Stumpf ist Trumpf. Seit neun Folgen beweisen die Sommerhäuser, dass ihnen für 50.000 Euro zwar nicht alle Mittel, aber doch so einige recht sind. In Folge zehn ist das nicht anders. Hier muss sich Caro in all dem Gezeter entscheiden, ob sie Eva vor die Tür oder ihre Freundschaft zu Lisha auf's Spiel setzt. Am Ende gelingt ihr beides.

Christian Vock
Eine Kritik

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Eigentlich bedarf es keines Rückblicks auf die vergangene Folge, um beim "Sommerhaus der Stars" den roten Faden nicht zu verlieren. Von Folge eins an scheint RTL nämlich kein Videomaterial aus dem Haus zu finden, auf dem die Bewohner nicht miteinander streiten. Der rote Faden im Haus ist daher einfach ein dickes Tau, mit dem die Insassen aufeinander einschlagen.

Schön ist das nicht und auch wenn Eskalation zum Konzept dieser Show gehört, hat die in der vergangenen Sommerhaus-Folge neun doch so ziemlich alle Grenzen dessen überschritten, was man gemeinhin als Fernsehunterhaltung bezeichnen kann.

Eine gute Figur machte dabei niemand. Sollte RTL aber nichts Essentielles weggelassen haben, lieferte den Schimpf-und-Schmutz-Höhepunkt der vergangenen Woche Youtuberin Lisa. Bei einem Streit mit Eva Benetatou machte Lisha einen etwas längeren Ausflug in die Vulgärsprache – zählt man ihre bisherigen Äußerungen dazu, ergibt das sogar schon fast einen Kurzurlaub.

"Das Sommerhaus der Stars" – ein Spiel oder das Leben?

An dieser Stelle nun verschmelzen die Folgen neun und zehn und während die Bewohner noch den heftigen Streit ausklingen lassen, stoßen sie dabei in philosophische Galaxien vor, die nie ein Trash-TV-Kandidat zuvor gesehen hat. Michi (Freund Diana Herold) entdeckt als Erster die Auswirkungen der Show auf seine eigene Lebenswirklichkeit: "Solche Diskussionen und so ein Scheiß, was hier heute ablief, das ist Lebenszeit, die ich verschwende."

Fast zur gleichen Zeit ist seine Freundin Diana einer ähnlichen Erleuchtung auf der Spur und erkennt ein Spiel im Leben beziehungsweise ein Leben im Spiel: "Für mich ist das hier kein Spiel, es ist mein Leben", meint Diana, als sie Eva darum bittet, die Sache nun mal ruhen zu lassen und hat damit sogar irgendwie recht.

Vom Ruhen lassen kann indes bei Lisha keine Rede sein: "Ich mein' alles genau so wie ich es gesagt hab'", erklärt sie der restlichen Belegschaft und teilt noch einmal ihre Einschätzung über den Karriereunterbau von Eva mit: "Für mich wird sie immer diejenige sein, die vom Bachelor geb*mst und fallengelassen wurde. Und das ist ihr größtes Problem." So weit, so bekannt.

Lisha: "Das Hinterhältigste, was je passiert ist"

Was also kann der Zuschauer tun, um sich nach einer Folge "Sommerhaus" nicht Augen und Ohren auswaschen zu wollen? RTL bietet hier die verschiedenen Spielchen an – zumindest zum Schein. Denn zum einen liegt der Unterhaltungswert, den Sommerhäusern beim quälend langen Lösen einer einfachen Rechenaufgabe oder beim Nennen von vier Konsonanten zuzusehen, im kaum wahrnehmbaren Bereich.

Zum anderen geht es bei den Spielchen nicht um ein kameradschaftliches Kräftemessen, sondern lediglich darum, sich für das ganze Gezeter die bestmögliche Ausgangslage zu verschaffen. Wenn man weiß, dass man selbst nicht rausgeschmissen werden kann, lässt es sich einfach viel leichter beleidigen.

Dass ein Sieg bei einem der Spielchen aber auch in die ganz andere Richtung ausschlagen kann, merken Caro und Andreas Robens. Die haben zwar ein Spiel und damit Schutz vor der Nominierung gewonnen, müssen aber gleichzeitig ein gesichertes Pärchen "entsaven". Weil sie sich trotz gegenteiliger Ankündigungen für Lisha und Lou entscheiden, brennt der Baum.

"Das ist so ekelhaft, wenn man merkt, wie Menschen wirklich sind", stellt Lou verbittert fest. Ein Spiel ist eben nur dann ein Spiel, wenn das alle so sehen. Sonst ist es wieder das Leben. "Das, was die heute gemacht haben, war das Hinterhältigste, was je passiert ist", zieht Lisha ein Zwischenfazit, an das sie weitere Beleidigungen anschließt.

Eva Benetatou und Chris müssen gehen

Doch während Caro aus den gebrochenen Versprechen nichts lernt und bei der kommenden Nominierung Lishas Abwahl ausschließt, sieht Andreas nur das Preisgeld und ist bereit, mindestens einen Ellbogen dafür einzusetzen. Und so kämpft man sich als Zuschauer einmal mehr durch Hassbotschaften, Verachtungsbekundungen und Beleidigungsmitteilungen.

Nach all dem Beschimpfen und dem Intrigen spinnen der inzwischen zehn Folgen vom "Sommerhaus der Stars" ist man als Zuschauer intellektuell so mürbe und moralisch so abgestumpft, dass einem beim Zugucken ein heißes Bügeleisen auf den Kopf gelegt werden könnte – man würde es nicht merken. Trash-TV ist eben auch eine Frage der Dosierung.

Am Ende dieser Überdosierung steht in Folge zehn jedenfalls für die Nominierung das Duell Eva Benetatou und ihr Verlobter Chris gegen Lisha und Lou an und damit die Frage im Raum, ob Caro ihr Versprechen diesmal halten wird. Das tut sie und die ausgeschiedene Eva glaubt, dass sich Andreas mit dieser Wahl sein eigenes Grab geschaufelt hat. Eine nicht ganz abwegige Entscheidung, denn Lisha denkt gar nicht daran, Caros Wortbruch zu vergessen und so wird es auch in Folge elf genauso weitergehen wie bisher. Oder wie es Lisha formuliert: "Richtiger Zirkus hier."

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