzt: "Ich f*ck mein ganzes Leben!", sieht sich Anna in einer nur unwesentlich anderen Lage: "Alter, ich f*ck mein Leben!" Alles in allem also eine höchst illustre Truppe, die bereits im "Normalzustand" keine Zweifel daran lässt, dass es hier zu langweilig zugehen wird.

RTL reicht das aber offenbar noch nicht als Arbeitsprobe und so bekommt der Trash-TV-Fan mithilfe von kleinen Vorschauen gezeigt, was er hier zu erwarten hat.

Hier eine kleine Zitat-Auswahl:

  • "Lach noch einmal und ich schwör, ich ertränk dich im See!"
  • "Sie hat sich definitiv mit der Falschen angelegt."
  • "Betitel mich nicht als Wichser!"

Alter Wein in neuen Schläuchen

Mit intellektueller Gnade hat der Zuschauer hier also nicht zu rechnen und als Eskalationskatalysator gibt es ja noch die Spiele. Die sind nicht nur physisch und psychisch herausfordernd, sondern arbeiten auch mit dem sozialen Druck, der Gruppe bei Versagen ein paar Euro von der Gewinnsumme zu rauben.

In Folge eins müssen die Kandidaten zum Beispiel auf einem recht hohen Steg über dem See balancieren und sehr persönliche Fragen beantworten. Und so wird Melody Haase mit den Kalendersprüchen der anderen im Rücken zum Sprung gedrängt.

Noch schlimmer ergeht es Lisa in Folge zwei, als sie vom eigenen Freund Marcel in exzentrisch-wütender Weise gedrängt wird, sich nicht so anzustellen. Da muss der Österreicher in puncto Fernsehunterhaltung etwas grundlegend falsch verstanden haben. In puncto Sozialkompetenz sowieso.

Und so ist es die klassische Trash-TV-Formel, mit der RTL auch bei "Couple Challenge" wieder arbeitet: geld- und geltungsbedürftige C-Promis, zwischenmenschliche Brandherde, sozialer Druck und herausfordernde Spielchen – lediglich das Setting ist hier ein anderes als bei Dschungelcamp und Co. Für Trash-TV-Fans dürfte "Couple Challenge" ein Pflichttermin sein, für alle anderen, die Fernsehen wirklich mögen, eher nicht.

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