Eines kann man Kellner Norman nicht vorwerfen: Dass er unbedingt Gastro-Unternehmer werden wollte. Doch als sein früherer Chef im Spreewald-Ausflugslokal "Kutzeburger Mühle" plötzlich aufgab, war Not am Mann. Und Norman wurde zum Wirt. Keine gute Idee. Frank Rosin musste einmal mehr Wunder wirken.
Vorgedrängelt hatte er sich wirklich nicht. Und bei seiner neuen Berufswahl, die ihm schnell zur Belastung und Qual wurde, blieb dem gelernten Kellner kaum Zeit, sich ernsthaft Gedanken darüberzumachen. Nun ist es aber nun mal so: Seit November 2019 ist Norman der neue Wirt in der "Kutzeburger Mühle". Sein Vorgänger hatte sich bei dem eigentlich so schmucken, schön gelegenen Touristen- und Stammgäste-Lokal aus dem Staub gemacht. Warum, das wurde in der Kabel-Eins-Sendung "
Um den Betrieb vor dem sicheren Untergang zu bewahren, schlüpfte der 34-Jährige, der über keinerlei Führungserfahrung verfügte, gezwungenermaßen in die Chef-Rolle. Und schnell verbrannte sich Norman die Finger. Höchste Not am Mann. Und Frank Rosin, der zupackende Gastro-Experte, der schon wahre Wunder Wirklichkeit werden ließ, war gefordert.
Ein Schmuckstück - komplett heruntergewirtschaftet
Vor Ort klappte dem Dorstener Starkoch allerdings erst einmal die Kinnlade runter: Wie kann man nur so ein Schmuckstück so rasch herunterwirtschaften? Die Ekel-Küche strotzte vor Schmutz - ein "richtiger Sauhaufen". Und das kulinarische Konzept "glänzte" mit Dürftigkeit. Statt Sorgfalt und Liebe zum Detail herrschte in der "Mühle" offenbar stets das Prinzip "schnell, schnell": Um den Hunger der Gäste zu stillen, verließen einfallslos garnierte Schnitzel wie vom Fließband die Küche.
Service und Atmosphäre im Lokal waren dabei tipptopp. An ihnen hatte auch Frank Rosin bei seinem ersten Besuch - und nach einem großen Testessen mit 50 eher frustrierten Abgespeisten - nichts zu mäkeln. Was der "Mühle" fehlte, war ein Herz - und ein Anführer mit Hintern in der Hose. "Du musst führen lernen, sonst bist du kein Chef", schimpfte er Norman. Und das völlig zurecht.
"Rosins Restaurant": Durchs Tal der Tränen
Eine frustrierende Ausgangslage also - und dann brach auch noch die Pandemie mit ihren Ausgangsbeschränkungen über das Land herein. "Norman und ich haben viel geweint, weil wir nicht gewusst haben, wie's weitergeht", klagte Kellnerin Alina, die privat mit dem "Mühlen"-Chef liiert ist, dem Kabel-Eins-Kamerateam ihr Leid. "Keine Gäste, kein Geld - das alte Lied", musste Rosin schonungslos nüchtern feststellen.
Doch dann schaltete nicht nur er den Turbo an: Ein Prachtlokal wie die "Mühle", das das Zeug dazu hat, eine Gastro-Goldgrube zu sein, darf einfach nicht untergehen. Nun hieß es: Raus aus der Schockstarre, anpacken, machen! Und was zu tun war, lag ja eigentlich auf der Hand: Norman höchstpersönlich schnappte sich die Putzutensilien und brachte zusammen mit seinem Chefkoch Sven erst einmal die Küchenhygiene auf Vordermann.
Dann ging's ans Eingemachte - an Svens solide, aber arg biedere Hausmannskost. "Mit Qualität hat das nichts zu tun", ging der Koch selbst mit seinen dürftigen Küchenkünsten hart ins Gericht. Er wollte aber lernen. Und Zwei-Sterne-Koch Rosin ist eben genau der Richtige, der auch einfachen Schnitzelrezepten den nötigen Pfiff verpassen kann.
Plötzlich schmeckt es wieder - auch die Plinse
Das Gute an der Radikalkur: Die Gäste der "Kutzeburger Mühle" kehrten rasch zurück - trotz Corona. Weil das Lokal im idyllischen Spreewald über großzügige Außenanlagen verfügt, ließ sich nicht nur der Biergartenbetrieb schnell wieder hochfahren. Auch das Außer-Haus-Verkaufsgeschäft brummte. Und das Beste daran: Plötzlich schmeckte sogar die Plinse aus der "Mühle" wieder extra lecker!
Manchmal muss man eben einfach nur die Hausaufgaben machen, um zu überleben. Der Koch lernte wieder das Kochen. Norman büffelte das Organisieren, Planen, Kalkulieren und Führen. Und schon flutschte es. Dank des Sommergeschäfts und der vielen Ausflügler muss sich das Restaurant und seine vormals so überforderten, jetzt hochprofessionellen Betreiber keine Zukunftssorgen mehr machen.
"Wie die Leute hier sich aus der Krise gezogen haben, ist eine mega-vorbildliche Aktion", so der Restaurant-Retter im Schlussfazit. Und für Wirte wie Norman hatte er einen Tipp, der wirklich Mut macht: "Du kannst dir selber aus der Krise helfen." © 1&1 Mail & Media/teleschau
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