Der künstlerische und finanzielle Erfolg von "Matrix" brachte den Regie-Geschwistern Andy und Lana Wachowski einigen Kredit ein, den sie mit den beiden Fortsetzungen "Reloaded" und "Revolutions", "Speed Racer" und zuletzt "Cloud Atlas" nach und nach aufbrauchten. "Jupiter Ascending" soll jetzt das große Sci-Fi-Comeback sein - und ist womöglich der letzte Sargnagel in der Karriere des Regie-Duos.
"Jupiter Ascending" läuft ungefähr seit 30 Minuten, als die Heldin Jupiter Jones (
Dummerweise folgen dann noch 90 Minuten, in denen man zu keinem Moment glauben kann, dass "Jupiter Ascending" tatsächlich von den gleichen Leuten geschaffen sein soll, die mit "Matrix" vor 15 Jahren Kinogrenzen gesprengt und den Sci-Fi-Film auf eine neue Ebene gehoben haben. Heute versuchen sie sich an einer Art Shakespeare-Drama im Weltall, bei dem hinten und vorne nichts zusammen passt.
Von der Putzfrau zur Königin des Universums
Aber von vorne: Jupiter Jones arbeitet als Putzfrau in Chicago und hasst ihr Leben. Bis sie eines Tages von kleinen, gruseligen Aliens angegriffen und von einem schicken Krieger mit Wolfsbart und Spitzohren namens Caine (
So gerät Jupiter mitten in einen Familienkrieg von drei verwöhnten, unsympathischen Geschwistern, die jeder auf seine Weise ausnützen wollen, dass Jupiter genetisch ihre Mutter ist. Und die weiß jetzt gar nicht mehr, wie sie aus dem ganzen Schlamassel wieder rausfinden soll.
175 Millionen Dollar in den Sand gesetzt
"Jupiter Ascending" ist die endgültige Selbstzerstörung der Wachowskis: 175 Millionen Dollar setzen sie mit diesem Film in den Sand. Denn der wird keine Chance haben, erfolgreich zu werden, wenn sich erst einmal herumgesprochen hat, wie schlecht er tatsächlich ist. Die hanebüchene Handlung mit Dialogen aus der Drehbuch-Hölle sorgt regelmäßig dafür, dass sich beim Zuschauer die Zehennägel aufstellen. Sogar die Spezialeffekte sind eher albern als eindrucksvoll - wenn Krieger Caine auf einer Art Flug-Rollerblades durch den Himmel über Chicago schwebt, dann fühlt sich das mehr so an, als sähe man einem Kind beim X-Box spielen zu, als ein Kinobesuch.
Auch die Schauspieler scheint das miese Drehbuch schwer mitgenommen zu haben. Sie liefern durch die Bank "Goldene Himbeere"-würdige Leistungen ab, die umso trauriger stimmen, wenn man sieht, dass Channing Tatum spätestens bei "Foxcatcher" bewiesen hat, dass er eben mehr ist, als nur ein gutaussehender Sonnyboy. Eddie Redmayne als Oberschurke Balem muss sogar froh sein, wenn ihm für diesen Film sein Golden Globe und seine Oscar-Nominierung für "Die Entdeckung der Unendlichkeit" nicht wieder aberkannt werden. Er wirkt wie die Karikatur eines intergalaktischen Bond-Bösewichts - mit hysterischen Schreikrämpfen, die eher lustig sind als furchteinflößend.
In Zukunft werden die Wachowskis wieder etwas kleinere Brötchen backen müssen. Vor ihrem großen Durchbruch mit "Matrix" zeigten sie schon bei dem Kammerspiel "Bound", was sie auch mit kleinem Budget leisten können. Vielleicht ist es ja gar nicht schlecht, dass sie nach dem dritten Megaflop in Folge niemanden mehr finden werden, der ihnen unbegrenzte Mittel zur Verfügung stellt. Eine Rückkehr zu den Wurzeln könnte für sie sehr heilsam sein.
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