Die "Fantastic Four" sind eine der beliebtesten Comic-Reihen aus dem Hause Marvel. Und doch schaffen es immer wieder Regisseure, die Verfilmungen mit Karacho an die Wand zu fahren. Josh Trank geht jetzt sogar noch einen Schritt weiter - er vernichtet seine eigene Karriere gleich mit.
Wieso ist es so schwer, einen vernünftigen "Fantastic Four"-Film hinzubekommen? Der Comic ebnete den Weg für eine ganze Reihe neuer Superhelden, die mehr waren als einsam vor sich hinbrütende Kämpfer. Die "Fantastic Four" arbeiteten im Team, jeder hatte seinen ganz eigenen Charakter - vom ernsten Forscher Reed Richards bis hin zum großmäuligen Draufgänger Johnny Storm. Und das war lange, bevor die "Avengers" sich zum ersten Mal versammelten.
Die letzte Kinoversion, "Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer", ist acht Jahre alt und war an den Kinokassen ein solider Erfolg. Kritiker und Fans hassten den Film allerdings gleichermaßen.
Jetzt sollte mit einem Neustart alles anders werden. Mit Regisseur Josh Trank holten sich die Produzenten einen Independent-Filmer an Bord, der mit dem Low-Budget-Science-Fiction-Film "Chronicle" 2012 einen Überraschungserfolg landen konnte. Vielen galt Trank danach als große Hoffnung für die Zukunft des Genres. Das Team der "Fantastic Four" wurde zudem massiv verjüngt, Kate Mara als Sue Storm ist mit 32 Jahren die Älteste im Bunde.
Langer Prolog - fade Hauptstory
Der Film beginnt in einer Vorstadt-Garage, wo ein präpubertärer Reed Richards (Miles Teller) aus Teilen vom Schrottplatz eine Maschine baut, mit der er Materie teleportieren kann. Wo eben noch ein Spielzeugauto war, ist jetzt nur noch ein Häuflein Erde, das sich später als nicht von dieser Welt herausstellt. Dieses Talent bleibt nicht unentdeckt, und so landet Richards wenige Jahre später in der Forschungseinrichtung von Dr. Franklin Storm, der mit einer Gruppe junger Wissenschaftler selbst schon seit einer Weile an einem Teleporter arbeitet. Richards' Genialität war das letzte Puzzlestück das zur Vervollkommnung noch fehlte.
Als dann aber fremde Astronauten auf die erste Reise in eine Parallelwelt geschickt werden sollen, wollen sich Richards und seine Kollegen Johnny Storm (Michael B. Jordan), Victor Von Doom (Toby Kebbell) und Ben Grimm (Jamie Bell) die Pionierarbeit nicht nehmen lassen. Sie starten einen Selbstversuch, an dessen Ende sie dem Tod ins Auge gesehen haben und ihre Körper - und der der im Labor zurückgebliebenen Sue Storm - Superkräfte entwickeln.
"Fantastic Four" wirkt wie ein langer Prolog zu einer Geschichte, die dann in zwanzig Minuten abgehandelt wird: Victor Von Doom wird der mächtigste der Fernreisenden und will die Welt zerstören, die anderen müssen als Team zusammenarbeiten, um ihn zu besiegen - mal ganz was Neues! Vielleicht wäre es ohnehin sinnvoll, einen Wissenschaftler mit misanthropischen Tendenzen, der Doom - Englisch für Untergang - schon im Namen trägt, gar nicht erst in die Nähe von Hightech-Geräten zu lassen. Der Zuschauer weiß außerdem schon, dass die Hauptdarsteller Superkräfte bekommen, wieso muss man dann über 65 extrem zähe Minuten darauf warten, bis es endlich so weit ist?
Ein Regisseur, der nicht mit seinen Schauspielern redet
Regisseur Josh Trank, der auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, scheint seine Independent-Vergangenheit zudem noch nicht ganz abgelegt zu haben: "Fantastic Four" wurde zwar mit einem Budget von 120 Millionen Dollar gedreht, die Parallelwelt sieht aber aus wie eine Filmkulisse aus den 60er-Jahren mit gemaltem Horizont und ein paar Papp-Steinen. Das Unverzeihlichste ist aber, dass Trank eine ganze Reihe talentierter Schauspieler nimmt und ihnen nur billige Klischees und ungelenke Dialoge auf den Leib geschrieben hat. Die großspurig schon vor dem Kinostart angekündigte Fortsetzung ist nach einem verheerend schlechten Kinostart in den USA - statt der erwarteten 50 Millionen Dollar spielte der Film am ersten Wochenende gerade einmal die Hälfte ein - auf Eis gelegt.
Viel unterhaltsamer als der Film waren dafür die Schlagzeilen, die Josh Tranks angebliches Verhalten hinter der Kamera machte. Produzenten und Schauspieler erzählten, der Regisseur habe sich am Set "merkwürdig" verhalten und sich teilweise geweigert, mit seinen Kollegen zu sprechen. Noch drei Monate vor dem Kinostart mussten einige Szenen neu gedreht werden, weil die Originale nicht zu verwenden waren. Trank hat diese Nachdrehs genutzt, um sich von dem fertigen Film zu distanzieren. In einem - inzwischen gelöschten - Tweet schrieb er: "Vor einem Jahr hatte ich eine fantastische Version des Films fertig. Die hätte großartige Kritiken bekommen. Jetzt bekommt ihr sie aber nie zu sehen. Das ist die Realität."
Kein Wunder, dass dieses Verhalten bei seinen Geldgebern nicht gut ankam - und so muss Josh Trank jetzt nicht nur damit leben, dass sein Name für immer mit diesem katastrophalen Film verbunden sein wird. Die Produzenten feuerten ihn auch gleich für seinen nächsten Job, den zweiten Teil der geplanten "Star Wars"-Spin-offs. Und das dürfte für einen Science-Fiction-Regisseur die Höchststrafe und ein heftiger Dämpfer für die weitere Karriere sein. Das hat er sich mit "Fantastic Four" aber auch redlich verdient.
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