Harte Herausforderung für Frank Rosin: In Hessen bekam es der Restaurant-Retter mit der "Kleinen Braterei" zu tun, die kaum Kundschaft hat. Den Imbisswagen betreibt ein Hartz-IV-Paar, dem das Pommes-Frites-Einmaleins offenbar fremd ist.
Sieht Sternekoch
Dass der Imbiss "Kleine Braterei" heißt, ließ sich für die rund 3.000 Menschen, die hier täglich vorbeifahren, nur erahnen - weil den Anhänger noch nicht mal ein schönes Schild schmückt.
Die unzureichende Präsenz ging auf die Kappe des Betreiberpaars Stefan und Yvonne Ummelmann. "Wir machen nur 100 Euro Umsatz am Tag, werden mit 1.200 Euro vom Amt gestützt", jammerte die zierliche und verzweifelte Zweifach-Mutter. Es war fünf vor zwölf. Ihnen blieben nur sechs Monate, um die Bude in die schwarzen Zahlen zu lenken, sonst würde ihnen das Amt die Stütze streichen, das Fritten-Projekt wäre tot. Die 12.000 Euro für den Anhängerwagen hatte ihnen ein Freund geliehen, bisher konnten sie nicht einen einzigen Euro zurückzahlen. "Ich habe Angst, dass meine Kinder gehänselt werden", sagte Yvonne, als sie das Rosin-Kamerateam in ihr Wohnzimmer einlud - der Koch wollte sich auch ein privates Bild machen.
"Viel zu viel Geschmacksverstärker"
Stefans Schwester war es, die auf die Idee kam, den Restaurant-Retter Rosin in das nordhessische Städtchen zu locken. "Die Currywurst schmeckt wie in Form gebrachter Brühwürfel. Viel zu viel Geschmacksverstärker", ekelte sich Rosin. Auch nach dem ersten Testessen hagelte es Unbehagen: Die Pommes - viel zu weich und labberig. Getränke - gab's nicht genug. "Oh, hab' ich total vergessen", sagte der überforderte Stefan.
Das größte Problem, das Frank Rosin feststelle, war Stefan selbst. Der 48-Jährige strahlte in jeder Sekunde aus, den Aufgaben nicht gewachsen zu sein. Bis zu 25 Minuten mussten die Tester auf ihre Bestellungen warten, Klar, dass die Leute unzufrieden waren. Die Testesser vergaben nur mickrige 21 von 50 möglichen Punkten.
Rosin verpasste dem Ehepaar einen Schnellkurs in Imbiss-Wissenschaften. Im 30 Kilometer entfernten Frankfurt wurde gemeinsam das "Best Worscht" besucht - die wissen nämlich, wie Imbiss geht. "Ich habe mir eine ganz fiese Fieserei ausgedacht", freute sich Rosin - und schmiss die beiden ins kalte Wasser dieses Vorzeige-Imbisses. Schürze an und los ging's, Oberhektiker Stefan musste in diesem top-strukturierten Team mitarbeiten, stümperte auch hier. Aber jetzt konnte er sich mal ansehen, wie echte Bratwurstprofis ans Werk gehen.
Rosin droht: "Sonst klebe ich alles wieder ab!"
Unterdessen verpasste Rosins Deko-Kollege Florian dem Imbisswagen der Ummelmanns einen neuen Look. Das Paar hat ihre "Kleine Braterei" danach nicht wiedererkannt. Ansprechend designt und beklebt erstrahlte nun ihr Wagen, professionelle Arbeitsflächen und eine tolle Holzoptik im Inneren ließen das Ganze nun richtig ansprechend aussehen. Das hässliche Entchen mutierte zum schönen Imbiss-Schwan.
Rosin empfahl Stefan, Sport zu treiben, um seine Hektik in den Griff zu kriegen. Es folgte eine Generalprobe mit dem Imbisswagen, bei einer Kinoveranstaltung im Freien. "Wenn das nicht klappt, klebe ich alles wieder ab am Wagen", zürnte Rosin, um ein bisschen Spannung zu erzeugen. Und deutete per Handbewegung an, dass er den Bilderbuch-Imbiss bei Versagen auch wieder in den Urzustand bringen könnte.
Es lief nicht alles rund bei diesem Test auf ungewohntem Terrain, Stefan war sich ständig selbst im Weg, aber egal: Die neue Currywurstsoße - kreiert von, na klar: Frank Rosin - haute die Freiluftcineasten vom Hocker.
Auch die finalen Testesser waren begeistert. Diesmal hatte Stefan sogar daran gedacht, vorher Getränke zu besorgen. Das Ergebnis waren überwältigende 45 von 50 Punkten, für das Ambiente gab's sogar die maximale Punkteausbeute.
Dann machte er sich wieder vom hessischen Parkplatzacker, der Retter Frank Rosin, und ließ ein endlich mal glückliches Imbissbudenpaar zurück.
© 1&1 Mail & Media/teleschau
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