Das ging schneller als gedacht: 90 Tage lang wollten die Macher des "Stromberg"-Films versuchen, über Investitionen der Fans des Büroekels eine Million Euro für ihr Projekt zusammenzubekommen. Eine Woche später war das Ziel bereits erreicht. Davon konnte Hauptdarsteller Christoph Maria Herbst noch nichts ahnen, als wir ihn einen Tag nach Beginn der Aktion zum Interview baten. Ein Gespräch über den typischen "Stromberg"-Fan und darüber, warum die Serie unbedingt ins Kino muss.

Ein Interview

Wir haben gerade noch einmal auf der Webseite von "Stromberg - Der Film" nachgeschaut: Die 100.000-Euro-Grenze ist schon nach einem Tag geknackt ...

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Was, echt?

Ja. Sie hatten es also noch nicht gehört?

Nein, hatte ich nicht. Dann fehlen ja quasi nur noch 90 Prozent. Ich habe gestern noch mit einem Freund gesprochen, der sich auch einloggen wollte. Der ist überhaupt nicht reingekommen. Das roch auch schon danach, dass das System kurz davor ist zu kollabieren. Was ja eine sehr spannende Geschichte ist. "Hotel Desire, Teil 2" (ein ebenfalls durch "Crowd Funding" finanzierter Erotikfilm; Anm.d.Red.) könnte man damit ja schon realisieren. "Stromberg - der Film" wird aber weniger pornografisch sein.

So viel können Sie also schon verraten?

(Lacht) Ja, so viel kann ich verraten. Sicherlich eine Nachricht, mit der Sie nicht gerechnet haben.

Auf keinen Fall. Aber hätten Sie gedacht, dass das so schnell geht, dass die "Stromberg"-Fans so hinter dem Projekt stehen?

Ich konnte ja mit dem Begriff "Crowd Funding" bis vor zwei Wochen, als mich Ralf Husmann (Autor und Produzent der Serie; Anm.d.Red.) damit konfrontierte, überhaupt nichts anfangen. Ich musste mich also auch erst einmal in diese Thematik einlesen und habe viel gelernt dabei. Beispielsweise, dass das Ausland in diesem Punkt seit Jahren ja viel innovativer ist als wir. Da ich persönlich überhaupt keine empirischen Werte hatte, ist das Ganze ein Projekt auf sehr tönernen, aber eben auch spannenden Füßen.

Durch persönliche Begegnungen können Sie wahrscheinlich die "Stromberg"-Fans einigermaßen einschätzen. Glauben Sie, dass der Anklang, den die Aktion findet, eher was mit Fan-Liebe zu tun hat, oder sehen die Leute die Investition dahinter, weil sie glauben, dass der Film gut funktioniert?

Das verhältnismäßig diffuse Bild, das ich vom "Stromberg"-Fan habe, lässt eigentlich nur die Vermutung zu, dass es ihm nicht um die Investition geht. Die Menschen, die mir auf der "Stromberg"-Kinotour oder meiner eigenen Lesetour begegnet sind, machten keinen Hehl daraus, wie geil sie die Serie finden und haben mir dann auch auf der Lesetour oftmals "Stromberg"-DVDs zum Unterschreiben gegeben. Das zeugt schon davon, dass die Leute sehr daran interessiert sind, diese Fernsehserie auf die große Leinwand gehievt zu bekommen.

Und im Kino sollte man diesen gruppendynamischen Effekt nicht unterschätzen: Wir 700, 800, 900 Menschen, die wir hier zusammen im Kino sitzen, wir finden alle die Serie klasse und gucken jetzt alle gemeinsam in diesem riesigen Wohnzimmer. Insofern schreit das fast danach, "Stromberg" ins Kino zu bringen. Das ist ja auch eine Idee, die wir schon seit mehreren Jahren verfolgen.

Wir bemühen uns auch immer, mit feinsten Pinselstrichen zu arbeiten: Da passiert eine Menge im Vordergrund, da passiert eine Menge im Hintergrund, was für mich eigentlich auch der Grund ist, warum sich die DVDs so gut verkaufen. Die Leute wollen die Folgen öfters sehen und entdecken immer wieder neue Kleinigkeiten. So geht's selbst mir als Hauptdarsteller, dass ich erst beim zweiten, dritten Mal Hinschauen sehe, ach schau mal, dass ich ja lustig, was der Bjarne (Mädel alias Berthold "Ernie" Heisterkamp; Anm.d.Red.) da im Hintergrund noch gespielt hat.

Sehen Sie aus künstlerischer Sicht ein Risiko oder Schwierigkeiten, das etablierte Serienformat ins Kino zu bringen? Dass man das, was normalerweise in 20, 25 Minuten abgehandelt wird, auch über 90 Minuten oder zwei Stunden hält?

Ich würde es momentan als Herausforderung umschreiben, der sich unsere Autoren gerne stellen werden. Allen voran natürlich der Husmann. Es ist ja nicht so, dass der nur den 30-Minüter könnte. Er hat ja mit Dr. Psycho schon bewiesen, dass er auch den 60-Minüter draufhat, und der Schritt zum 90-Minüter ist dann nicht mehr so groß. Und wenn jemand weiß, dass man bei "Stromberg - der Film" als 90-Minüter - und ich denke, der Film wird diese gute Komödienlänge von 90 Minuten haben - nicht einfach nur drei, vier Folgen ineinander verschachteln kann, dann Ralf Husmann.

Wichtig ist uns allen auch, dass jetzt nicht auf einmal Mario Adorf hinten durchs Bild läuft oder wir Anleihen bei "Alarm für Cobra 11" nehmen und "Stromberg" aus irgendwelchen brennenden Autos herausgeschweißt werden muss. Wir bleiben diesem "Stromberg"-schen Kosmos schon treu - so wie es die "Simpsons" auch gemacht haben.

Also kann man sich das eher so vorstellen, dass der Film da anfängt, wo die letzte Staffel aufgehört hat? Oder wird das was ganz Eigenständiges?

Nee, ich bin fest davon überzeugt, dass sich der Film inhaltlich in die Serie einreiht.

Kann man bei der Figur "Stromberg" irgendwelche Überraschungen erwarten? Gibt es vielleicht irgendwelche Facetten, die man besser im Kino erkunden kann?

Das glaube ich eigentlich nicht. Ich würde es für einen Fehler halten, wenn man im Kinofilm die Menschen auf einmal mit ganz neuen Charaktereigenschaften konfrontiert, die bislang aber noch nicht schlüssig angelegt waren. Ich denke, dass wir auf dem fußend, was bislang da war, uns einfach da rantrauen, eine 90-minütige Geschichte zu erzählen. Das wird nicht mehr und nicht weniger sein.

Könnten Sie sich vorstellen, die Kunstfigur "Stromberg" aus der Serie hinauszutragen, wie es Hape Kerkeling mit "Horst Schlämmer" macht?

Nee, das kann ich mir irgendwie überhaupt nicht vorstellen. Ein Hape Kerkeling und auch ein Olli Dittrich und ich kommen aus unterschiedlichen künstlerischen Nestern. Der "Stromberg" war für mich ja nie ein Alter Ego, nie eine Stand-up-Figur. Ich selbst betrachte mich ja auch nicht als Comedian. Es war für mich immer eine schauspielerische Aufgabe. Und so wie sich beispielsweise ein Götz George niemals als "Schimanski" und ein Anthony Hopkins niemals als "Hannibal Lecter" aufs "Wetten, dass..?"-Sofa setzen würde, so wenig käme ich auf den Gedanken, das zu tun.

Dann müssen Kollegen in Drehpausen auch nicht fürchten, von ihnen beleidigt zu werden? Sie schalten die Figur quasi an und aus.

(Lacht) Im Drehgeschehen selber, da sind wir dann schon sehr in den Figuren. Aber der Bjarne und der Olli Wnuk (alias Ulf Steinke; Anm.d.Red.) und auch der Lars Gärtner, der den Becker spielt, und eben auch ich, wir wissen ganz genau natürlich, wo wir Rolle sind und wo nicht.

Nochmal kurz zurück zum Film. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, steht inhaltlich noch gar nichts, oder?

Genau, da hänge ich ja auch immer von dem ab, was Husmann mir mitteilt, und der ist sehr verschwiegen, der ist wirklich fleischgewordenes Fort Knox. Was den Inhalt des Drehbuchs anbelangt, bin ich aber unfassbar gelassen. Ich dachte ja schon nach jeder Staffel, was sollen wir denn bitte noch erzählen, und Husmann hat es immer geschafft, alle damit zu überzeugen, was er da aus seinem kranken Hirn und aus den Hirnen der anderen so rausmelkt. Da wird er uns alle ein weiteres Mal überraschen.

Letzte Frage: Wenn man 50.000 Euro investiert, kann man sich beispielsweise an seinem ersten Chef rächen. Man denkt sich nach dessen Vorbild einen Namen und Eigenschaften aus, die Autoren machen daraus dann eine Figur im Film. Hätten Sie denn einen Kandidaten, den Sie da gerne sehen würden?

Mein Kandidat ist ja schon der "Stromberg", in dem ich mir ja schon so wahnsinnig viele Chefs, die ich in meinem eigenen Leben erlebt habe, reintherapiert habe, dass mir eine weitere Figur nicht einfallen würde. Alleine der Haarkranz und der Klobrillenbart sind letztlich nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern so sahen viele meiner Chefs aus, damals in den 80er-Jahren, als ich bei einer großen deutschen Bank eine Lehre gemacht habe.

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