Fiese Baumwurzeln, Nippelblitzer und jede Menge Hysterie: In der ersten Folge von „Reality Queens – Auf High Heels durch den Dschungel“ liefern zwölf Realitätsverweigerinnen so viel Drama, dass selbst das Dschungelcamp wie ein friedfertiger Ort wirkt.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Felix Reek dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Hilfe, meine Ohren! Warum schreien die im Vorspann alle so? Laut, ständig, immer, um nicht zu sagen: durchgängig? In Frequenzen, die selbst Panzerglas in den Freitod treiben würde? Ach so, RTL macht wieder Fernsehen, beziehungsweise: Streaming. Zwölf Frauen, zwei Camps, ein wenig domestizierte Wildnis, Titel: "Reality Queens - Auf High Heels durch den Dschungel", ab 6. Juni jeden Donnerstag wöchentlich zu sehen auf RTL+.

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Da weiß sogar Großtante Dagmar, die sonst nur Regionalfernsehen und den "Tatort" schaut, was sie erwartet. Restbudget-Verwertung von "Ich bin ein Star, holt mich hier raus". Der Sprecher? Aus dem Dschungelcamp. Die Bilder? Aus dem Dschungelcamp. Der Moderator? Aus dem Dschungelcamp. Filip Pavlovic, Sieger 2022, zum ersten Mal mit Oberbekleidung vor der Kamera. Aber zumindest so weit geöffnet, dass es nicht weiter auffällt.

Das menschliche Inventar ist die übliche Zusammenstellung professioneller Krawallmacherinnen. Emmy Russ, neben ihrer Selbstvermarktung in Fernsehen und Internet "Erotik-Model", erklärt sofort: "Ich bin kein Teamplayer, ich hasse Menschen." Verständlich, ich hasse auch Reality-Fernsehen und deren Menschen, genützt hat es uns beiden nicht.

Aber irgendwie muss das Frühstück auf den Tisch, der Glitzer auf den Körper und die Followerzahl steigen. Wer wüsste das besser als Danni Büchner ("Goodbye Deutschland! Die Auswanderer"), deren Bodycount an Realityshows mittlerweile so groß ist wie die Liste an Schönheitseingriffen ihrer elf Mitstreiterinnen lang. Und weil jede Mutter will, dass ihr Kind mal etwas Ordentliches lernt, hat sie ihre Tochter Joelina mitgebracht.

Weitere Realitätsverweigerinnen auf der Suche nach Bildschirmzeit: Ex-"Germany’s Next Topmodel”-Teilnehmerin Theresia Fischer, die eine Frisur aufträgt, wie Prinzessin Leia - wenn Haare eine Brust-OP haben könnten. Carina Spack, zu deren TV-Qualitäten in der Vergangenheit unter anderem verbales und körperliches Mobbing ("Promis unter Palmen", "Fame Fighting") gehörten. Jasmin Herren, Witwe von Willi Herren, die treffend schon vor dem Start der "Reality Queens" sagte: "Das Schlimmste sind die Menschen, nicht der Dschungel." Dem lässt sich nur schwer widersprechen.

Anruf beim Regengott

Zum Beweis stellen sich die zwölf Königinnen dieser Parallelwelt bereits bei der Ankunft im Dschungel maximal realitätsfremd an. Eine Teilnehmerin erschreckt sich vor dem nassen Sand. Claudia Haas, "Kult-Kandidatin aus DSDS", überfordert das Aussteigen aus dem Boot und sie purzelt über die Reling. Hält aber das Prosecco-Glas in der Vertikalen. Patricia Blanco rutscht der Nippel aus dem Kleid. Egal, die Auslegeware konnte bereits von allen Interessierten in "Adam sucht Eva" begutachtet werden. Ricarda Raatz ("Sommerhaus der Stars") outet sich als Tussie-Pfadfinderin, ihren Eltern sei Dank. Womit sie für die "Reality Queens" eindeutig überqualifiziert ist.

Das nächste Unheil droht allerdings schon. Wir zitieren kurz Patricia Blanco: "Scheiße!" "Aua!" "Ich hab schon Stimmen gehört, ich war im Delirium." Was ist passiert? Ein weiterer flüchtiger Nippel? Eine liebestrunkene Giftschlange? Nein, "eine Wurzel". Die können aber auch wirklich fies sein. Doch die zwölf Frauen müssen weiter, zum Camp im Dschungel, eines für "Loser" und eines mit "Luxus". Wer schneller Feuer machen kann, gewinnt.

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Extensions brennen nur mäßig

Was nach einer ziemlich unspektakulären Aufgabe klingt, entpuppt sich für die Kandidatinnen, deren natürliches Habitat Fitnessstudio und Spa ist, als Nervenkrieg. Einer der "Reality Queens" reißt bereits beim manischen Feuerstein-Aufeinanderschlagen ein Nagel. Wäre das nicht der große Einsatz für Pfadfinderin Ricarda Raatz? Wohl nicht, die sitzt in Reihe zwei und wischt sich den Schweiß ab. Panik greift um sich.

Die ersten beginnen sich die Haare auszureißen und zu verfeuern. Doch Extensions brennen nur mäßig. Wieder etwas gelernt. "Kult-Kandidatin" Claudia Haas wirft sich auf den Boden und beginnt zu beten. Eine letzte verzweifelte Tat. Dummerweise hat sie sich verwählt und den Regengott erwischt. Es beginnt zu schütten. Filip Pavlovic hat Erbarmen und wirft eine Münze. Es gewinnt das Team der Pfadfinderin. Glückwunsch an die Eltern, da war doch nicht alles umsonst.

Der Rest muss ins karge Verlierercamp, Hängematten aufhängen und sich doof anstellen. Patricia Blanco liefert sofort: "Ich kann sowas einfach nicht. Und ich will es nicht lernen." Auf dem Boden schlafen ist eh viel gesünder für den Rücken. Und die Staffel der "Reality Queens" noch lang. Die Luxus-Camper zischen sich derweil den ersten Alkohol rein, es war fast eine Sendestunde ohne. Eine kleine Stärkung für die nächste Folge. Da erwarten sie: Schlangen, Spinnen, "Zickenkrieg" und mehr blanke Busen von Patricia Blanco. Wahrlich eine Auswahl, die nur durch alkoholische Getränke zu ertragen ist. Aber was tut man nicht alles für ein wenig Sendezeit.

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