Volles Haus: In der neuen Realityshow "Get the F*ck out of my House" steckt ProSieben 100 Leute in ein Einfamilienhaus. Wer es dort am längsten aushält, gewinnt 100.000 Euro. Das klingt genauso absurd, wie es ist. Gestern Abend war Auftakt - und der Notarzt war auch schon da.
Dass die Lage auf dem deutschen Wohnungsmarkt zumindest in den Ballungsgebieten derzeit etwas angespannt ist, dürften mindestens die Menschen wissen, die sich in München, Berlin oder Hamburg gerade nach einem kleinen Häuschen umgucken.
Worüber sich sonst nur Vermieter freuen, macht ProSieben zum Prinzip seiner neuen Realityshow "Get the F*ck out of my House". Und das sieht so aus: 100 wildfremde Menschen ziehen für maximal vier Wochen in ein Einfamilienhäuschen, das in Raum und Ausstattung eigentlich nur für vier Personen ausgelegt ist. Jeder kann jederzeit gehen, wer am längsten drin bleibt, gewinnt 100.000 Euro.
"Ich hoff', es macht keiner groß"
Nun muss man nicht in einer WG gelebt haben, um sich auszumalen, was das bedeutet. Wenn beispielsweise jeder Bewohner nur zweimal für jeweils zwei Minuten pinkeln muss, ist das stille Örtchen also knappe sechseinhalb Stunden am Tag belegt. Das kann natürlich für gewisse Spannungen sorgen oder wie es ein Kandidat gestern ausdrückte: "Ich hoff', es macht keiner groß. Sonst raste ich aus."
Das Prinzip "von allem zu wenig, an Leuten zu viel" setzt sich natürlich in allen Bereichen fort: bei den Schlafplätzen, beim Geschirr, beim Essen und ja, auch bei den Handtüchern. Jeder Kandidat darf nämlich nur vier komplette Outfits und seine Hygieneartikel mitnehmen. Als Erstausstattung gibt es einen Steher Äpfel und Kartoffeln, alles andere muss von der Hausgemeinschaft in Spielen hinzugewonnen werden.
Das Original der Show stammt aus den Niederlanden, dem Land der absurden TV-Ideen. Für die deutsche Version zogen die Teilnehmer bereits im Mai vergangenen Jahres in ein Haus in Satzvey, einem 1000-Seelen-Ort in der Eifel. Moderiert wird die Show von
Wie "Big Brother" nur noch überdrehter
Das ist dann aber auch schon alles, was an dieser Show privat ist. Die Teilnehmer werden nämlich rund um die Uhr gefilmt, einmal in der Woche gibt es eine Zusammenfassung. Das erinnert natürlich alles an "Big Brother" - nur eben noch überdrehter.
Denn "Get the F*ck out of my House" lebt natürlich nicht nur vom Überwachungsprinzip, sondern vor allem von der Masse an Teilnehmern und den zusätzlichen Kniffen. Wie zum Beispiel dem sogenannten "Haus-Boss". Der wird von allen Teilnehmern für eine Woche gewählt und ist damit so etwas wie der Papa Schlumpf der ganzen WG-Truppe.
Das ist zwar nicht unbedingt ein Job, mit dem man im Lebenslauf glänzen kann, hat aber ein paar Vorteile. So kümmert sich der Haus-Boss um die Lebensmittelverteilung und hat vor allem einen eigenen Schlaf-und Bad-Bereich, den er teilen kann, aber nicht muss. Haken dabei: Jede Woche bestimmt der Haus-Boss eine Handvoll Leute, die das Haus verlassen muss.
Wohnen bis der Arzt kommt
Doch, ob mit Haus-Boss oder ohne – das Prinzip von "Get the F*ck out of my House" ist denkbar simpel: Man sperre ausreichend Leute auf engstem Raum zusammen und überlässt den Rest dem schieren Menschsein. Das aber bedeutet wiederum, dass mit jedem Ausstieg eines Teilnehmers das Aggressionspotenzial und damit auch der einkalkulierte Reiz für den Zuschauer nachlassen kann.
Bei der gestrigen Auftaktfolge bauten sich nach einer Anfangseuphorie nämlich bereits einige Spannungen auf: ein erster Streit ums Essen, Gezänk um einen Schlafplatz, Unzufriedenheit über einen Rauswurf und zwischendrin musste ein Kandidat sogar vom Notarzt wegen Dehydrierung aus dem Verkehr gezogen werden.
Ende der 1990er, als John de Mol sein "Big Brother" auf die TV-Zuschauer losließ, sorgte so eine Show noch für Schnappatmung unter den Moralwächtern. Knapp 20 Jahre später dürfte "Get the F*ck out of my House" kaum noch jemanden ernsthaft schockieren. Dazu hat man sich bereits zu sehr an solche Voyeurismus-Formate gewöhnt.
Wer Fan von "Dschungelcamp" und Co. ist, der dürfte auch an "Get the F*ck out of my House" Gefallen finden, zumal Schölermann und Kilka das Ganze durchaus nicht unlustig, wenn auch weniger sarkastisch als die Kollegen von RTL moderieren. Alle anderen Zuschauer dürfen ohne Gewissensbisse sagen: "Get the F*ck out of my TV" und werden damit nichts verpassen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.