199 Kandidatinnen nahmen teil, doch am Ende des Jahres kann es nur eine geben: Guido Maria Kretschmer kürte die "Shopping Queen des Jahres". Das ist nicht nur für Frauen interessant. In der Vox-Show können vor allem Männer viel lernen. Eine TV-Kritik in fünf Lektionen.

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Frauen quieken und ein drolliger Designer sagt immer wieder, dass man ein "Gefühl für den Schuh" entwickeln muss - das kann nur eines heißen: Es ist wieder Zeit für "Shopping Queen". Falls Sie die Vox-Show noch nie gesehen haben, im Zweifelsfall also ein Mann sind, hier kurz das Konzept im Schnelldurchlauf: Die Kandidatinnen haben jeweils vier Stunden Zeit, um mit einer Begleitung ihrer Wahl für 500 Euro ein Outfit zu einem bestimmten Thema zusammenzustellen. Am Ende bewerten sie sich gegenseitig mit Punkten von eins bis zehn. In etwa also wie "Das perfekte Dinner", nur eben mit Klamotten. Und dass der Lieblingsdesigner der Deutschen (= deutschen Frauen), Guido Maria Kretschmer, seinen Senf dazugibt.

199 Kandidatinnen (und ein paar Männer) haben im vergangenen Jahr an der Sendung teilgenommen, vier der 46 Gewinnerinnen treten in der letzten Ausgabe noch einmal an, um die "Shopping Queen des Jahres" zu küren: Rose-Marie (60) aus Bonn, Jess (32) aus Berlin, Pegah (40) aus München und Aimee (22) aus Hamburg. Und da natürlich heute keine Sendung mehr ohne "Prominente" auskommt, werden die Damen von Yasmina Filali (hauptsächlich Ehefrau von Thomas Helmer), Claudia Effenberg (ebenfalls Fußballergattin und peinliche Oktoberfestbesucherin), Christine Neubauer (vor allem "Superweib", nebenbei auch Schauspielerin) und Verena Kerth (Fast-Spielerfrau als ehemalige Gespielin von Olli Kahn) begleitet.

Die Psychologie der Frauen

Die C-Promi-Riege dient als Unterstützung auf der Suche nach dem perfekten Outfit zum von Vox spendierten Designerschuh. Als Erste ist die großflächig tätowierte Jess an der Reihe. Sie öffnet ihren Karton. Darin liegt ein seltsamer durchsichtiger Plastikschuh, mit Perlen besetzt und roter Sohle. Kretschmer erklärt, dass es sich dabei um Louboutins handelt (wenn Ihnen das nichts sagt, schauen Sie sich eine beliebige Folge von "Sex And The City" an). Jess quietscht vor Freude: "Kurz ist mir das Herz stehen geblieben und dann eine Träne rausgerollt."

Lektion Nummer eins: Schuhe sind mehr als Schuhe

Die kurze Szene zeigt: Für einen Mann mag dieser Lederlappen um den Fuß nur ein Nutzgegenstand sein, der dafür sorgt, dass der Fuß sauber und warm bleibt – und die Hundehaufen auf den Gehwegen. Für Frauen kann er Weihnachten und Geburtstag zugleich sein.

Lektion Nummer zwei: Was Frauen einander ins Gesicht sagen, ist noch lange nicht das, was sie meinen

Nach der Einkaufstour mit Claudia Effenberg geht es zur Wertung. Jess stolziert in einem schwarzen Kleidchen über den Laufsteg. Eine der Prominenten sagt zu ihr: "Du siehst aus wie eine Prinzessin, eine Elfe." Jess strahlt geschmeichelt. Ein paar Minuten später sagt die Jurorin in die Kamera: "Ich hätte mir etwas anderes von ihr gewünscht."

Lektion Nummer drei: Ein gutes Outfit löst alle Konflikte

Bei Pegah und Christine Neubauer zeigt sich wenig später, dass Streit und Versöhnung nirgends so nah beieinander liegen wie bei "Shopping Queen". Die beiden Frauen stehen in einem Laden, das Outfit zu den sündhaft teuren Clownsschuhen von Stella McCartney (für die Modemuffel: die Tochter von Paul McCartney) ist fast fertig. Superweib Neubauer ist allerdings der Ansicht, dass noch eine Pudelmütze fehlt. Pegah nicht. Die beiden bekommen sich in die Haare und verlassen das Geschäft. Beim Anblick des fertigen Looks ist die Welt wieder in Ordnung und es wird ausgiebig mit "Oh, Schatzi"-Ausrufen um sich geworfen. Daraus lernt Mann: Klappt es mit den Klamotten, klappt es auch mit der Prominenten (dem Ehemann).

Lektion Nummer vier: Bei Haaren hört der Spaß auf

Noch explosiver wird es bei Modebloggerin Aimee. Knapp 25 Minuten hat sie noch, als sie den Laden des Berliner Promi-Coiffeurs Shan Rahimkhan stürmt. Der steht ihr auf den ersten Metern im Weg, sie hechtet grußlos mit den Worten "Hoch zum Friseur" und "Bist du, ne?" an ihm vorbei. Rahimkhan nimmt es noch gelassen, auch als sie ihm gehetzt immer wieder beim Schneiden der Haare unterbricht, um ihm mitzuteilen, wie er seinen Job zu machen hat.

Als der Friseur schließlich fertig ist, sagt sie: "Das sieht scheiße aus." Das ist wohl zu viel für den Mann, dem die Promis vertrauen. Ein paar Minuten später stehen Aimee und Begleitung Verena Kerth samt Kamerateam vor dem Laden. Rahimkhan hat sie rausgeschmissen. Eine Premiere auch bei "Shopping Queen". Eindrucksvoller kann man es wohl nicht beweisen: Frauenhaare sind eine Kampfzone, die man nicht betreten sollte.

Lektion fünf: Von Guido lernen, heißt siegen lernen

Klarer Star der Sendung ist aber auch in der letzten Folge des Jahres wie immer Guido Maria Kretschmer. Der Mann, der es geschafft hat, Frauen so zu kritisieren, dass sie ihn trotzdem lieben. Über Gabi, die "Shopping Queen der Herzen", sagt er etwa: "Das sieht aus wie ein Kaktus mit Pumps". Und doch nimmt sie ihm die Worte nicht übel. Selbst Aimee, die er wegen ihrem Ausraster beim Friseur zurechtweist und deswegen im Finale knapp gegen Rose-Marie verliert, verzieht keine Miene.

Das liegt vor allem daran, dass Kretschmer so über Frauen spricht wie über Mode: liebevoll, voller Hingabe, mit Leidenschaft. Drei Stunden "Shopping Queen" sind wie eine Wohlfühlkur für das weibliche Gemüt. In der Frauen immer und immer wieder gesagt wird, wie wertvoll und einzigartig sie sind. Dafür sollte man Guido Maria Kretschmer eigentlich dankbar sein. So lange, bis es auch der letzte Mann kapiert hat.

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