Die Komiker Viktor Giacobbo und Mike Müller haben mit ihren Kommentaren über Muslime für einen Sturm der Entrüstung gesorgt. Vor den Sprüchen des Duos scheint niemand sicher zu sein, egal ob es sich um eine Religionsgemeinschaft oder um eine Jet-Set-Lady handelt. Mit Kritik wegen kontroverser Witze sehen sich aber auch andere Komiker konfrontiert.

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Am vergangenen Sonntag haben sich Viktor Giacobbo und Mike Müller in ihrer Satire-Sendung über Muslime lustig gemacht. Anlass war ein Medienbericht, wonach Muslime die Einwegreise zum Mars verboten wurde. Laut dem islamischen Rechtsspruch gleicht solch eine Reise einem Suizid. "Das ist natürlich nicht das Gleiche wie ein Suizid auf einem belebten Marktplatz", kommentierte Müller. "Wenn du da im Spacekraft sitzt und neben dir sitzt ein Moslem, ein bisschen nervös wirst du schon", ergänzte Giacobbo. Außerdem wäre es auf dem Mars schwierig, den Gebetsteppich in Richtung Mekka auszurichten. Doch immerhin gebe es dort genügend Steine für Steinigungen.

Empörung bei der islamischen Gemeinschaft

Islamische Verbände wie das Forum des fortschrittlichen Islams sind empört über diese Sprüche. Solche Verallgemeinerungen würden Vorurteile verstärken. Moslems würden als Attentäter und als naturgemäss gewalttätig dargestellt. Laut "20 Minuten" will Qaasim Illi, der Sprecher des Islamischen Zentralrats, Beschwerde bei der Ombudsstelle der SRG einreichen: "Die beiden Herren haben offensichtlich nicht den Islam als Religion kritisiert, sondern die Muslime kollektiv als dumm, rückständig und gefährlich karikiert", sagte Illi.

Auch auf Facebook können manche Nutzer nicht über die Pointen des Satire-Duos Giacobbo/Müller lachen: "Respektlos!!! Wie ihr über den Islam geredet habt", heißt es dort. Sogar als "Drecksnazis" werden die Komiker beschimpft.

Von der Jet-Set-Lady bis zum toten Politiker

Ob Religionsgemeinschaft oder Promi: Niemand scheint vor Viktor Giacobbo und Mike Müller sicher zu sein. In den vergangenen Sendungen haben sie sich in ihrer Satire-Show über Jetset-Lady Vera Dillier und ihren Partner Felix Guyer lustig gemacht. "Früher waren Giacobbo und Müller mal lustig, doch heute sind sie nur noch langweilig", ärgert sich Dillier in einem Gespräch mit "Blick.ch". Nach Guyers Hirnblutung und seiner aufgedeckten Affäre kann Dillier über Kommentare wie: "Ihr Alter ist ja geheim. Man sagt, Felix sei ins Koma gefallen, weil er ihr wahres Alter erfahren habe" nicht mehr lachen.

Nicht witzig und sogar "geschmacklos" fanden 2008 auch zwei TV-Zuseher einen Witz in der Giacobbo/Müller-Sendung über den österreichischen Politiker Jörg Haider, der unter Alkoholeinfluss bei einem Autounfall tödlich verunglückte. Die Feststellung, Österreich habe "ein Problem mit 1,8 Promille gelöst", ist laut Programmbeschwerde eine pietätlose Bemerkung über einen Verstorbenen. Der Ombudsmann der SRG erklärte diese Aussage hingegen für zulässig.

Übers Ziel hinaus geschossen

Viktor Giacobbo und Mike Müller sind nicht die einzigen, die sich nach Witzen auf Kosten anderer mit Rassismusvorwürfen und Kritik konfrontiert sahen: Im Dezember 2013 kassierte SP-Politiker Alexander Tschäppät für seine Aussagen über angeblich faule Italiener eine Strafanzeige wegen Rassendiskriminierung.

Ähnlich erging es Comedienne Birgit Steinegger: In der SRF-Sendung "Endspott" parodierte sie mit schwarz bemaltem Gesicht in einem sogenannten Blackfacing-Sketch US-Moderatorin Oprah Winfrey. Der Theaterschaffenden Raphael Urweider zeigte daraufhin das Schweizer Fernsehen an. Bei dem Sketch handle "es sich um einen bösartigen Beitrag, der unter verschiedenen Aspekten als rassistisch betrachtet werden kann", ärgerte sich Urweider in einem Interview mit der "Wochenzeitung".

Darf Satire alles?

"Es gehört zur Satire dazu, dass solche Themen karikiert und bis ins Absurde geführt werden", wird Rolf Tschäppät, SRF-Bereichsleiter Comedy, angesichts der Muslime-Witze von Giacobbo und Müller von "20 Minuten" zitiert. Doch darf Satire wirklich alles? Was ist noch lustig und was ist Rassismus? Stimmen Sie oben rechts in unserem Voting ab!

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