Regisseur Sven Unterwaldt bringt mit seiner neuen Komödie "Schatz, nimm du sie!" in gewohnt ulkiger Manier Slapstick auf die Kinoleinwand. Dabei überzeugt aber weniger die schwächelnde Inszenierung, als die schauspielerische Besetzung. Comedy-Queen Carolin Kebekus ist in ihrer ersten Hauptrolle zu sehen.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Lara Cinetto dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Zugegeben: Sven Unterwaldts Komödien haben einen Hang zum Klamauk. Das ist spätestens seit seinen "7 Zwerge"- Filmen mit Otto Waalkes klar. Seine neue Komödie "Schatz, nimm du sie!" basiert auf dem französischen Kinohit "Mama gegen Papa", der 2015 ein Kassenschlager war.

Mehr News über TV-Shows

Rosenkrieg der etwas anderen Art

Und darum geht's in dem Film: Das Ehepaar Toni (Carolin Kebekus) und Marc (Maxim Mehmet) hat eigentlich alles, was es zum Glück braucht. Ein großes Haus, zwei gesunde Kinder und zwei Karrieren. Während Toni als Bauleiterin erfolgreich ist, läuft auch bei dem Gynäkologen Marc alles nach Plan.

Nur ein Problem haben die beiden: Von ihrer einst so leidenschaftlichen und aufregenden Beziehung ist nichts mehr übrig. Statt nebeneinander zu nächtigen, schläft der eine am Kopf- und der andere am Fußende des Ehebetts. Gemeinsame Themen? Streit bei den Kindern schlichten.

Die pubertierende, smartphonesüchtige Tochter Emma (Arina Prokofyeva) ist mit ihrem neunmalklugen, vegan lebenden Bruder Tobias (Arsseni Bultmann) nämlich durch eine innig-derbe Hass-Liebe verbunden, die in täglichen Gemeinheiten gipfelt. Und während die Kinder sich streiten, beschließen die Eltern die Scheidung.

Der Clou: Die Kids müssen entscheiden, bei wem sie künftig leben wollen. Weil Toni die Bauleitung eines Windparks auf Malta übernehmen soll und Marc einem Auslandsjob auf Haiti entgegenfiebert, entbrennt ein Rosenkrieg – und zwar darum, wer das Sorgerecht nicht bekommt.

Als Toni ihren Bald-Ex-Mann dann beim Knutschen mit einer Krankenschwester erwischt, ist ihr Ehrgeiz entbrannt. Mit hinterlistigen Psychospielchen versuchen die beiden, ihre Kinder auszutricksen. Das Ziel: Alles, nur nicht das Sorgerecht!

Solide Unterhaltung trotz schwächelnder Inszenierung

Einen gewissen Grad an gelungener Komik kann man dem Film nicht absprechen. Denn wenn Papa Marc Tochter Emma an die Hand nimmt, um sie persönlich und inklusive Abschiedskuss im Klassenzimmer abzuliefern, fühlt der Zuschauer unweigerlich die Schmach eines pubertierenden Teenagers.

Auch Toni gibt sich alle Mühe, ihre Kinder zu blamieren: Sei es als lautstarker, in eine Vuvuzela trötender Fan bei einem Schachwettbewerb mit Sohn Tobias oder als betrunkene, tanzende "MILF", die die Party von Emmas Freunden aufmischt.

Trotzdem schwächelt die Inszenierung insgesamt. Zum einen, weil das immerzu sonnige Setting, in dem perfekte polierte BMWs vorfahren, anstrengt. Und zum anderen, weil einige Gags nicht so recht zünden wollen – vor allem, weil die an sich spaßige und kurzweilige Story platten Klamauk wie einen gegen die Scheibe klatschenden Hamster gar nicht nötig hat.

Überraschend starke Schauspieler

Die Besetzung überrascht dabei umso mehr: Carolin Kebekus macht neben ihrem Schauspielpartner Maxim Mehmet eine richtig gute Figur. Als taffe, emanzipierte und emotionale Toni König zeigt die Comedy-Queen, dass sie durchaus auf der Kinoleinwand in einer Hauptrolle bestehen kann.

Auch in den Nebenrollen – darunter Axel Stein, Ludger Pistor, Annette Frier und Serdar Somuncu – ist die Besetzung durchaus stimmig. Grandios sind allerdings insbesondere die Kinderrollen: Denn Arina Prokofyeva und Arsseni Bultmann liefern sich wortwitzige Sticheleien, von denen der Film gerne mehr hätte zeigen können.

Unterm Strich: Solide Unterhaltung, der mehr Schlagfertigkeit und weniger Klamauk besser gestanden hätte.

"Schatz, nimm du sie!" startet am 16. Februar in den Kinos.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.